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Schlangenjagd

Schlangenjagd

Titel: Schlangenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Jack Dubrul
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dieser Entwicklung gerechnet. Genau das Gleiche hätte auch er veranlasst, wenn er den Angriff geplant hätte.
    Er verfolgte, wie Tiny das kleine Flugzeug wieder hochzog, während es sich dem Terminal näherte. Aus tausend Fuß Höhe erschien alles zuerst völlig normal. Die Anlage, die eine Fläche von zweihundert Acres einnahm, zog sich an der Küste entlang: mit riesigen Vorratstanks am südlichsten Punkt und den Unterkünften und Freizeiteinrichtungen für die Arbeiter im Norden. Dazwischen bildeten Kilometer von Rohren unterschiedlichster Durchmesser und Farben ein Labyrinth, das nur seine Schöpfer verstanden und entwirren konnten. Cabrillo sah gigantische Lagerhallen sowie einen Hafen für die Tender und Barkassen, die Personal zwischen den Bohrinseln und der Küste hin und her transportierten. Von der Anlage führte ein knapp zwei Kilometer langer Damm zu den Ladeplätzen für die Supertanker, die die Märkte auf der ganzen Welt mit Rohöl versorgten. Ein Liegeplatz war mit einem über dreihundert Meter langen Tanker besetzt, seine Tanks waren wahrscheinlich leer, wie Juan an dem breiten Streifen roter Schutzfarbe oberhalb der Wasserlinie erkennen konnte.
    Er entdeckte ein großes Gebäude, das auf einer eigens zu diesem Zweck befestigten Fläche in der Nähe eines Entlüftungsturms der Ölterminals errichtet worden war. Juan wusste aus den Recherchen seiner Leute, dass innerhalb des Gebäudes drei Hochdruckpumpen sowie Generatoren von General Electric in Betrieb waren und die gesamte Anlage mit Strom versorgten. Hochspannungsleitungen verliefen von dort zu jeder Ecke des Hafens.
    Fünf Kilometer vor der Küste erstreckte sich eine Reihe von einigen Dutzend Bohrplattformen – wie ein künstlich geschaffener Archipel – nach Norden. Jede war durch eine unter Wasser verlaufende Pipeline mit dem Hafen verbunden. Obwohl nicht so groß wie die Bohrinseln, die Juan aus der Nordsee oder dem Golf von Mexiko kannte, ragte jede mindestens sechzig Meter aus dem Wasser heraus und ruhte auf massiven Stützpfeilern.
    Alles erschien normal, bis er genauer hinsah. Einige der lodernden Flammen gehörten nicht zu den Entlüftungskaminen, über die das bei der Ölförderung frei werdende Erdgas abgefackelt wurde. Mehrere Tankwagen waren in Brand gesetzt worden, und mehr als ein Gebäude erschien in dichten schwarzen Qualm gehüllt. Die winzigen Gestalten, die wahllos verstreut auf dem Gelände lagen, waren die Leichen von Arbeitern und Angehörigen der Sicherheitstruppe, die von Makambos Soldaten niedergemäht worden waren. Was Juan auf den ersten Blick für Schatten in ihrer Nähe gehalten hatte, waren Blutlachen.
    Tiny Gunderson lenkte nun die Drohne über die Küste und am Damm entlang. Die Rohre, die das Schwimmdock versorgten, hatten einen Durchmesser, der einem Güterwagen Platz geboten hätte. Juan stieß einen halblauten Fluch aus, als er die Männer in der Nähe der Laderohre bemerkte. Sie hatten sie von den Tankern abgekoppelt, und Rohöl strömte in vier dicken Strahlen ins Meer. Der Ölteppich hatte bereits den Kai erreicht und wurde von Sekunde zu Sekunde größer. Einer der Männer musste die Drohne entdeckt haben, denn plötzlich schauten mehrere von ihnen zum Himmel. Einige deuteten nach oben, während andere mit ihren Gewehren auf das kleine Flugzeug schossen.
    Die Chance, das UAV zu treffen, war zwar gering, aber Tiny brachte den Flugkörper auf einen Zickzackkurs und steuerte auf die nächste Bohrinsel zu. Aus knapp einem Kilometer Entfernung konnte Tiny erkennen, dass sie bereits von einem Ölteppich umgeben war. Das Öl war schwer genug, um die Wellen flachzuhalten, die unter ihm durchliefen. Die Bewegung des Ozeans erinnerte an das zeitlupenhaft träge Flattern eines gigantischen schwarzen Seidentuchs. Die herrschende Meeresströmung ließ den Teppich bereits nach Norden driften, während er, gespeist von dem Öl, das von der Bohrinsel herabregnete, stetig größer wurde. Als sich die Drohne der zweiten Plattform näherte, die von den Terroristen besetzt worden war, erkannte Cabrillo, dass der Ölteppich, der sie umgab, sogar noch größer war.
    Obgleich es völlig unmöglich sein musste, glaubte Juan den stechenden Geruch des Rohöls, das sich ins Meer ergoss, riechen zu können. Er kratzte in seiner Kehle und trieb ihm die Tränen in die Augen. Dann wurde ihm bewusst, dass er in Wahrheit nur körperlich auf seine eigene Abscheu vor dieser vorsätzlich ausgeführten Umweltzerstörung und sinnlosen

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