Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition)
fluchte, wurde trotzdem schneller. Am liebsten hätte Samuel ihn fortgeschickt. Er musste allein sein.
„Willst du darüber reden?“ Laurens hopste auf einem Bein neben ihm her und wischte sich kleine Steine von der Fußsohle.
„Nein.“
„Lag es an mir? Habe ich mich zu dämlich angestellt?“
„Nein.“ Konnte er die Hüpferei nicht bleibenlassen? Endlich ließ er seinen Fuß in Ruhe und stellte sich ihm in den Weg. „Dann solltest du darüber reden. Reden hilft.“
„Ach ja? Dann sag du mir zuerst, warum du meinen Schwanz nicht in deinem Arsch ertragen kannst.“ Scheiße! Gedanklich schlug er sich vor die Stirn, bis der Schädelknochen knirschte.
Laurens ließ die Hand sinken, die ihn gerade berühren wollte. „Was hat das denn damit zu tun?“
Nichts.
„Alles!“
Laurens zuckte zurück. „Du willst Gründe hören?“
„Ja. Will ich. Jeden einzelnen verdammten Grund, warum du mich jedes Mal vertröstest. Warum du weiß im Gesicht vor Angst wirst, warum du dich vor mir verkriechst.“ Sein Herz schlug im Hals vor Wut. Er war nicht David. Vor ihm musste niemand Angst haben. Wann begriff das Laurens endlich?
„Das mache ich doch gar nicht.“ Laurens hob ratlos die Hände. „Ich hab Schiss, klar. Aber ich verkrieche mich nicht vor dir, im Gegenteil. Schon wegen meines schlechten Gewissens komme ich in deinen Arm zurück, weil ich nicht will, dass du sauer auf mich bist.“
„Schwachsinn! Rede dich nicht raus!“ Verdammt noch mal, warum schrie er ihn an? Sein Herzrasen hatte mit Laurens nichts zu tun.
Die Entschuldigung lag schwer wie Blei auf seiner Zunge. Er schluckte sie hinunter. Leider nahm sie das würgende Gefühl nicht mit, das ihm das Atmen schwer machte. Sag was, Samuel. Sag was Nettes zu dem Mann, den du liebst. Seine Lippen waren wie zugeklebt.
Laurens räusperte sich. Der Schreck stand ihm immer noch im Gesicht. „Okay, du bist sauer. Aber ich dachte, wenn ich dich in meinen Mund lasse, wäre es ein Schritt in die richtige Richtung. Ich wusste nicht, dass du es nicht ... magst, wenn ich dir …“
„Nicht mögen?“
Davids kaltes Lächeln, bevor sein Gesicht zwischen Samuels Beinen verschwand. Seine Gier, seine Brutalität, mit der er ihm Gefühle aufzwang, die Samuel längst nicht mehr empfinden konnte. David hatte alle Grenzen überschritten. Sein Flehen hatte ihn nur auflachen lassen. Er hasste es. Und er hasste sich, dass er es zugelassen hatte.
Laurens trat einen Schritt näher, nahm Samuels Hände und zog sie ihm aus den Haaren. Samuel hatte nicht gemerkt, dass sie sich dort hineingekrallt hatten.
„Ich habe vielleicht zu viel Respekt vor deinem großen und zu allem Überfluss auch noch schuppenbewehrten Schwanz. Vielleicht spukt mir auch das ein oder andere Hindernis im Hirn herum. Aber im Augenblick hat nur einer von uns beiden Angst. Und das bist du. Vor was?“
Die Antwort wartete an der Bretterwand. Sie hatte Davids Gesicht.
Laurens legte ihm beide Hände auf die Schultern. „Verstehe.“
Wohl kaum. Er verstand es selbst nicht. Hatte er David nicht verdrängt? Hatte Raven David nicht irgendwo verscharrt? Im Moment fühlte es sich an, als ob David in ihm drinsteckte und wütete.
„Lass uns reingehen. Ich brauche Wärme, und ich brauche dich.“ Laurens zärtlicher Kuss schmeckte, als würde er etwas Wertvolles von Samuels Lippen kosten. „Und du brauchst mich auch, jedenfalls dann, wenn ich aufgetaut bin.“
Und wie er diesen Mann brauchte, dessen nasse Strähnen sich gerade in Rastalocken verwandelten. Aber nicht mit dem Kopf in seinem Schoß.
Finley weigerte sich, hochzusehen, als sie an ihm vorbeigingen. Erin ließ sich auch nicht blicken. So konnten sie wenigstens ohne Vorwürfe das Seewasser tropfenweise im Treppenhaus verteilen.
Vor der Tür zu seinem Zimmer blieb Laurens stehen. Er legte den Finger in Samuels Halsgrübchen und strich langsam bis hinunter zum Bauchnabel. Auf Samuels menschlicher Hälfte stellten sich die Härchen auf.
„Wie oft hat es David mit dir gemacht?“ Er sprach das Ungeheuerliche erschreckend gelassen aus. „Mit dem Mund, meine ich.“
„Warum fragst du?“ Zu oft. Viel zu oft.
Laurens neigte den Kopf zur Seite, griff in Samuels Hosenbund und zog ihn dicht an sich heran. „Weil ich denke, dass er dir einen seelischen Knacks geblasen hat. Da du im Gegensatz zu mir kein Problem mit dem Vögeln hast, muss es wohl an seiner miesen Saug-Technik gelegen haben.“
Für einen Jungen seines Alters erkannte er das
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