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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Pedale trat. Äußerlich ließ er sich nichts anmerken, sondern tauschte sogar ein paar Scherzworte mit einigen Anwesenden – dem Vorstand der Chicagoer Börse, dem Präsidenten von Atlantic Banks, einem pensionierten Admiral.
    Bei allen spürte er eine gewisse Vorsicht; sie wußten nicht recht, was sie sagen sollten, scheuten sich, ihm «viel Glück» zu wünschen. Es war leichter für sie – und für ihn –, wenn sie die Geräte betätigten und sich ganz auf das Muskeltraining konzen-trierten.
    Gefängnishaft machte schlapp, kraftlos. Zuwenig körperliche Bewegung. Stumpfsinn. Fahle Haut. Ted betrachtete seinen son-nengebräunten Körper. Hinter Gittern würde das nicht lange vorhalten …
    Um zehn war er mit Craig und Bartlett in seinem Bungalow verabredet. Statt dessen schwamm er im Innenbecken. Das 50-Meter-Becken wäre ihm zwar lieber gewesen, doch dort bestand immer die Möglichkeit, Elizabeth zu begegnen. Ihr wollte er keinesfalls in die Arme laufen.
    Nach ungefähr zehn Runden entdeckte er Syd, der am entgegengesetzten Beckenrand ins Wasser sprang. Zwischen ihnen lagen sechs Bahnen, und Ted achtete nach kurzem Zuwinken nicht weiter auf Syd. Doch als nach zwanzig Minuten die drei Schwimmer zwischen ihnen gegangen waren, stellte er überrascht fest, daß Syd mit ihm gleichauf lag. Er hatte einen beacht-lichen Rückenschlag und durchmaß das Becken präzise und zügig. Auf Teds Versuch, ihn zu schlagen, reagierte Syd prompt.

    Nach sechs Runden endete es mit einem toten Rennen.
    Gleichzeitig stiegen sie aus dem Wasser. Syd schlang sich ein Handtuch um die Schultern und ging auf ihn zu. «Prima Training. Du bist gut in Form.»
    «Kein Wunder. Immerhin bin ich auf Hawaii täglich ge-schwommen, und das fast anderthalb Jahre hindurch.»
    «Das Becken in meinem Club kann zwar mit Hawaii nicht konkurrieren, aber es hält mich immerhin fit.» Syd blickte sich um. «Ich muß mit dir unter vier Augen reden, Ted.»
    Sie gingen auf die andere Seite hinüber. Dort waren sie außer Hörweite der drei neuen Schwimmer im Becken. Ted beobachtete Syd, der sich mit dem Handtuch das dunkelbraune Haar trockenrieb, und stellte fest, daß die Brusthaare bereits völlig grau waren. Das kommt als nächstes, überlegte er. Ich werde im Gefängnis alt und grau.

    Syd machte keine Umschweife. «Ich sitze in der Patsche, Ted.
    Es gibt große Scherereien mit Kerlen, die vor nichts zurück-schrecken. Angefangen hat das Ganze mit dem verdammten Theaterstück. Ich hab mir zuviel gepumpt. Dachte, ich könnt’s irgendwie hinkriegen. Wenn Cheryl die Rolle bekommt, geht’s wieder aufwärts mit mir. Aber ich kann die Leute nicht länger hinhalten. Ich brauche ein Darlehen, Ted, und wenn ich sage Darlehen, meine ich es auch so. Aber ich brauche es sofort.»
    «Wieviel?»
    «Sechshunderttausend Dollar. Für dich ist das ein Klacks, Ted, und es handelt sich um ein Darlehen. Aber du bist es mir schuldig.»
    «Ich schulde es dir?»
    Syd schaute sich um und trat noch näher heran, so daß er Ted ins Ohr flüstern konnte. «Ich hätte nie davon gesprochen … mit keiner Silbe erwähnt, daß ich weiß … Aber ich hab dich damals in jener Nacht gesehen, Ted. Du bist an mir vorbeigerannt, einen Block von Leilas Apartment entfernt. Dein Gesicht blutete, deine Hände waren zerkratzt. Du warst im Schock. Du erinnerst dich nicht daran, oder? Du hast mich nicht mal gehört, als ich dich rief. Du bist einfach weitergerannt.» Syds Stimme wurde noch leiser. «Ich hab dich eingeholt, Ted, und gefragt, was denn passiert ist. Und du hast mir erzählt, daß Leila tot, daß sie von der Terrasse gestürzt ist. Und dann, Ted, dann hast du zu mir gesagt … bei Gott, ich schwör’s … du hast zu mir gesagt: ‹Mein Vater hat sie hinuntergestoßen, mein Vater hat sie hinuntergestoßen.› Wie ein kleines Kind hast du versucht, einem andern die Schuld zuzuschieben für das, was du getan hast. Du hast dich sogar angehört wie ein kleiner Junge.»
    Ted drehte es den Magen um. «Ich glaube dir nicht.»
    «Wozu sollte ich lügen? Du bist auf die Straße gelaufen, Ted.
    Ein Taxi kam vorbei. Du wolltest es anhalten und wärst um ein Haar überfahren worden. Frag den Chauffeur, der dich nach Connecticut gebracht hat. Er ist doch als Zeuge geladen, nicht wahr?
    Frag ihn, ob er dich nicht beinahe erfaßt hätte. Ich bin dein Freund, Ted. Ich weiß, wie dir zumute war, als Leila im Elaine verrückt spielte. Ich weiß ja, wie mir zumute war. Ich war so wütend, daß ich sie

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