Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition)
gleichgültig, was passiert. Bleib einfach da und rede mit mir darüber. Geh nur nie wieder heimlich weg.“
Laurens wischte ihm die Nässe von den Wangen. Sie waren eingefallen und erzählten von Samuels Marsch durch sein persönliches Trauertal. Jede Wette, es war dasselbe, durch das auch Laurens gekrochen war. Komisch, sie hätten sich dort treffen müssen. Offenbar machte Trauer blind. Samuel fing seine Hand ein und berührte die Stelle, in die Raven gebissen hatte, mit seinen Lippen. „Das hier hätte niemals geschehen dürfen.“ Seine zarten Küsse prickelten auf der Haut. „Wenigstens hat mir deine Flucht gezeigt, dass du Ravens Gift überleben würdest.“
„Lass uns das verdrängen.“ Den Biss, sein heimliches Abreisen und vor allem die Zeit danach.
Samuels Zeigefinger zog kleine Kreise über Laurens’ Puls.
„Ob Jarek ein Problem damit hat, wenn ich vorläufig bei euch einziehe?“
Dieser Blick. Bittend, trotzig und unter all dem voll Liebe. Laurens nahm Samuels Gesicht in die Hände, genoss den Moment, als die Hoffnung in seinen Augen aufblitzte.
„Du bleibst in London?“ Himmel, seine Stimme klang, als ob er gleich wieder in Tränen ausbrechen würde. „Und was ist mit Mhorags Manor und mit Raven?“
Samuels Blick schweifte ab. „Ich habe weder mit ihm gesprochen, noch habe ich ihn länger als ein paar Sekunden gesehen. Wir gehen uns aus dem Weg.“
„Wegen mir?“ Konnte eine Frage blöder sein?
„Nicht nur wegen dir, auch wegen Ian.“ Samuel schnippte die Zigarette übers Geländer und beobachtete den kleiner werdenden Glutfleck in der Nacht. „Raven hat Ian die ganze Geschichte erzählt. Inklusive des Mords an David. Deshalb bin ich mit Ian nach London gefahren. Er konnte Ravens Gegenwart nicht länger ertragen.“
„Dann habe ich es tatsächlich Ian zu verdanken, dass du hier bei mir bist.“ Allerdings wäre ein weniger dramatischer Grund für alle Beteiligten schöner gewesen.
„Hat Jarek dir von unserem Telefonat erzählt?“ Der bittere Zug um Samuels Lippen verschwand. „Er sollte dir etwas von mir ausrichten.“
„Kein Wort.“ Dafür würde Jarek bluten.
Samuel neigte den Kopf, sein Blick war warm und zärtlich, wie ein Kuss. „Dann weißt du ja gar nicht, dass ich dich liebe.“ In das schüchterne Lächeln mischte sich etwas Herb-süßes. Es würde köstlich schmecken und Laurens würde es Samuel heute Nacht nicht nur von den Lippen küssen. Er streichelte über Samuels Brustplatten, über die kleineren auf seinem Bauch.
Die Narbe war immer noch da. Behutsam ließ er seine Fingerkuppen über die Stelle wandern. Samuel erzitterte. Sein Blick vertrieb sämtliche Skrupel aus Laurens’ Bewusstsein.
„Ich habe dich so lange nicht gefühlt.“ Samuel umschlang Laurens’ Taille, zog in näher. „Berühr mich.“
***
Tom unterdrückte ein Würgen. Zwischen seinen Schulterblättern rann kalter Schweiß entlang. Laurens streichelte Samuel über den Bauch, küsste die grässliche Narbe. Wie gierig Samuel ihm dabei ins Haar griff. Wie sich seine Miene verklärte. Tom spuckte aus. Wer Monster kraulte, hatte den Tod verdient.
Die Gläser zitterten in seinen Händen. Es wurde Zeit.
So wie sich die beiden ansahen, würden sie es nicht lange auf dem Balkon aushalten. Sie würden ein Nest aufsuchen, um übereinander herfallen zu können. Rührend, wie sie in der Illusion unsterblicher Liebe schwelgten. Dabei wusste jedes Kind, dass nichts unsterblich war.
Samuel würde es erfahren. Gleich. Wenn Laurens in seinem Arm den letzten Atemzug röchelte.
***
„Hast du es vermisst?“ Laurens lächelte ihn an, während seine sanften Berührungen die Haut um die Narbe verwöhnten.
„Oder hast du deine sensible Monsterhaut selbst stimuliert?“
Samuel dirigierte Laurens aus dem Lichtkegel der Balkontür. Die anderen mussten nicht mitbekommen, wie er jeden Schauer genoss, den Laurens in seinen Körper streichelte.
„Ich habe Finley gefragt, ob er mir mit der Drahtbürste zur Hand gehen kann.“
Laurens lachte. „Und? Hat er es getan?“
„Nein. Er meinte, ich sei ein Idiot.“
Mit einem glücklichen Seufzen schmiegte sich Laurens an seinen Hals. „Braver Finley. Ich mag den Mann.“
Wie hatte er Laurens nur wegen lächerlicher Worte auf einem Stück Papier gehen lassen können? Zart wie ein Lufthauch strich Laurens über die Narbe. Samuel lehnte sich ans Geländer und genoss die Impulse, die sich in ihm vervielfältigten. Lange würde er Laurens’
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