Schlangen im Paradies
verbrachte den restlichen Nachmittag damit, in Teds Bungalow die umfangreiche Postsendung zu sichten, die das New Yorker Büro durch Kurier hergeschickt hatte. Mit geübtem Blick überflog er Memos, überprüfte Computer-Tabellen, studierte Diagramme. Je mehr er las, desto mehr umwölkte sich seine Stirn. Diese Gruppe von Eierköpfen, die Ted vor zwei Jahren engagiert hatte, stellte für ihn ein ständiges Ärgernis dar.
Wenn es nach denen ginge, würde Ted Hotels auf Raumstatio-nen bauen.
Zumindest waren sie intelligent genug zu erkennen, daß sie Craig nicht länger übergehen konnten. Die Memos und Briefe waren sämtlich an ihn und Ted gemeinsam gerichtet.
Ted kam um fünf zurück. Der Spaziergang hatte ihn offenbar keineswegs ruhiger gemacht. Er war schlecht gelaunt. «Gibt es irgendeinen Grund dafür, daß du nicht bei dir arbeiten kannst?»
lautete seine erste Frage.
«Keinen. Es erschien mir nur einfacher, mich hier zu deiner Verfügung zu halten.» Craig deutete auf die Geschäftsunterla-gen. «Da wäre einiges durchzusprechen.»
«Interessiert mich nicht. Mach, was du für richtig hältst.»
«Ich halte es für richtig, wenn du einen Scotch trinkst und ein bißchen lockerer wirst. Und im Interesse von Winters Enterprises halte ich es für richtig, die beiden Armleuchter aus Harvard abzuhalftern. Ihre Spesenabrechnungen sind astronomisch. Das grenzt schon an bewaffneten Bankraub.»
«Ich möchte das jetzt nicht erörtern.»
Bartlett erschien, rosig angehaucht von dem Nachmittag in der Sonne. Craig sah, wie Ted bei Bartletts heiterer Begrüßung den Mund zusammenkniff. Keine Frage, Ted bekam sich langsam wieder in den Griff. Er kippte den ersten Scotch rasch hinunter und erhob keine Einwände, als Craig nachschenkte.
Bartlett wollte über die Liste diskutieren, auf der Craig ihm die Zeugen für die Verteidigung zusammengestellt hatte. Er las sie Ted vor – ein imposantes Aufgebot an berühmten Namen.
«Da fehlt nur noch der Präsident», bemerkte Ted sarkastisch.
Bartlett fiel darauf herein. «Welcher Präsident?»
«Der Vereinigten Staaten natürlich. Ich gehörte zu seinen Golfpartnern.»
Bartlett schlug achselzuckend den Aktendeckel zu. «Das Ar-beitsklima ist momentan offenbar ziemlich ungünstig. Gedenken Sie auswärts zu essen?»
«Nein, ich gedenke hierzubleiben. Und als nächstes gedenke ich mich aufs Ohr zu legen.»
Craig und Bartlett verließen den Bungalow gemeinsam. «Ihnen ist doch klar, daß sich das zu einem hoffnungslosen Fall entwickelt», bemerkte Bartlett.
Um halb sieben erhielt Craig einen Anruf von der Detektei, die er mit Ermittlungen über die Augenzeugin Sally Ross beauftragt hatte. «In dem Haus, wo die Ross wohnt, gab’s einen ziemlichen Rummel», teilte man ihm mit. «Die Mieterin direkt über ihr hat einen Einbrecher überrascht. Der Kerl wurde geschnappt – ein sauberer Dieb mit ’nem langen Strafregister. Die Ross hat das Haus nicht verlassen.»
Um sieben trafen sich Craig und Bartlett in Teds Bungalow.
Ted war nicht anwesend. Sie gingen gemeinsam zum Hauptgebäude. «Derzeit sind Sie bei Teddy genauso beliebt wie ich», meinte Bartlett.
Craig entgegnete achselzuckend: «Wenn er’s an mir auslassen will, von mir aus. In gewisser Weise hab ich ihm das einge-brockt.»
«Wie kommen Sie denn darauf?»
«Ich hab ihn mit Leila bekannt gemacht. Sie war zuerst meine Partnerin.»
Auf der Veranda wurden sie mit dem neuesten Witz begrüßt: Für viertausend Dollar wöchentlich dürfen einige der Becken in Cypress Point Spa benutzt werden. Bei fünftausend sind die inbegriffen, in denen Wasser eingelassen ist.
Während der «Cocktail»-Stunde war von Elizabeth nichts zu sehen. Craig hielt vergebens nach ihr Ausschau. Bartlett gesellte sich zu dem Tennis-Profi und seiner Gespielin. Ted plauderte mit der Gräfin und ihrer Clique; Cheryl hing an seinem Arm.
Ein grämlicher Syd stand allein abseits. Craig schlenderte zu ihm hinüber. «Was hat’s eigentlich mit diesem sogenannten Beweis auf sich? War Cheryl gestern blau, oder hat sie bloß dummes Zeug geschwatzt, wie üblich?» erkundigte er sich.
Er wußte, daß Syd ihm am liebsten einen ordentlichen Schwinger verpassen würde. Wie all diese Schmarotzer in Teds Umgebung hielt Syd ihn im Hinblick auf Teds Freigebigkeit für eine Art Notbremse. Craig sah sich eher als Torhüter nur über ihn führte der Weg zum Ziel.
«Ich würde es so sagen – Cheryl hat ihre übliche hervorragende Schau abgezogen», erklärte
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