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Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition)

Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition)

Titel: Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition)
Autoren: S.B. Sasori
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Seelenklempner?“
    „Dass sie noch Zeit braucht.“
    Mit vorgezogener Unterlippe nickte Finley, als würde ihm für diese Diagnose jedes Honorar zu hoch sein. „Hast du es Ian gesagt?“
    „Nein.“ Sein kleiner Bruder hatte noch nicht einmal eine Ahnung davon, dass sein Vater tot war. Der vermeintliche Irrsinn seiner Mutter schien dagegen eher wie eine Lappalie.
    Wie Raven diese Hürde nehmen wollte, war Samuel schleierhaft, aber das war nicht mehr sein Problem. Nichts, was Raven anging, war mehr sein Problem. Seltsam, wie weh dieser Gedanke tat.
    Er zog den Handschuh aus, löste die Krawatte und knöpfte sein Hemd auf. Es war zu warm, um die Maskerade aufrechtzuerhalten. Finley warf einen prüfenden Blick auf den brandneuen Anzug. „Feines Tuch. Seit wann rennst du in so etwas herum?“
    „Seit ich bei den Banken Männchen machen muss.“ Der erste Kredit seines Lebens. Wenigstens konnte er jetzt Mias Klinikaufenthalt zahlen.
    „Hör mal, Junge, wenn es zu klamm wird, behalte unseren Lohn ein, bis rosigere Zeiten kommen. Hauptsache, der Kühlschrank ist voll, damit uns der Kleine nicht verhungert.“
    „Ist das dein Ernst, Finley?“ Laurens reichte Samuel bis zur Nasenspitze. Dass ihn Finley trotzdem als Kleinen bezeichnete, würde er ihm verschweigen.
    Der Alte zog eine Grimasse. „Nicht wirklich, aber ich dachte, dass es dich mental etwas entlastet.“
    „Danke für den Versuch, aber im Augenblick würde ich mich lieber von Laurens entlasten lassen.“
    Finley grunzte im Takt seiner rotierenden Augen. „Liebe muss was Schönes sein. Leider kann ich mich nicht daran erinnern.“
    „Frag Erin. Die weiß es sicher noch.“ Als Sechsjähriger hatte er die beiden im Bügelzimmer erwischt. Sie waren so beschäftigt gewesen, dass sie sein Würgen nicht bemerkt hatten.
    Mit einer knappen Geste verwarf Finley diesen Gedanken. „Laurens hatte vorhin ein Handtuch über der Schulter und ist runter zum See. Ich denke mal, dass er seine nahtlose Bräune auffrischen will.“
    Sich an Laurens’ sonnenwarmen Körper zu schmiegen war exakt das, was er jetzt brauchte. Zwischen die Vision eines bewegten Stilllebens mit zwei Männern drängte sich das Bild eines einsamen Stegs mit Handtuch, auf dem Laurens hätte liegen sollen, es aber nicht tat. Samuel wurde kalt. Die Szene, wie er Laurens gesucht hatte, wie er ihn in dem Boot dieses Bastards mehr geahnt als gesehen hatte, wühlte in seinen Eingeweiden. Wollte dieser Tag seinen Schatten auf ihr gesamtes gemeinsames Leben werfen?

***
                                                                          
    Tief, tiefer, noch tiefer. Nein! Nicht tief. Kein Problem. Nicht tiefer als sonst auch, nur dass Samuel nicht dabei war. Laurens war allein. Weit weg vom Ufer. Scheiße! Herzrasen. Auch egal. Einfach weiterschwimmen. Unter seinen Füßen war längst kein Grund mehr. Na und? Dann war da eben nur gähnende Leere. Wen interessierte das? Ihn! Unsinn. Noch drei Schwimmstöße, dann würde er umkehren und zurück zum Ufer schwimmen.
    Eins.
    Seine Arme schmerzten und wurden lahm.
    Zwei.
    Und was war das für ein mieses Gefühl in seinem Bein?
    Drei.
    Ein Krampf. Blödsinn! Er war topfit. Keine Krämpfe, keine Schwäche.
    Umdrehen. So weit weg. So entsetzlich weit weg. Der See war riesig. Das Ufer kam nicht näher. Noch ein Stoß. Seine Muskeln brannten, trotzdem zitterte er. Warum zum Teufel ging das enge Gefühl in seinem Hals nicht weg? Er schnappte nach Luft, es brachte nichts. Noch einen Stoß. Und noch einen. Sein Herz schlug wie ein Vorschlaghammer. Es würde ihm die Rippen brechen. Angst. Endloses Sinken. Nein. Nicht daran denken, nur an den nächsten Schwimmstoß. Einatmen, ausatmen und schnell vorwärtskommen. Es ging nicht schnell. Es ging immer langsamer. War jemand am Ufer? Zu viel Wasser in den Augen. Es kam aus ihm und nicht vom See. Bitte lass mich ans Ufer kommen. Weiter, immer weiter. Solange er sich bewegte, blieb er oben.

***
     
    Am Steg lag ein Handtuch, daneben seine Jeans und eines seiner Hemden. Aber kein Laurens. Der Schreck fraß sich in sein Herz. Ganz ruhig, irgendwo musste er sein. War er pissen hinter diesem gottverdammten Schuppen? Malte er in einer Ecke etwas Unsinniges wie Gras oder Steine? Warum war er nicht hier? Warum fühlte sich alles nach einem dunklen Traum an, der sich in seinem kranken Hirn wiederholte? Samuel rannte zum Ufer. Rechts und links nichts. Hinter dem
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