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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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beklagt, dass ich so alleine bin. Es fühlte sich schon merkwürdig an,
dass ich weder einen Bruder noch eine Schwester hatte, zumal doch
alle meine Freunde Geschwister hatten. Bears Geburt war wirklich
ein aufregendes Ereignis (nachdem ich die erste Enttäuschung verwunden hatte, dass mein Geschwisterchen ein Junge war, denn ich
hatte mir immer eine Schwester gewünscht.).

    Doch in dem Augenblick, als ich ihn zum ersten Mal sah, wie er in
seiner Wiege lag und weinte und schrie, dachte ich bei mir: „Das ist
mein Baby. Ich werde für meinen kleinen Bruder sorgen. "Ich hob ihn
hoch und er hörte sofort aufzu schreien und von da ab - bis er irgendwann zu groß wurde - habe ich ihn überall mit mir herumgeschleppt.
    Zu den absolut positiven Erlebnissen in meiner frühen Kindheit
im Londoner Smog gehört die Tatsache, dass ich im Alter von sechs
Jahren Mitglied bei den Pfadfindern wurde - ich war total begeistert.
    Ich kann mich noch gut an meinen ersten Tag bei den Pfadfindern
erinnern, wie ich hereinkam und all die großen Jungs in ihren ordentlich gebügelten Hemden sah, die mit zahlreichen Auszeichnungen
und Abzeichen geschmückt waren. Ich dagegen war ein kleiner,
schmächtiger Pimpf und fühlte mich sogar noch kleiner, als ich aussah. Doch als ich hörte, wie der Gruppenleiter uns aufforderte, draußen auf dem Gehsteig eine Wurst mit nur einem einzigen Streichholz
zu grillen, war ich hellauf begeistert.
    Ein Streichholz, eine Wurst... hmm. Aber das wird doch niemals
lange genug brennen, dachte ich bei mir.
    Dann lernte ich, wie man mit dem Streichholz zuerst ein Feuer
entfacht, um danach die Wurst zu grillen. Das war ein echtes AhaErlebnis für mich.
    Wenn man damals den Jungs, die bei diesen Pfadfinder-Abenden
anwesend waren, gesagt hätte, dass ich eines schönen Tages zum Chief
Scout - also, zum obersten Pfadfinderführer des britischen Pfadfinderverbandes - ernannt und dadurch zur Galionsfigur für 28 Millionen Pfadfinder weltweit werden würde, hätten die sich vermutlich totgelacht. Doch was mir an Größe und Selbstvertrauen fehlte, habe
ich stets durch Mumm und Entschlossenheit wettgemacht - denn das
sind die Eigenschaften, auf die es wirklich ankommt, und zwar sowohl im richtigen Leben als auch im Pfadfinderleben.

    Auf diese Weise bescherte mir das Pfadfinderleben nicht nur ein
großes Freiheitsgefühl, sondern auch das Gefühl großartiger Kameradschaft. Die Pfadfindergemeinschaft war wie eine Familie und es
spielte überhaupt keine Rolle, aus welchen Verhältnissen man kam.
    Wenn man Pfadfinder war, war man ein Pfadfinder und nur darauf kam es an.
    Das gefiel mir und ich entwickelte immer mehr Selbstvertrauen.

     

Schon bald kauften sich meine Eltern ein kleines Ferienhäuschen auf der Isle of Wight und von meinem fünften bis zu meinem achten Lebensjahr verbrachte ich dann jeweils die Schultrimester in London, wovor mir stets graute, und meine Schulferien auf der
Insel.
    Durch den Job meines Vaters war das möglich, denn als Parlamentsabgeordneter hatte er fast genauso lange Urlaub, wie die Ferien
dauerten, und da sein Wahlbezirk auf dem Weg zwischen London
und der Isle of Wight lag, konnte er seine „Sprechstunde" quasi im
Drivelhrough Verfahren absolvieren, bevor er in Richtung Südküste
fuhr und zur Insel übersetzte. (Das war vielleicht nicht gerade eine
mustergültige Arbeitseinstellung, um seinen Pflichten wirklich gerecht zu werden, doch was meine Bedürfnisse betraf, war das einfach
fantastisch.)
    Denn das Einzige, was ich wollte, war immer so schnell wie möglich zur Insel zu kommen. Für mich war sie das Paradies. Meine Mutter und mein Vater waren unablässig damit beschäftigt, unser kleines
Wochenendhäuschen weiter auszubauen, damit wir ein bisschen mehr
Platz hatten, und es dauerte nicht lange, bis es zu unserem Hauptwohnsitz wurde.

    Das Leben auf der Insel war im Winter eher stürmisch, windig
und nass, im Sommer dagegen glich es eher einem Ferienlager mit einer Menge junger Leute in meinem Alter, von denen noch heute viele
zu meinen engsten Freunden gehören.
    Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich frei und unabhängig, denn ich konnte mich ausprobieren und ganz ich selbst sein.

    Außerdem hatte die Insel noch einen weiteren großen Vorteil zu
bieten, nämlich dass mein Opa Neville nur knapp 400 Meter von unserem Haus entfernt wohnte.
    Er war für mich nicht nur ein Musterbeispiel an Tugendhaftigkeit,
sondern auch einer der

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