Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlangenaugen

Schlangenaugen

Titel: Schlangenaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
Vom Netzwerk:
Stirn an Andrés Schläfe. Sein Atem streifte Andrés Wange wie eine kühle Brise. Wie unter einem inneren Zwang wandte dieser seinen Kopf und ihre Lippen berührten sich zu einem ersten zarten Kuss. Noch zaghaft erforschten ihre Hände einander, doch die Lust stieg mit jeder Sekunde.
    André zog Joes Hemd aus. Er konnte es kaum erwarten, die toffeebraune Haut zu liebkosen. Und das tat er ausgiebig. Joe genoss Andrés Streicheln und seine Küsse auf seinem Körper und verlor auch die letzten Hemmungen. Bald lagen sie gemeinsam auf der alten Decke, die das grobe Stroh bedeckte und entledigten sich der restlichen Kleidungsstücke.
    Joe strich durch Andrés dunkle Haare, drehte sie um seinen Zeigefinger. Sie waren viel zu lang, dachte er dabei. Seit ihrer Flucht aus Major Ellingtons Einheit waren sie nicht mehr bei einem Barbier gewesen, hatten sich nur notdürftig rasieren können mit Hilfe ihrer Taschenmesser. Als Spiegel hatten Pfützen oder andere Wasseroberflächen gedient. Obwohl sie seit Tagen kein Bad mehr genommen hatten, empfanden sie dies nicht als unangenehm. Sie rochen nach Wald, Moos, Schweiß. Es war ein natürlicher Duft, wie der von wilden Tieren.  
    "Wir sind wirklich verflucht", seufzte André, als Joes Hände über seinen schlanken, weißen Körper glitten. Wie sehr hatte er sich all die Monate danach gesehnt! Gemeinsam hatten sie viel durchgemacht und hier - in der größten Gefahr - gestanden sie sich ihre Gefühle zu. Ohne viel Worte, aber dafür mit allen Sinnen. Vielleicht war das die letzte Gelegenheit. Draußen johlten und lachten die Betrunkenen und übertönten das unterdrückte Stöhnen innerhalb der Hütte. Die Dunkelheit wurde zu ihrer Vertrauten.
    Niemand hatte ihnen etwas zu essen oder zu trinken gebracht. Nachdem sie sich wieder vollständig angekleidet hatten, merkten sie erst, wie durstig sie waren. Das hatten sie über den Hunger aufeinander vollkommen vergessen! André hämmerte mit den Fäusten an die Tür, verlangte nach Wasser, doch alles blieb ruhig. Nicht mal eine Antwort von dem Wachposten.
    "Niemand mehr da", meinte er resigniert zu Joe. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Hatte man sie schon vergessen? Bei dem Kommandanten dieser Einheit mochte er das bezweifeln. Joe trat zu ihm und blickte ihn zärtlich an. "Ich hätte nie gedacht, dass wir einmal..."
    André lächelte. "Ich auch nicht, aber ich habe es gehofft."
    Joe lächelte zurück. Zum ersten Mal in seinem jungen Leben hatte er das Gefühl, wirklich geliebt zu werden. "Was sollen wir jetzt tun?", fragte er dann.
    Darauf hatte sein Freund keine Antwort. Stattdessen presste er das Gesicht gegen die löchrigen Wände. Durch die Ritzen der Bretter konnte er erkennen, dass mehrere Feuer vor dem Herrenhaus brannten. Im Kreis darum saßen die Soldaten, grölten anzügliche Lieder, aßen die geplünderten Vorräte und leerten die Weinflaschen des ehemaligen Masters der Cloudy Moon. Im Haus selbst brannte Licht. Dort logierte der General mit seinen beiden Adjutanten. André konnte seinen schattenhaften Umriss an einem der Fenster im oberen Stockwerk erkennen. Er spürte, dass dieser Mann keine Gnade kannte. Erst recht nicht mit Gefangenen. "Wir sollten hier verschwinden, bevor die alle morgen früh wieder nüchtern sind", sagte er besorgt. „ Wenn ich bloß wüsste, wie.“  
    Joseph schaute sich daraufhin gründlich in der Hütte um. Die Scherben von einem tönernen Krug würden ihnen kaum als Waffe dienen können. Auch sonst fand er nichts, was ihnen eventuell weiterhelfen konnte. Ein bunt gemusterter Stofffetzen lag in einer Ecke. Joe hob ihn hoch und betrachtete ihn eingehend.
    "Das ist Mama Bos Hütte!", rief er aufgeregt. Tatsächlich, dieses farbenfrohe Muster kannte er. Es war ein Stück aus ihrem Schultertuch, sie hatte es selbst gefärbt. So leergeräumt hatte er sein ehemaliges Zuhause gar nicht wiedererkannt. Früher war es hier wesentlich gemütlicher gewesen. Damals hingen getrocknete Kräuter von der Decke und verbreiteten würzige Düfte. Bunte Tücher zierten die Bretterwände und allerlei Zauberkram stapelte sich in Holzkisten, Flaschen und Leinensäcken. Wohin Mama Bo und die anderen wohl geflohen waren? 
    Joseph steckte den Fetzen in seine Hosentasche. Dann kniete er an der Rückwand nieder und begann, an den unteren Bohlen zu rütteln.
    "Was ist plötzlich mit dir los? Und wer ist Mama Bo?", fragte sein Freund irritiert, als er sein Verhalten bemerkte.  Joe hatte diesen Namen einmal

Weitere Kostenlose Bücher