Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition)
spöttisch die Braue, zuckte dann aber zusammen und fühlte nach seinem Hinterkopf. „Musst du nicht. Außerdem kann ich zu keinem Arzt.“ Er strich sich über die linke Brust. „Die hier sind echt. Wenn du dich bei irgendwem deswegen verplapperst, gebe ich dir tausend Gründe, mich wirklich zu verabscheuen.“
Jarek starrte auf dunkelgrüne Schuppenhaut. Dann sah er Samuel in die Augen, lachte. Dann sah er Laurens an, lachte noch mal, aber es klang schon viel wackliger. „Du verarschst mich.“
Samuel schüttelte langsam den Kopf. „Wir werden uns in Zukunft öfter über den Weg laufen. Ich will wegen dir nicht ununterbrochen Rollkragenpullis und Handschuhe tragen. Außerdem bist du Laurens’ Freund. Er vertraut dir. Dann werde ich das auch. Ob du mich magst oder nicht.“
Schön, das warme Gefühl in seiner Brust. Laurens verkniff es sich, beide in den Arm zu nehmen, aber zu dem emotionalen Chaos des Abends hätte es gepasst. Allerdings nicht zu Jarek. Der hob hilflos die Hände, ließ sie wieder sinken, drehte sich um, ging den Ersten entgegen, die nach dem Trubel im Loft nach dem Rechten sehen wollten.
***
„Noch einmal ganz langsam.“ Baxter starrte Tom fassungslos an. „Du hast Giftkapseln von mir gestohlen und damit einen Mord begangen?“
„Ja verdammt! Und jetzt werden sie mich verhaften. Ich will aber nicht in den Knast! Ich habe genug gelitten! Du musst mir helfen! Verstecke mich, schaff mich aus dem Land, tu was! Sonst werde ich der Polizei sagen, dass ich das Gift von dir habe.“
Baxter sackte zusammen. „Das würdest du mir antun?“
Das und noch viel mehr, wenn er ihm nicht sofort helfen würde. „Illegaler Drogenbesitz, Kontakte zu der Russenmafia.“
„Isabell gehört nicht zur Mafia“, empörte sich Baxter. „Das vermute ich jedenfalls.“
„Na und? Was denkst du, wird aus deiner Karriere als erfolgreicher Schönheitschirurg, wenn herauskommt, dass du deinen Lustknaben mit Drogen gefügig gemacht hast?“ Ja! Das wirkte. Baxters Wangen wurden blass und schlackerten wie Pudding. Eine Welt brach vor seinem geistigen Auge zusammen. Tom konnte das Getöse förmlich hören.
Baxter verbarg sein Gesicht hinter den fleischigen Händen. Endlich sah er auf, schüttelte den Kopf. „Nicht nur du wirst das Land verlassen. Auch für mich ist es sicherer, wenn ich eine Weile untertauche.“ Er wählte eine Nummer auf seinem Handy und verließ den Raum. Tom ging zum Fenster, lauschte in die Nacht. Galten die Sirenen ihm, die irgendwo in London ertönten? War die Polizei schon unterwegs? Sicher wurden schon die ersten Zeugen vernommen. Und Baxter telefonierte. Tom raufte sich die Haare. Vor der Tür hörte er Baxters Schritte. Anscheinend ging er auf und ab. Tom lehnte das Ohr an die Tür. Shenyang, Isabell, einen geschuldeten Gefallen, Fragen nach einem Visum. Es dauerte lange, bis Baxter wieder hereinkam.
„Wir reisen sofort ab. Isabell besorgt uns Online-Tickets, Visa, alles, was wir brauchen. Auch einen neuen Ausweis für dich. Sieh mich an, ich muss dich fotografieren.“ Baxter wählte Toms linke Seite. „Das Bild geht jetzt zu einem gewissen Jason, der sich um alles Weitere kümmern wird.“ Mit der Zungenspitze im Mundwinkel tippte er eine neue Nummer und wischte sich nebenbei den Schweiß von der Stirn. „Bilde dir nicht ein, dass ich das umsonst mache. Diesen Gefallen wirst du bei mir dein ganzes Leben lang abzahlen.“
***
Laurens bremste vor einer Ampel. Der rote Lichtschein unterstrich die scharfen Kanten seines Gesichts. Samuel berührte die Hand, die locker auf dem Schaltknauf lag. Der Verband war schon grau. „Was ist passiert?“
Laurens zuckte mit der Schulter. „Ich wollte den Wasserhahn reparieren und habe mich dabei etwas dämlich angestellt. Ist nicht weiter schlimm.“ Sein Lächeln war eine Spur zu unbekümmert. „Was macht dein Kopf?“
„Er will in deinen Schoß.“ Vielleicht könnte ihn Laurens dort vom Implodieren abhalten.
„So wie er aussieht, will er ein weiches Kopfkissen, einen Eisbeutel und jede Menge Schlaf.“
„Das auch.“ Und wahrscheinlich vor allem anderen. Einschlafen, ohne Angst vorm Aufwachen zu haben. Statt Einsamkeit Laurens neben sich zu fühlen, ihn in den Arm zu nehmen, den Duft seiner Haare inhalieren und wissen, dass er auch morgen und übermorgen und jeden Tag wieder da sein wird. So fühlte sich Glück an. Er würde es sich nie wieder wegnehmen lassen.
„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du dich von
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