Schlangen im Paradies
selber hätte umbringen können. Hab ich das je dir gegen-
über erwähnt? Kein Mensch hat je ein Wort davon erfahren und würde es auch jetzt nicht – außer ich werde zur Verzweiflung getrieben. Du mußt mir helfen! Wenn ich das Geld nicht binnen acht-undvierzig Stunden beschaffe – bin ich erledigt.»
«Du bekommst das Geld.»
«Herrje, Ted, ich hab’s ja gewußt, daß ich mich auf dich verlassen kann. Ich danke dir, Ted!» Er legte ihm die Hand auf die Schulter.
«Scher dich fort!» Es war fast ein Aufschrei. Die Schwimmer sahen neugierig zu ihnen hinüber. Ted schüttelte Syd ab, ergriff sein Handtuch und verließ fluchtartig die Schwimmhalle.
3
Scott befragte Cheryl in ihrem Bungalow. Für die Ausstattung war hier ein extravaganter gelb-grün-weiß gemusterter Dekora-tionsstoff verwendet worden, dazu weiße Spannteppiche und weiße Wände. Scott spürte den dicken Teppichboden unter den Füßen. Reine Wolle. Spitzenqualität. Sechzig … siebzig Dollar der Meter? Kein Wunder, wenn Min so gequält dreinblickte!
Scott wußte genau, wieviel ihr der alte Samuel hinterlassen hatte. Nach dem, was sie hier reingebuttert hatte, konnte nicht mehr viel übrig sein …
Cheryl war nicht gerade beglückt, daß man sie wegen dieses Treffens überall ausgerufen hatte. Sie trug ihre eigene Variante des Standard-Badeanzugs: ein winziges Gebilde, das knapp die Brüste bedeckte und die Lenden bis zu den Hüftknochen frei-ließ. Den Bademantel hatte sie um die Schultern gehängt. Sie machte erst gar nicht den Versuch, ihre Ungeduld zu verbergen.
«In zehn Minuten muß ich im Gymnastikkurs sein», teilte sie ihm mit.
«Nun, hoffen wir, daß Sie’s schaffen.» Seine Abneigung gegen Cheryl wuchs und schnürte ihm fast die Kehle zu. «Mit ein paar klaren, offenen Antworten können Sie Ihre Chancen erheblich verbessern. Zum Beispiel: Haben Sie Leila vor ihrem Tod etliche bösartige Briefe geschickt?»
Wie er vorausgesehen hatte, verlief die Befragung zunächst ergebnislos. Cheryl manövrierte geschickt. Anonyme Briefe? Was hätte sie für ein Interesse daran? Ted und Leila auseinanderdivi-dieren? Wozu? Selbst wenn die beiden schließlich doch geheiratet hätten, wäre das nicht von Dauer gewesen. Es lag nicht in Leilas Natur, bei einem Mann zu bleiben. Sie mußte den Männern weh tun, bevor sie ihr weh taten. Das Theaterstück? Sie hatte keinen blassen Schimmer, wie die Proben gelaufen waren. Offen gestanden, interessierte sie sich damals auch nicht besonders dafür.
Schließlich reichte es Scott. «Hören Sie mal zu, Cheryl, es wäre besser, wenn Sie sich folgendes klarmachen. Ich gebe mich nicht zufrieden mit dem Befund, daß Sammy eines natürlichen Todes gestorben sein soll. Der zweite anonyme Brief, den sie bei sich trug, ist verschwunden.
Sie sind an Sammys Schreibtisch gewesen. Sie haben eine Rechnung mit dem Vermerk ‹Bezahlt› dort deponiert. Auf dem Schreibtisch lag ein anonymer Brief zusammen mit Fanpost.
Und dann war er einfach weg. Zugegeben, es kann auch jemand anders so leise in die Rezeption gekommen sein, daß weder Min noch der Baron noch Sammy ihn gehört haben, obwohl die Tür offenstand. Doch das ist ein bißchen unwahrscheinlich, finden Sie nicht?» Er unterschlug wohlweislich, daß Min ebenso wie der Baron Zugang zum Schreibtisch gehabt hatten in Sammys Abwesenheit. Mit Genugtuung nahm er Cheryls leicht alarmier-ten Augenausdruck wahr. Sie fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen.
«Sie meinen doch nicht etwa, ich hätte irgendwas mit Sammys Tod zu tun?»
«Ich meine, daß Sie den ersten Brief von Sammys Schreibtisch weggenommen haben, und den verlange ich auf der Stelle zurück. Es handelt sich um belastendes Material in einem Mordprozeß.»
Sie schaute weg. Ihr Gesichtsausdruck verriet unverhüllte Panik. Scott folgte ihrem Blick und entdeckte unter der Wandleiste einen verkohlten Papierkringel. Cheryl sprang auf, um ihn her-vorzuholen, doch Scott war schneller.
Auf den Papierfetzen waren drei aufgeklebte Wörter erkennbar: «Ihren Text lernen.» Scott verstaute den Schnipsel sorgfältig in seiner Brieftasche. «Sie haben also diesen Brief gestohlen.
Die Vernichtung von Beweismaterial stellt eine strafbare Handlung dar, auf die Gefängnis steht. Was ist mit dem zweiten Brief? Mit dem, den Sammy bei sich trug? Haben Sie den auch vernichtet? Und wie sind Sie da rangekommen? Sie besorgen sich besser einen Anwalt, Lady.»
Cheryl packte seinen Arm. «Mein Gott, Scott, bitte! Ich
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