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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Abend bist du fünfzehn Minuten zu spät gekommen. Du warst um 21 Uhr 45
    im Jockey Club. Du warst leichenblaß. Deine Hände zitterten unaufhörlich. Du hast einen Drink auf dem Tisch verschüttet.
    Leila ist um 21 Uhr 31 gestorben. Von ihrem Apartment bis zum Jockey Club geht man zu Fuß knapp zehn Minuten.»
    Cheryl stützte das Gesicht in beide Hände. «Ich habe zwei Wünsche, Syd. Erstens will ich die Rolle. Sieh zu, daß ich sie kriege. In dem Fall verspreche ich, mich weder betrunken noch nüchtern je wieder daran zu erinnern, daß du an dem Abend zu spät gekommen bist, daß du schrecklich aussahst, daß du einen Schlüssel zu Leilas Apartment hattest und daß Leila dich buchstäblich in den Ruin getrieben hat. Und zweitens will ich, daß du jetzt sofort abhaust. Ich brauche meinen Schönheitsschlaf.»

    13
    Min und Helmut lächelten ausdauernd und herzlich, bis sie sich in den eigenen vier Wänden geborgen wußten. Dort drehten sie sich wortlos zueinander um. Helmut schloß Min in die Arme, streifte mit den Lippen über ihre Wangen, massierte ihr mit ge-
    übten Griffen den Nacken.
    «Liebchen.»
    «Helmut, war’s so schlimm, wie ich denke?»
    Er entgegnete leise und sanft: «Ich habe dir klarzumachen versucht, Minna, daß es ein Fehler wäre, Elizabeth hierherzu-bringen, stimmt’s? Jetzt ist sie wütend auf dich, aber außerdem ist noch etwas geschehen. Du hast beim Dinner mit dem Rücken zu ihr gesessen, während ich sie im Blickfeld hatte und mitbekam, wie sie uns von ihrem Tisch aus beobachtete. Es war, als sähe sie uns zum erstenmal.»
    «Ich dachte, beim bloßen Zusammentreffen mit Ted … Du weißt doch, wie sie an ihm hing … Ich hatte immer den Verdacht, daß sie ebenfalls in ihn verliebt war …»
    «Was du dir dabei gedacht hast, ist mir klar. Aber es hat nicht geklappt. Also Schluß damit für heute, Minna. Geh zu Bett. Ich mache dir noch eine Tasse heiße Milch und gebe dir eine Schlaftablette. Dann bist du morgen wieder frisch und munter und Herrin der Lage, wie üblich.»
    Min lächelte matt und ließ sich von ihm zum Schlafzimmer führen. Er hatte weiterhin den Arm um sie gelegt, sie lehnte sich an ihn, bettete den Kopf an seine Schulter. Auch nach zehn Jahren verfehlte seine körperliche Nähe nicht ihre Wirkung, sie liebte diesen Hauch von teurem Eau de Cologne, die erstklassige Qualität dieses wie angegossen sitzenden Jacketts. In seinen Armen konnte sie die eiskalten Hände, die Launenhaftigkeit seines Vorgängers vergessen.

    Als Helmut mit der heißen Milch zurückkam, lag sie im Bett, Kopf und Schultern von seidenen Kissen gestützt, die das jetzt lose herabfallende Haar dekorativ umrahmten. Sie wußte, daß der rosa Schimmer der Nachttischlampe ihre hohen Wangenknochen und die dunklen Augen vorteilhaft betonte. Der anerkennende Blick, mit dem ihr Mann ihr die Tasse aus zartem Li-moges-Porzellan reichte, befriedigte sie vollauf. «Liebchen», flüsterte er, «ich wünschte, du wüßtest, was ich für dich empfin-de. Du traust meinen Gefühlen auch nach all den Jahren noch nicht, habe ich recht?»
    Das war der geeignete Augenblick. Sie mußte ihn nutzen.
    «Irgend etwas stimmt nicht, Helmut, etwas Schlimmes, das du mir verschwiegen hast. Was ist es?»
    Er zuckte die Achseln. «Du kennst das Problem. Überall im Land entstehen neue Kurzentren und Schönheitsfarmen. Die reichen Leute sind rastlos, unbeständig … Die Kosten für das römische Bad sind höher als erwartet – zugegeben … Trotzdem bin ich überzeugt, wenn es endlich fertig ist und wir eröffnen können …»
    «Versprich mir eins, Helmut. Was auch immer passiert, das Schweizer Konto rühren wir nicht an. Eher gebe ich dies hier auf. In meinem Alter kann und will ich mir keine neue Pleite leisten.» Min bemühte sich, nicht laut zu werden.
    «Wir werden es nicht antasten, Minna. Ich verspreche es.» Er reichte ihr die Schlaftablette. «So, die schluckst du jetzt sofort brav – auf Anordnung deines Ehemannes … und Arztes.»
    «Gern.»
    Er saß auf der Bettkante, während sie die Milch trank
    «Kommst du nicht ins Bett?» fragte sie schläfrig.
    «Nicht gleich. Ich möchte noch ein bißchen lesen. Das ist mein Schlafmittel.»
    Nachdem er das Licht gelöscht und das Zimmer verlassen hatte, überkam Min bleierne Müdigkeit. Ein letzter klarer Gedanke, und dann nur noch die stumme, flehentliche Frage: «Was ver-heimlichst du vor mir, Helmut?»

    14
    Um Viertel vor zehn sah Elizabeth die Gäste aus dem Hauptgebäude

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