Schlag auf Schlag
Feron's-Tüte auf dem Boden. »Haben Sie die angefasst?«
Myron schüttelte den Kopf.
Dimonte hockte sich hin und betrachtete das Schussloch. »Hübsch«, sagte er.
»Lassen Sie Roger Quincy jetzt laufen?«
»Warum sollte ich?«
»Sie hatten schon vorher nichts gegen ihn in der Hand. Jetzt haben Sie noch weniger.«
Dimonte zuckte die Achseln. »Könnte ein Nachahmungstäter sein. Oder«, er schnippte mit den Fingern, »oder es ist jemand, der Quincy rausholen will.« Ein Lächeln. »Jemand wie Sie, Bolitar.«
»Yeah«, sagte Myron, »das wird's wohl sein.«
Dimonte trat einen Schritt näher an ihn heran. Wieder musterte er Myron mit seinem Harter-Bursche-Blick. Dann, als wäre es ihm gerade wieder eingefallen, zog er den Zahnstocher aus der Tasche und steckte ihn in den Mund. Wieder begutachtete er Myron mit vernichtendem Blick und kaute auf dem Zahnstocher herum.
»Ich hab mich geirrt«, sagte Myron.
»Inwiefern?«
»Der Zahnstocher ist nicht klischeehaft. Eigentlich ist er richtig beunruhigend.«
»Machen Sie nur so weiter, Sie Witzbold.«
»Dafür ist es zu früh, Rolly.«
»Hören Sie zu, Arschloch, ich will wissen, was Sie hier wollten!«
»Hab ich doch gesagt. Ich bin hergekommen, um mit Pavel zu reden.«
»Warum?«
»Ich wollte ihn fragen, ob er einen meiner Spieler trainiert.«
»Morgens um halb sieben?« »Ich hin Frühaufsteher. Deshalb nennt man mich auch Mr. Morgensonne.«
»Man sollte Sie Mr. Verlogener Drecksack nennen.«
»Aua«, sagte Myron. »Das tut weh.«
Dimonte begann, mit frischem Elan auf seinem Zahnstocher herumzukauen. Myron konnte fast hören, wie ihm etwas durch den Kopf ging. »Also nun mal ganz von vorne, Bolitar«, sagte er und fing an zu lächeln. »Sie sind ins Hotel gekommen, um über Geschäfte zu reden. Sie sind mit dem Fahrstuhl raufgefahren, um zu unserem Opfer hier zu kommen. Sie haben an die Tür geklopft. Es hat keiner aufgemacht. Ist das soweit richtig?«
»Ja.«
»Und daraufhin haben Sie die Tür eingetreten, stimmt's?«
Myron sagte nichts.
Dimonte wandte sich an Krinsky. »Finden Sie das logisch, Krinsky? Einfach so die Tür einzutreten?«
Krinsky schaute von seinem Notizblock auf, schüttelte den Kopf und senkte den Blick.
»Machen Sie das immer, wenn keiner aufmacht, Arschloch? Treten Sie dann immer die Tür ein?«
»Ich habe sie nicht eingetreten. Ich habe sie mit der Schulter aufgerammt.«
»Verarschen Sie mich nicht, Bolitar. Sie sind nicht hergekommen, um über Geschäfte zu reden. Und Sie haben die Tür nicht einfach so eingetreten, bloß weil keiner aufgemacht hat.«
Der Gerichtsmediziner tippte Dimonte auf die Schulter. »Kugel durchs Herz. Glatter Durchschuss. Er war sofort tot.«
»Todeszeitpunkt?«, fragte Rolly.
»Er ist gut sechs, vielleicht sieben Stunden tot.«
Dimonte schaute auf seine Uhr. »Jetzt ist es sieben. Das heißt, er wurde zwischen Mitternacht und ein Uhr umgebracht.«
Myron wandte sich an Krinsky. »Und er hat nicht mal seine Finger benutzt.«
Krinsky hätte fast gelächelt.
Dimonte warf ihm einen weiteren vernichtenden Blick zu. »Haben Sie ein Alibi, Bolitar?«
»Ich war bei einer Freundin.«
»Bei dieser Jessica Culver?«
»Genau.« Myron wartete, dass Krinsky ihn ansah. Als er das tat, sagte Myron: »Ihre Nummer ist 555 8420.«
Krinsky schrieb sie auf.
»In Ordnung, Bolitar, jetzt hören Sie auf, mir auf die Eier zu gehen. Warum haben Sie die Tür eingetreten?«
Myron zögerte. Er sah Dimonte an. Dimonte erwiderte den Blick und sagte: »Ja?«
»Kommen Sie mal mit«, sagte Myron mit ruhiger Stimme. Er ging aus dem Zimmer.
»Hey, wo zum Teufel wollen Sie hin?«
»Rolly, bitte, benehmen Sie sich einmal nicht wie ein Idiot. Seien Sie einfach still und folgen Sie mir.«
Zu Myrons Überraschung sagte Dimonte nichts. Schweigend gingen sie den Flur entlang. Krinsky blieb am Tatort. Myron zog einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete eine Tür. Janet Koffman saß auf dem Bett. Sie trug einen Hotelbademantel. Ob sie Myrons und Dimontes Anwesenheit wahrnahm, war ihr nicht anzumerken. Ihr Oberkörper schaukelte langsam vor und zurück, und dabei summte sie leise vor sich hin.
Dimonte sah Myron fragend an.
»Ihr Name ist Janet Koffman.«
»Die Tennisspielerin?«
Myron nickte. »Der Mörder hat sie im Badezimmer eingeschlossen, bevor er Menansi erschossen hat. Ich hab sie weinen gehört, als ich an die Tür geklopft habe. Darum habe ich sie eingetreten.«
Dimonte sah Myron an. »Sie meinen, dass sie mit
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