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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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nehme an, daß Sie Verständnis dafür aufbringen, wenn ich mir wie in einer Falle vorkomme. Meinen Sie wirklich, daß eine Chance für einen Freispruch besteht?»
    «Ich habe schon öfter in ebenso schwierigen Fällen einen Freispruch erwirkt», entgegnete Bartlett. «Was Sie anscheinend nicht nachvollziehen, ist folgendes: Schuld und Urteil sind zweierlei, sie haben nichts miteinander zu tun.»

    6
    Min lavierte sich irgendwie durch den Rest des Vormittags. Unun-terbrochene Anrufe der Medien nahmen sie voll in Anspruch, so daß sie an die Szene zwischen Elizabeth und Teds Anwalt nicht einmal denken konnte. Nach dem Krach hatten alle sofort das Büro verlassen: Bartlett und Elizabeth wütend, Craig verzweifelt, Scott mit finsterem Gesicht. Helmut war in die Klinik geflüchtet, wohl wissend, daß sie mit ihm reden wollte. Er war ihr an diesem Vormittag ebenso aus dem Weg gegangen wie in der Nacht zuvor, als er sich nach seinem Bericht über die mit angehörte Szene zwischen Ted und Leila in seinem Studio eingeschlossen hatte.
    Wer wohl hatte es der Presse gesteckt, daß Elizabeth und Ted hier waren? Sie fertigte die hartnäckigen Fragen mit ihrer Stan-dardantwort ab: «Wir geben die Namen unserer Gäste prinzipiell nicht bekannt.» Und auf die Mitteilung, Elizabeth und Ted seien in Carmel gesehen worden: «Kein Kommentar.»
    Zu jeder anderen Zeit wäre ihr diese Publicity hoch willkommen gewesen. Doch jetzt? Man fragte sie, ob es bei dem Tod ihrer Sekretärin irgendwelche ungewöhnlichen Begleitumstände gegeben habe. «Mit Sicherheit nicht.»
    Um zwölf bat sie die Zentrale, die Anrufe entgegenzunehmen, und ging in den Frauentrakt des Kurhauses. Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, daß die Atmosphäre dort normal war. Sammys Tod schien kein Thema mehr zu sein. Sie plauderte angele-gentlich mit den Gästen, die auf der Terrasse am Schwimmbek-ken lunchten. Alvirah Meehan, die ebenfalls dort saß, hatte Scotts Wagen gesehen und bombardierte Min mit Fragen nach dem Grund seiner Anwesenheit.
    Als Min ins Hauptgebäude zurückkehrte, ging sie direkt nach oben in die Wohnung. Helmut saß auf der Couch und trank eine Tasse Tee. Sein Gesicht war aschgrau. «Ach, Minna.» Er be-mühte sich zu lächeln.

    Sie verzog keine Miene. «Wir müssen miteinander reden», erklärte sie kurz. «Warum bist du in jener Nacht zu Leilas Wohnung gegangen? Hattest du ein Verhältnis mit ihr? Sag mir die Wahrheit!»
    Die Tasse klapperte, als er sie hinstellte. «Ein Verhältnis!
    Minna, ich hab diese Frau gehaßt!» Sie registrierte die roten Flecken in seinem Gesicht, die krampfhaft zusammengepreßten Hände. «Denkst du, ich fand die Art und Weise amüsant, wie sie mich lächerlich gemacht hat? Ein Verhältnis mit ihr?» Er hieb mit der Faust auf den Tisch. «Minna, du bist die einzige Frau in meinem Leben. Seitdem ich dir begegnet bin, hat es nie eine andere gegeben, das schwör ich dir.»
    «Lügner!» Mit einem Sprung war Min bei ihm, beugte sich hinunter und packte ihn bei den Rockaufschlägen. «Sieh mich an. Ich sag dir, sieh mir ins Gesicht. Hör auf mit diesem falschen aristokratischen Getue und der Schauspielerei. Du warst geblen-det von Leila. Welcher Mann war das nicht? Mit jedem deiner Blicke hast du sie ausgezogen und vergewaltigt. Ihr alle wart doch scharf auf sie, wie ihr da seid. Ted. Syd.
    Sogar Craig, dieser Tölpel. Aber du warst der Schlimmste.
    Liebe. Haß. Das kommt aufs selbe raus. Und du bist doch in deinem ganzen Leben noch nie für jemand eingestanden. Ich verlange die Wahrheit. Warum bist du in jener Nacht zu ihr gegangen?» Sie ließ ihn los, plötzlich leer und ausgepumpt.
    Er sprang auf. Dabei streifte er die Tasse, so daß sie über-schwappte und Tee auf den Tisch und den Teppich spritzte.
    «Das ist unerträglich, Minna. Ich lasse mich von dir nicht wie ein Bazillus behandeln, den du durchs Mikroskop studierst.»
    Angewidert blickte er auf die Teeflecken. «Laß das sauberma-chen», ordnete er an. «Ich muß in die Klinik. Mrs. Meehan bekommt heute nachmittag ihre Kollageninjektionen.» Sarkastisch fügte er hinzu: «Nur Mut, meine Liebe. Wie du weißt, strömt damit wieder ein saftiges Honorar in die Kasse.»

    «Vor einer Stunde hab ich diese Landplage gesehen. Da hast du wieder eine Eroberung gemacht. Sie hat wahre Lobeshymnen auf dich gesungen, von deinen Talenten geschwärmt und gesagt, daß sie es dir zu verdanken hat, wenn sie sich wie ein Schmetterling fühlt, der auf einer Wolke dahinsegelt.

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