Schlangenjagd
Pochen in ihrem Kopf erzeugte.
Tony wandte sich auf seinem Sitz um und forderte sie mit einer Handbewegung auf, die Kopfhörer wieder ins Interkom des Hubschraubers einzuklinken. Sie hatte die Verbindung getrennt, um ihren tristen Gedanken ungestört nachhängen zu können.
»Der Pilot meint, die Maschine verfüge nicht über die Reichweite, um diesen letzten Punkt auf der Karte zu untersuchen. Es ist die Position, die Papa Heinrick uns genannt hat.«
»Was ist mit Papa Heinrick?«, fragte Luka und hüllte Sloane in eine Wolke Mundgeruch ein.
Irgendetwas hatte Sloane davon abgehalten, ihren nächtlichen Bootstrip zu erwähnen, den sie in die Sandwich Bay unternommen hatten, um den verrückten Fischer zu besuchen. Sie hatte ihn vorwiegend deshalb verschwiegen, weil sie widerwillig eingestehen musste, dass Luka die ganze Zeit Recht gehabt hatte, und sie sich vor dem Führer keine Blöße geben wollte.
Sloane, die sich wünschte, dass Tony lieber den Mund gehalten hätte, zuckte die Achseln. »Das ist nicht so wichtig. Er war völlig hinüber. Wir haben mehr als zweitauend Dollar für Sprit vergeudet, um den Hinweisen zuverlässiger Quellen nachzugehen. Ich glaube nicht, dass es Sinn hat, noch mehr für Papa Heinrick und seine Riesenschlangen zu verschwenden.«
»Riesenwas?«, fragte der Pilot. Er war ein Südafrikaner mit einem schwerfälligen Afrikaansakzent.
»Riesenschlangen«, wiederholte Sloane und kam sich dabei ein wenig lächerlich vor. »Er behauptet, er sei von riesigen Schlangen aus Metall attackiert worden.«
»Wahrscheinlich war er mal wieder im Delirium tremens«, sagte der Pilot. »Jeder hier weiß, dass Papa Heinrick der größte Säufer auf dem Planeten ist. Ich habe ihn einmal dabei erlebt, wie er zwei australische Rucksacktouristen unter den Tisch gesoffen hat, und diese beiden Burschen waren so groß wie Elefanten. Ich glaube, es waren Rugbyspieler. Wenn er behauptet, Schlangen gesehen zu haben, können Sie jeden Rand darauf verwetten, dass er sternengranatenvoll war, als er sie zu sehen glaubte.«
»Riesenschlangen«, wiederholte Luka kichernd. »Habe ich Ihnen nicht versichert, dass Papa Heinrick verrückt ist? Sie vergeuden nur Ihre Zeit, wenn Sie mit ihm reden. Sie sollten Luka vertrauen. Ich finde die Stelle, die Sie suchen. Sie werden es erleben. Es gibt da draußen jede Menge Punkte, wo das Gesuchte sein könnte.«
»Ohne mich«, sagte Tony. »Ich muss übermorgen wieder zu Hause sein, und ich möchte jetzt nichts anderes, als gemütlich am Swimmingpool zu sitzen.«
»Das ist schon okay«, sagte Luka mit einem schnellen Blick auf Sloanes lange Beine, deren makellose Form durch ihre kurzen Shorts unterstrichen wurde. »Ich nehme Miss Sloane in einem Boot mit, das eine größere Reichweite hat als der Hubschrauber.«
»Ich glaube nicht«, erwiderte Sloane scharf genug, um Tonys Aufmerksamkeit zu erregen. Sie funkelte ihn wütend an, und er brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, hinter was ihr Führer eigentlich her war.
»Wir warten ab. Mal sehen, wie ich mich morgen früh fühle, hm?«, sagte er. »Eine Bootsfahrt wäre vielleicht gar nicht so übel.«
»Sie vergeuden nur Ihre Zeit«, murmelte der Pilot.
Sloane war überzeugt, dass er damit Recht hatte.
Der Helikopter erreichte zwanzig Minuten später den Landeplatz. Der Rotor wirbelte eine dichte Sandwolke auf, die den Erdboden verhüllte und den Windsack so aufblähte, dass er wie ein überdimensionaler rosa Finger in die Gegend deutete. Der Pilot setzte den Helikopter behutsam auf dem Erdboden auf und schaltete den Motor sofort aus. Die Wirkung setzte augenblicklich ein. Das durchdringende Heulen des Motors verstummte und die Rotorblätter wurden langsamer. Der Pilot öffnete die Tür, ehe sie ganz stoppten, und ersetzte die heiße, nach Schweiß riechende Luft in der Kabine durch heiße trockene Luft von draußen. Trotzdem war es eine Erleichterung.
Sloane öffnete die Tür auf ihrer Seite und stieg aus dem Heli. Dabei duckte sie sich instinktiv, da sich die Rotorflügel immer noch über ihrem Kopf drehten. Sie schnappte sich ihre Reisetasche und ging dann zum vorderen Ende des Hubschraubers, um Tony dabei zu helfen, den Metalldetektor und die Kabeltrommel von der linken Kufe abzuhängen. Gemeinsam schleppten sie das einen Zentner schwere Gerät zur Ladefläche des Pick-up, den sie gemietet hatten. Luka machte keinerlei Anstalten, ihnen zu helfen, und saugte stattdessen nur heftig an seiner ersten Zigarette seit zwei
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