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Schlag auf Schlag

Schlag auf Schlag

Titel: Schlag auf Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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mehr. Pavel Menansi lag lang ausgestreckt auf dem Bett. Seine weit aufgerissenen Augen glotzten ins Nichts. Sein vor Überraschung geöffneter Mund war in dieser Stellung erstarrt. Auf der Brust, dort, wo die Kugel eingedrungen war, hatte sich ein dunkler Fleck aus geronnenem, eingetrocknetem Blut gebildet.
    Er war nackt.
    Myron starrte die Leiche einen Augenblick an, doch das Schluchzen weckte ihn aus seiner Erstarrung. Es kam aus dem Badezimmer. Myron ging darauf zu. Eine Feron's-Plastiktüte lag auf dem Fußboden. Genau so eine, wie sie auch bei den US-Open benutzt worden war. Genau so eine, wie er sie beim Mord an Valerie gefunden hatte.
    Die Tüte hatte ein Schussloch.
    Die Badezimmertür war von außen mit einem Stuhl verkeilt. Myron stieß ihn mit dem Fuß zur Seite und öffnete die Tür. Ein junges Mädchen saß auf den Fliesen. Sie kauerte in einer Ecke, hatte die Knie vor die Brust gezogen und sich an die Toilette gelehnt. Myron erkannte sie sofort. Es war Janet Koffman, Pavels neuester Schützling. 14 Jahre alt.
    Auch sie war nackt.
    Janet sah zu ihm auf. Ihre Augen waren groß, rot und geschwollen. Ihre Unterlippe zitterte. »Wir haben nur über Tennis geredet«, sagte sie tonlos. »Er ist mein Trainer. Wir haben nur über das Match gesprochen. Sonst nichts.«
    Myron nickte. Janet fing wieder an zu weinen. Er beugte sich zu ihr hinunter und legte ihr ein Badetuch um die Schultern. Er reichte ihr die Hand, doch sie zuckte zurück.
    »Jetzt ist alles gut«, sagte er, weil ihm nichts anderes einfiel. »Das wird schon wieder.«

37
    Janet Koffman hatte aufgehört zu weinen. Sie saß auf der kleinen Bank am Fenster. Dem Bett - und Pavels Leiche - hatte sie den Rücken zugewandt. Wenn Myron das Wenige, das er aus ihr herausbekommen hatte, richtig verstand, hatte jemand die Badezimmertür mit dem Stuhl verkeilt, als sie gerade im Bad gewesen war, und dann Pavel erschossen. Sie hatte nichts gesehen. Auch an ihrer anderen Aussage änderte sich nichts: Sie hatte mit ihrem Trainer über Tennis gesprochen. Myron sah davon ab, bei den Details nachzuhaken - zum Beispiel, warum sie dieses Gespräch nackt geführt hatten.
    Er hatte die Polizei gerufen. Die Beamten würden jeden Moment eintreffen. Die Frage war nur: Was sollte er mit Janet machen? Einerseits wollte er sie vor dem Rummel schützen. Andererseits wusste er, dass sie sich mit dem, was sie durchgemacht hatte, auseinander setzen musste, dass sie nicht einfach vergeben konnte, es wäre nichts geschehen. Was sollte er also tun? Die polizeilichen Ermittlungen hintertreiben oder sie den rohen Methoden der Polizei und - schlimmer noch - der Presse überlassen? Wie schuldig musste sie sich fühlen, wenn er die Wahrheit verschleierte? Doch was würde mit diesem jungen Mädchen geschehen, wenn die Geschichte über den Äther verbreitet wurde?
    Myron wusste es nicht.
    »Er war ein guter Trainer«, sagte Janet leise.
    »Es war nicht deine Schuld«, sagte Myron, und merkte, wie lahm das klang. »Denk immer daran, egal was passiert, es war nicht deine Schuld.«
    Sie nickte langsam, aber Myron war nicht sicher, ob sie ihm überhaupt zugehört hatte.
    Zehn Minuten später kam die Polizei. Dimonte allen voran. Rolly sah aus, als wäre er unter die sprichwörtlichen Räuber gekommen. Er war unrasiert. Sein Hemd hing über die Hose und war schief geknöpft. Die Haare fielen ihm wirr in die Stirn. Er hatte Schlaf in den Augen. Wenigstens waren die Stiefel ordentlich poliert. Er ging auf Myron los. »Wohl an den Ort des Verbrechens zurückgekehrt, hm, Arschloch?«
    »Yeah«, sagte Myron. »So wird's wohl sein.«
    Die Presse kam um die Ecke. Blitzlichter zuckten. »Schickt diese Arschlöcher wieder runter!«, brüllte Dimonte. Ein paar uniformierte Polizisten drängten die Reporter zurück. »Runter, habe ich gesagt! Raus aus dieser Etage.«
    Dimonte wandte sich wieder an Myron. Krinsky kam herein und stellte sich neben ihn. Er hatte seinen Notizblock in der Hand.
    »Hey, Krinsky«, sagte Myron.
    Krinsky nickte.
    »Also, was zum Teufel ist passiert?«, wollte Dimonte wissen.
    »Ich bin rausgekommen, um mit ihm zu reden und hab ihn so gefunden.«
    »Mich können Sie nicht verarschen, Sie Wichser.«
    Myron sparte sich die Antwort. Es wimmelte von Cops. Der Gerichtsmediziner machte mit einem Skalpell einen Einschnitt in Pavels Leiche. Uber der Leber, wie Myron wusste. Er wollte die Temperatur in der Leber messen, um so den Zeitpunkt des Todes zu ermitteln.
    Dimonte entdeckte die

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