Schlangen im Paradies
mir gut zu. Existieren noch weitere Briefe?»
«Laß mich los. Du tust mir weh. Ich weiß es nicht.» Cheryl versuchte auf Distanz zu gehen. «Ich kann diese Rolle nicht verlieren. Das darf nicht sein! Ich bin die geborene Amanda.»
«Und ob du diese Rolle nicht verlieren darfst!» Syd stieß sie zurück, und sie fiel auf die Couch.
Ihre Angst verwandelte sich in Wut. Cheryl strich das Haar zurück, biß die Zähne zusammen. Um den verkniffenen Mund lag ein bedrohlicher Zug. «Stößt du immer gleich zu, wenn dich der Zorn packt, Syd? Du solltest dir lieber etwas einhämmern: Den Brief hast du zerrissen, nicht ich. Und ich habe auch weder den noch irgendwelche anderen verfaßt. Scott glaubt mir nicht.
Deshalb wirst du dich jetzt gefälligst in Bewegung setzen und ihm die Wahrheit verklickern: daß ich vorhatte, Ted den Brief zu geben und ihm damit bei seiner Verteidigung zu helfen. Du wirst Scott davon überzeugen, hast du mich verstanden, Syd?
Ich bin nämlich am Freitag nicht hier, sondern auf meinem Presseempfang, und da wird kein Ton davon zu hören sein, daß ich auch nur das geringste mit anonymen Briefen oder Vernichtung von Beweismaterial zu tun haben könnte.»
Sie starrten sich haßerfüllt an. Fassungslos vor Enttäuschung wurde Syd klar, daß sie womöglich die Wahrheit sagte und daß er es war, der mit der Verbrennung des Briefes auch die Chancen für die Fernsehserie zunichte gemacht haben könnte. Wenn die Presse vor Freitag auch nur von der kleinsten schädlichen Information Wind bekam … Wenn Scott es nicht erlaubte, daß Cheryl Cypress Point Spa verließ …
«Ich muß mir das reiflich überlegen. Es wird mir schon etwas einfallen», sagte er.
Er hatte noch einen Trumpf in der Hand.
Die Frage war, wie er ihn ausspielen sollte.
5
Bei seiner Rückkehr wurde Ted von Craig und Bartlett erwartet.
Bartlett in seiner Hochstimmung schien Teds Schweigsamkeit gar nicht zu bemerken. «Ich denke, das war ein Glückstreffer», jubilierte er. Sobald Ted am Tisch Platz genommen hatte, berichtete Bartlett ihm von Leilas Terminkalender. «Mit eigener Hand hat sie die Daten angekreuzt, zu denen Sie und Elizabeth Lange sich gleichzeitig in einer Stadt aufhielten. Haben Sie sich dann jedesmal gesehen?»
Ted lehnte sich zurück, kreuzte die Arme im Nacken und schloß die Augen. Das alles schien weit zurückzuliegen.
«Endlich kann ich mal etwas Nützliches beisteuern.» Craig legte eine Begeisterung an den Tag, die er seit langem hatte vermissen lassen. «Du hattest Elizabeths Tourneeplan ständig auf deinem Schreibtisch. Ich kann beschwören, daß du deine Reisen darauf abgestimmt hast, dich mit ihr treffen zu können.»
Ted fragte, ohne dabei die Augen zu öffnen: «Würdet ihr mir das freundlicherweise näher erläutern?»
Henry Bartlett explodierte. «Hören Sie, Mr. Winters, ich wurde nicht engagiert, diesen Fall zu übernehmen, damit Sie mich als Fußabtreter benutzen können. Es geht um Ihr weiteres Leben, aber auch um meine berufliche Reputation. Wenn Sie bei Ihrer Verteidigung nicht kooperieren können oder wollen, dann suchen Sie sich einen anderen Anwalt – vielleicht ist es dafür noch nicht zu spät.» Er schob seinen Aktenstapel über den Tisch. «Sie wollten unbedingt hierherfahren, während es viel günstiger gewesen wäre, in Reichweite meines Büros zu bleiben. Sie verschwanden gestern zu einem langen Spaziergang, als wir eigentlich arbeiten wollten. Sie hätten vor einer Stunde hier sein sollen, und wir haben in der Wartezeit Däumchen gedreht.
Sie haben eine aussichtsreiche Verteidigungsstrategie gekippt.
Und jetzt, wo uns die geeignete Munition zur Verfügung steht, Elizabeth Lange als Zeugin unglaubwürdig zu machen, interessiert Sie das gar nicht.»
Ted öffnete die Augen, ließ langsam die Arme auf den Tisch sinken. «Aber nein, ich bin durchaus interessiert. Informieren Sie mich darüber.»
Bartlett überhörte den Spott geflissentlich. «Wir können den Wortlaut von zwei Briefen vorlegen, die Leila erhalten hat und die besagen, daß Sie eine andere hätten. Diese andere könnte Cheryl sein. Wir wissen, daß sie das jederzeit bestätigen würde.
Doch es gibt noch eine bessere Möglichkeit. Sie haben doch versucht, Ihre Reisepläne mit denen von Elizabeth zu koordinie-ren –»
Ted unterbrach ihn. «Elizabeth und ich waren sehr gute Freunde. Wir mochten uns. Wir waren gern zusammen. Wenn ich die Wahl hatte, am Mittwoch in Chicago und am Freitag in Dallas zu sein oder
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