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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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hinausströmen. Erfahrungsgemäß dauerte es nun nur noch ein paar Minuten, bis überall Ruhe herrschte, die Vorhänge zugezogen, die Lichter gelöscht waren. In Cypress Point begann der Tag früh. Nach dem anstrengenden Fitnesstraining und den entspannenden kosmetischen Behandlungen gingen die meisten gern freiwillig um zehn ins Bett.
    Seufzend stellte sie fest, daß jemand vom Hauptweg abbog und auf sie zukam. Instinktiv erriet sie, daß es sich um Mrs.
    Meehan handelte.
    «Ich dachte, daß Sie sich vielleicht ein bißchen einsam fühlen», erklärte Alvirah und ließ sich unaufgefordert in einem der Liegestühle nieder. «War das Dinner nicht Klasse? Kein Mensch hätte da auf abgezählte Kalorien getippt, stimmt’s? Wenn ich mein Leben lang so gegessen hätte, würde ich jetzt keine fünfundsiebzig Kilo auf die Waage bringen, das können Sie mir glauben.»
    Sie drapierte sich den Schal wieder um die Schultern. «Das Ding rutscht in einer Tour.» Nach einem prüfenden Blick in die Runde: «Eine herrliche Nacht, finden Sie nicht? Die vielen Sterne. Sie haben hier garantiert nicht so ’ne Umweltverschmutzung wie wir in Queens. Und das Meer. Dieses Rauschen, einfach toll. Was hab ich gesagt? Ach ja – das Dinner. Mich hat’s glatt umgehauen, wie der Kellner mir die Platte hingestellt hat, mit Löffel und Gabel. Zu Hause machen wir nämlich nicht solche Umstände, da hauen wir einfach rein. Ich meine, wer braucht schon Löffel und Gabel, um sich ’n paar grüne Bohnen oder ’n winziges Lammkotelett zu angeln? Aber dann ist mir eingefal-len, wie Greer Garson sich in Valley of Decision von der pom-pösen Silberplatte bedient hat, und die Sache war für mich gelaufen. Aufs Kino ist eben immer Verlaß.»

    Elizabeth mußte unwillkürlich lächeln. Alvirah Meehan hatte etwas so herzerfrischend Echtes, Aufrichtiges an sich. Und Auf-richtigkeit war im Cypress Point dünn gesät. «Ich bin überzeugt, Sie haben alles hervorragend gemacht.»
    Alvirah spielte mit ihrer Brosche. «Ehrlich gesagt mußte ich die ganze Zeit Ted Winters anschauen. Vorher hatte ich einen Mordshaß auf ihn, aber er war so nett zu mir. Und daß diese Cheryl Manning so ein freches Mundwerk hat, Junge, da war ich doch platt. Die konnte Leila auf den Tod nicht ausstehen, hab ich recht?»
    Elizabeth fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. «Wie kommen Sie denn darauf?»
    «Beim Dinner hab ich ’ne Bemerkung gemacht, daß Leila meiner Meinung nach zur Legende werden würde, genau wie Marilyn Monroe, und da hat sie gesagt, wenn’s immer noch der Trend ist, ’ne ausgeflippte Säuferin zur Legende hochzujubeln, dann hätte Leila ja wohl ’ne Chance.» Alvirah empfand heftige Gewissensbisse, das Leilas Schwester erzählen zu müssen. Andererseits hatte sie immer gelesen, daß für einen guten Reporter nur das Ergebnis zählt.
    «Wie haben die anderen darauf reagiert?» erkundigte sich Elizabeth gelassen.
    «Die haben alle gelacht, bis auf Ted Winters. Es war abscheu-lich, so was zu sagen, fand er.»
    «Meinen Sie wirklich, daß Min und Craig das für komisch hielten?»
    «So was kann man nie genau wissen», entgegnete Alvirah schroff. «Manchmal lachen Menschen ja auch aus Verlegenheit.
    Aber sogar der Anwalt, der mit Ted Winters hier ist, hat was in der Preislage von sich gegeben. Ungefähr so: ‹In diesem Kreis dürfte Leilas Popularitätskurve ungefähr bei Null liegen.›»
    Elizabeth erhob sich. «Es war lieb von Ihnen, mal vorbeizu-schauen, Mrs. Meehan. Leider muß ich mich jetzt umziehen.

    Ich schwimme immer vor dem Schlafengehen noch ein paar Runden.»
    «Das weiß ich. Sie haben bei Tisch davon gesprochen. Craig
    – das ist doch der Name von Mr. Winters’ Assistent …»
    «Ja.»
    «Craig hat sich bei der Baronin erkundigt, wie lange Sie bleiben. Vermutlich bis übermorgen, sagte sie. Sie warteten noch auf eine gewisse Sammy.»
    «Stimmt.»
    «Und Syd Melnick meinte, Sie wollten wohl keinem von ihnen begegnen. Darauf antwortete die Baronin, der einzige Ort, wo man Elizabeth immer antreffen kann, ist das große Schwimmbecken. Dort erscheint sie regelmäßig gegen zehn Uhr abends. Ich vermute, sie hat recht damit.»
    «Sie weiß, daß ich gern schwimme. Finden Sie den Weg zu Ihrem Bungalow? Sonst begleite ich Sie. Man kann sich leicht verlaufen in der Dunkelheit.»
    «Danke, ich komme schon zurecht. War mir ein Vergnügen, mit Ihnen zu schwatzen.» Alvirah wuchtete sich aus dem Liege-stuhl hoch und marschierte quer über den Rasen auf dem

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