Schlangenaugen
die Veranda. Zitternd und scheu blickte sie zu Boden, wagte nicht den Blick zu McMillan zu erheben, der sie mit lüsternen Blicken betrachtete.
„Bring sie rein und verschwinde!“, befahl Ibrahim seinem Aufseher und wies mit dem Kopf ins Innere des prächtigen Hauses. Es war weiß. Weiß wie die Herrscher über dieses Land. Weiß wie die Baumwolle, die ihnen ein Vermögen einbrachte. Weiß wie ihr Gott. Und wie Götter führten sie sich selbst auf.
McMillan warf noch einen letzten Blick in die aufsteigende Dämmerung am Horizont und ging dann ebenfalls hinein. Die Hitze hatte sich auch im Inneren festgekrallt und brütete in dem elegant eingerichteten, hohen Räumen wie ein Dämon, der sich nicht austreiben ließ. Jeden Tag verfluchte McMillan diese Hitze, trotzdem liebte er dieses Land. Es hatte seinen Schweiß und seine Tränen geschluckt. Es würde eines Tages auch seine Seele schlucken. Aber noch beherrschte er es.
Mit großen, ängstlichen Augen blickte das Sklavenmädchen Annabelle sich im Salon des Masters um. Sie hatte noch nie das Haus eines weißen Mannes betreten dürfen. Petroleumlampen und Kronleuchter mit Kerzen erhellten den großen Wohnraum mit den schweren, geschnitzten Möbeln und edlen Vorhängen vor den hohen Fenstern. Draußen hatten die violettgrauen Wolken den Himmel bis hin zum Horizont eingenommen. Ein dumpfes Grollen ertönte aus ihnen.
Wortlos legte der Master den Hut ab. Graumeliertes, braunschwarzes Haar kam darunter zum Vorschein. Mit dem Halstuch wischte er sich die Schweißtropfen von Stirn und Nacken, zog dann seine Weste aus, setzte sich in einen ledernen Sessel und zeigte auf seine Stiefel. „Los, Mädchen, hilf mir!“. Annabelle gehorchte und ging zu ihrem Herrn und Besitzer. Er reichte ihr das linke Bein und grinste. Sie versuchte vergeblich, den festsitzenden Stiefel vom Fuß zu ziehen.
„Dreh dich rum und versuch´s nochmal!“ Zischend wie eine Schlange kam die Aufforderung von den schmalen Lippen, über denen sich ein dünner Schweißfilm gebildet hatte. Die Frau gehorchte, den Stiefel fest in der Hand. Mit dem rechten Bein trat der Plantagenbesitzer die Sklavin in den Hintern, sodass sie nach vorne gestoßen wurde und der Stiefel sich vom Fuß löste. Annabelle stolperte erschrocken auf ihren nackten Füßen vorwärts. „Mach schon, jetzt den anderen!“ Das gleiche Spiel. Ibrahim genoss es. Er erhob sich aus dem Sessel und umkreiste das wieder scheu zu Boden blickende Mädchen. Mit einem Finger hob er ihr Kinn und blickte in die samtigen Augen, aus denen ihm Furcht entgegensprang. So liebte er es. Furcht und Gehorsam. Das verlangte er von seinem „Eigentum“.
„Gute Wahl“, murmelte er jetzt und trat einen Schritt zurück, um die Afrikanerin erneut zu mustern. „Hast du schon mal einen Mann gehabt?“, wollte er dann wissen. Annabelle schien zu erröten, was aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe schwer zu erkennen war. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf.
„Zieh dich aus!“, befahl er nun. Der Schrecken in den Augen des Mädchens vergrößerte sich. Wie sollte sie sich verhalten? Jeder Ungehorsam würde mit der Peitsche oder gar mit dem Tode bestraft. Ein Niggerleben war nichts wert in Louisiana. Am liebsten wäre sie davon gelaufen, doch sie blieb stocksteif stehen. Eine der älteren Sklavinnen hatte ihr bereits erzählt, dass der Massa die hübschesten Frauen regelmäßig zu sich rufen ließ. Was dann geschah, war ein offenes Geheimnis. Jeder wusste es und jeder schwieg. Es war das Recht eines jeden Sklavenbesitzers, mit seinem Besitz tun und lassen zu können, was er wollte. Draußen fuhr ein weißgelber Blitz über den Himmel, gefolgt von einem Dröhnen, das an eine Herde galoppierender Büffel erinnerte.
„Mach schon!“
Zögernd knöpfte sie das Oberteil ihres Kleides auf und ließ es zu Boden fallen. Sie war gänzlich nackt darunter. Das Lampenlicht schickte einen schwarzgoldenen Schimmer über die sanften Kurven ihres Körpers. McMillan befahl ihr, sich umzudrehen. Auf dem linken Schulterblatt war deutlich das Brandzeichen CM der Cloudy Moon Plantage als Narbe zu erkennen. Zufrieden über das, was er sah, nickte der Master.
„Leg dich da auf den Tisch!“
Wieder befolgte die Sklavin den Befehl. McMillan ging zu ihr, löste dabei seinen Gürtel und knöpfte die Hose auf. Grob packte der Mann Annabelles Beine und riss sie weit auseinander. In den nächsten grollenden Donner mischte sich der schmerzerfüllte Schrei eines jungen
Weitere Kostenlose Bücher