Schlangenjagd
wünschte sich nur, dass Susan bei ihm wäre. Das Flockungsmittel war ihr Geistesprodukt, und als sie sich bei ihm gemeldet und ihn von ihrer Entdeckung und ihrer möglichen Anwendung in Kenntnis gesetzt hatte, hatte sie gleichzeitig den Wunsch geäußert, beim Finale dabei zu sein.
Und dann war da noch Merrick. Singer hatte sich sehnlichst gewünscht, miterleben zu können, wie seine überhebliche, selbstgerechte Miene aus den Fugen geriet, wenn er miterlebte, wie der furchtbarste Hurrikan erzeugt wurde, der die Vereinigten Staaten jemals heimgesucht hätte, und begriff, dass er und Umweltverschmutzer wie er daran die Schuld trugen. Singer hatte Merrick von seinem Plan erzählt, daher hatte er die Hoffnung, dass sein ehemaliger Partner noch am Leben war und über die weitere Entwicklung Bescheid wissen würde.
Weil das Lenken eines Supertankers ganz spezielle Kenntnisse erforderte, konnte er sich dabei nicht auf eine Bande langhaariger Umweltschützer verlassen, sondern war gezwungen gewesen, eine professionelle Mannschaft anzuheuern, also Männer, deren Schweigen erkauft werden konnte. Der Kapitän war ein griechischer Säufer, der seine Kapitänslizenz verloren hatte, nachdem er einen Tanker im Persischen Golf auf Grund gesetzt hatte. Der Chefingenieur war ebenfalls ein Grieche, der die Finger nicht von der Flasche lassen konnte. Er hatte nicht mehr auf einem Schiff gearbeitet, seit die Explosion eines Dampfrohrs in einem Maschinenraum vier seiner Leute getötet hatte. Eine Untersuchungskommission sprach ihn zwar von jeglicher Schuld frei, aber Gerüchte über sein fahrlässiges Verhalten ruinierten am Ende doch noch seine Karriere.
Gegen diese beiden erschien die restliche Mannschaft wie eine Schar Heiliger.
»Greifen Sie im Morgengrauen an?«, fragte Singer.
»Ja. Sie werden also mehr als genug Zeit haben, um in Ihr Flugzeug zu steigen und zu verschwinden«, sagte Makambo mit einem Anflug von Spott. Nicht dass er dem Kampf selbst beiwohnen würde. Auf ihn wartete ein schnelles Boot, um ihn an der Küste entlang zur Kongo-Mündung und weiter den Kongo hinauf zu bringen.
Singer reagierte nicht auf den unverschämten Tonfall. Er stand auf. »Denken Sie daran, jede Stunde ist eine Million Dollar wert. Wenn Ihre Männer es schaffen, die Sicherheitskräfte und die angolanische Polizei achtundvierzig Stunden lang aufzuhalten, lasse ich auch noch einen Fünfmillionendollarbonus springen.« Er sah Abala an. »Und weitere fünf Millionen für Sie, Oberst.«
»Dann rufet Mord«, sagte Makambo und benutzte sein Lieblingszitat, »und entfesselt die Hund’ des Krieges.«
26
Juan stand auf der Brückennock und beobachtete die alten Schulbusse, die über den Damm krochen, der zum einzigen Kai in Cabinda führte. Jeder war mit schreienden Farben bemalt und stieß ölige Abgaswolken aus, während sich die altersschwachen Motoren abmühten. Sie suchten sich ihren Weg vorbei an einer Reihe von Frachtcontainern und gespendeten landwirtschaftlichen Maschinen, die soeben aus einem russischen Frachter ausgeladen worden waren, der vor der
Oregon
am Kai festgemacht hatte.
Unten auf dem Kai warteten Max Hanley und Franklin Lincoln mit einem Zollbeamten. Beide waren wie zwei Hafenratten gekleidet, um sich dem heruntergekommenen Äußeren der
Oregon
anzupassen. Tiny Gundersons Freund, der Buschpilot, war ebenfalls bei ihnen, um dafür zu sorgen, dass alles glatt ging, sowie Mafana, Ndebeles alter Unteroffizier. Der Zollbeamte hatte seiner Frau bereits einen Aktenkoffer übergeben. Sie war eigens in den Hafen gekommen, um das Bestechungsgeld abzuholen und nach Hause mitzunehmen.
Der Fahrstuhl aus dem Operationszentrum kam plötzlich in die Brücke herauf. Linda Ross wartete nicht, bis er auf Deckniveau stoppte, sondern sprang schon vorher heraus und eilte auf Cabrillo zu.
»Juan«, sagte sie vorwurfsvoll, »du hast dein Mobiltelefon nicht eingeschaltet! Der Angriff hat begonnen. Hali hat Rufe vom Petromax-Betrieb an dessen Zentrale in Delaware abgefangen. Sie schätzen, dass mindestens vierhundert bewaffnete Männer das Gelände gestürmt haben. Und die Bohrinseln melden, dass zahlreiche kleine Boote zu ihnen unterwegs sind. Die Sicherheitsmannschaften wurden regelrecht überrannt.«
Er hatte gehofft und gebetet, dass sie wenigstens einen Tag Zeit hätten, um Moses Ndebeles Truppe auf ihren besonderen Einsatz vorzubereiten, aber irgendwie hatte er schon geahnt, dass er diese Frist nicht haben würde. Er würde wohl oder übel
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