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Schlag weiter, Herz

Schlag weiter, Herz

Titel: Schlag weiter, Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davic Pfeifer
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insgesamt fünf weitere Männer aus, die sich zu einer Reihe aufbauten. Mert hatte noch nie solch eine Ansammlung stumpfer Gesichter gesehen. Zwei der Männer mahlten mit dem Kiefer, um bedrohlich zu wirken.
    »Haste verstanden?«, kläffte einer von ihnen, »hier werden keine Kanaken bedient, das ist Deutschland.« Diese Beschimpfung brachte er auf Sächsisch vor, was seiner Ausführung etwas unfreiwillig Komisches gab. Mert kannte den Dialekt nur von Parodien im Fernsehen.
    »Was seid ihr denn für Deutsche? Ihr redet ganz schön komisches Deutsch«, sagte Mert.
    »Willste frech werden, Türke?«, sagte Hackfresse.
    »Ich bin Deutscher.«
    »Ach nee, Deutscher? Du bist’n Türke, sieht man doch.«
    »Riecht man auch. Bis hierher!«, rief Spacken. Seine Kumpel lachten wie Hyänen.
    »So wie sich das anhört, hab ich meinen deutschen Pass schon länger als ihr.«
    »Hast Mut, Türke, was? Weil du’n Veilchen hast, was? Hab ich gesehen, das Veilchen, bist du’n Boxer oder so was? Ein Türkenboxerchen!« Hackfresse unterbrach seine Schimpftirade erst, als es ihm merkwürdig vorkam, dass sein Gegenüber ein schiefes Lächeln zeigte. Mert grinste mit der Zufriedenheit desjenigen, der Zeuge einer seltenen Gerechtigkeit wird.
    Die Reaktion erschien den Männern so bizarr, dass ihnen keine Beleidigung mehr einfiel. Unsicherheit flackerte in einigen Augenpaaren auf. Ganz langsam kroch sie im Inneren der Männer nach oben, ohne dass sie die Ursache dafür erfassen konnten. Mert blickte sie weiter an.
    »Was grinste denn so blöde?«, war das Einzige, was Hackfresse hervorbrachte.
    Merts Augenbrauen zuckten nach oben, seine Lider hoben sich kaum merklich. Die Männer verstanden es als Hinweis, sich umzudrehen. Einer nach dem anderen wendete den Kopf – und was sie sahen, waren elf Boxer der Hamburger Verbandsauswahl in Trainingskleidung, die keinen Zweifel an ihren Fähigkeiten ließ.
    Felix stand wie ein Häuptling einen halben Schritt vor seinen Kollegen. Er ließ einige Sekunden verstreichen, bis alle Anwesenden begriffen hatten, in welcher Situation sie sich befanden. Auf der Brust seiner Trainingsjacke waren zwei Boxhandschuhe über dem Emblem »HBC 21« eingestickt. Er hielt seine Arme verschränkt, so sicher war er, dass er seine Fäuste nicht brauchen würde.
    »Sollen sie sich entschuldigen?«, fragte Felix.
    »Eine Entschuldigung wäre nicht schlecht«, antwortete Mert.
    Hackfresse zögerte.
    »Entschuldigung«, murmelte er schließlich.
    »Alle entschuldigen!«, sagte Ali, der dem kleinsten der Männer bis zur Nase reichte.
    Für einen Moment schienen die Männer sich zu fragen, ob ihre Ehre es ihnen wert war, verprügelt zu werden. Zwei von ihnen warfen hasserfüllte Blicke auf Ali, der sich auf der Stelle bewegte wie ein Bullterrier an einer Kette.
    »Was hast du denn zu melden, Kleiner?«, fragte Hackfresse.
    »Oh, ich hab Schiss«, gab Ali zurück. »Deine Mutter ist bestimmt der Stärkste im Knast!«
    Felix hob salbungsvoll eine Hand in die Höhe, um seinen Kollegen zu bremsen. »Sollen sich alle entschuldigen?«, fragte er Mert.
    Die Golf-Typen wussten nicht, ob sie zu Felix, Mert oder Ali sehen sollten.
    »Ja, alle entschuldigen«, sagte Mert.
    Also wurden Entschuldigungen ausgesprochen, bevor Ali noch mal an seiner Kette zerrte. »Und extra entschuldigen, dafür, dass sie so scheiße aussehen!«
    Mert vermutete, dass Felix nun Ali zur Ordnung rufen würde, doch Felix zuckte mit den Schultern und sagte: »Ihr habt den Mann gehört.«
    Die Männer murmelten eine weitere Entschuldigung.
    »Und bezahlen nicht vergessen«, sagte Mert.
    Hackfresse und Spacken gingen im Bogen um die Boxer herum in die Tankstelle, ihre Kumpel rührten sich nicht. Zwei Minuten blieben alle wie angewurzelt stehen, bis die beiden zurückkamen. Die Männer stiegen vorsichtig in ihre Autos, als könne jede falsche Bewegung die gerade abgewendete Eskalation wieder heraufbeschwören. Dann fuh ren sie davon, der blaue Golf zuerst, der grüne hinterher, nicht allzu schnell. Im Bus feierten die Boxer der Hamburger Auswahl ihren zweiten Sieg. Doch für Mert war der Höhepunkt des Tages immer noch nicht erreicht.
    Felix bot Mert den Platz gegenüber an, auf der anderen Seite des Tisches, an dem er und Nadja schon auf der Hinfahrt nebeneinander gesessen hatten. Nadja legte ihr Buch zur Seite und ließ sich von Ali, Mert und Felix erklären, was vorgefallen war. Sie hatte die Szene aus dem Busfenster beobachtet. Als Mert sich die Haare aus

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