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Schlangenjagd

Schlangenjagd

Titel: Schlangenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Jack Dubrul
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ziemlich gewagtes Unterfangen gewesen sein, aber sie war noch immer der Überzeugung, dass sie eine gute Chance hatten, die HMS
Rove
zu finden.
    Aber wie groß, fragte sie sich, wie groß war die Chance, dass die Gerüchte zutrafen? Tausend zu eins? Eine Million? Und was würde sie dafür bekommen, wenn sie es tatsächlich finden sollte? Ein anerkennendes Schulterklopfen und einen Bonus. Sie musste sich fragen, ob es die ganze Sache überhaupt wert war, sich dafür mit Tonys Gereiztheit und Lukas lüsternen Blicken und Papa Heinricks offensichtlichem Wahnsinn herumzuschlagen. Sie leerte das Glas Bier mit drei wütenden Schlucken und bestellte ein zweites sowie ein Fischgericht.
    Sie aß, während die Sonne im Meer versank, und dachte dabei über ihr Leben nach. Sie hatte eine Schwester mit einem Ehemann, einem Beruf und drei Kindern, während sie selbst sich so selten in ihrer Wohnung in London aufhielt, dass sie all ihre Grünpflanzen zu Gunsten von Plastikimitaten weggeworfen hatte, weil sie immer an Wassermangel und allgemeiner Vernachlässigung eingingen. Sie dachte an ihre letzte Beziehung – und wie auch sie im Sande verlief, weil sie nie da war. Aber am intensivsten brütete sie darüber nach, wie es nur kommen konnte, dass eine Frau mit einem Wirtschaftsdiplom von der Columbia Universität offenbar nichts anderes zu tun hatte, als sich in Ländern der Dritten Welt herumzutreiben und einheimische Fischer zu befragen, wo sie ihre Netze verloren.
    Während sie ihre Mahlzeit beendete, entschied sie, dass sie, wenn sie wieder zu Hause wäre, einen eingehenden Blick auf ihr Leben werfen und sich überlegen würde, was sie eigentlich wollte. In drei Jahren wäre sie vierzig, und während ihr das im Augenblick zwar überhaupt nicht alt vorkam, erinnerte sie sich doch daran, wie hoffnungslos alt es ihr mit zwanzig Jahren vorgekommen war. Sie war von ihren Karrierezielen weit entfernt und ahnte, dass sie in der Firmenhierarchie nicht viel höher steigen würde, wenn sie nicht einen drastischen Schritt unternahm.
    Was sie, wie sie meinte, getan hatte, indem sie nach Namibia gereist war. Aber jetzt stellte sich dieser Schritt eben als Fehlschlag heraus, und sie war nur noch wütend auf sich selbst, weil sie sich so sehr geirrt hatte.
    Die Luft kühlte sich ab, da der Wind einen weiten Weg über den kalten Atlantik hinter sich hatte. Sie schlüpfte in ihren Pullover und bezahlte ihre Rechnung. Sie ließ auch ein großzügiges Trinkgeld auf dem Tisch liegen, obwohl es in ihrem Reiseführer hieß, dass Kellner im Allgemeinen eine solche Geste gar nicht erwarteten.
    Für den Rückweg zum Hotel wählte sie einen anderen Weg als vorher, weil sie noch mehr von der alten Stadt sehen wollte. Die Bürgersteige waren verlassen, außer in der Nähe zweier Restaurants, und auf der Straße herrschte keinerlei Verkehr. Nach afrikanischen Maßstäben als wohlhabend eingestuft, war Namibia immer noch ein armes Land, und die Menschen richteten ihr Leben nach dem natürlichen Tagesrhythmus. Die meisten gingen bereits um acht Uhr zu Bett, daher brannte nur in wenigen Häusern Licht.
    Sloane bemerkte die Schritte, als der Wind plötzlich einschlief. Ohne sein leises Säuseln war das Geräusch von Schuhen auf Zement deutlich zu hören. Sie wandte sich um und sah einen Schatten, der sich schnell hinter einer Hausecke verbarg. Wäre die Person weiter auf sie zugegangen, hätte sie das Ganze vermutlich als Trugbild ihres eigenen Verfolgungswahns abgetan. Doch ihr Verfolger wollte nicht bemerkt werden, und Sloane erkannte in diesem Augenblick, dass sie sich in diesem Teil der Stadt überhaupt nicht auskannte.
    Sie wusste, dass sich das Hotel etwa fünf Straßen weiter links von ihr befand. Es war eines der größeren Bauwerke in der Bahnhof Street. Sie brauchte diese Straße nur zu erreichen – und wäre in Sicherheit. Sie verfiel in einen schnellen Trab, verlor nach einigen Schritten aber eine Sandale und schleuderte die andere schnell von ihrem anderen Fuß, während ihr Verfolger einen erschreckten Laut über ihre Reaktion von sich gab und sofort hinter ihr herrannte.
    Sloane rannte so schnell sie konnte, wobei ihre Füße auf den Bürgersteig klatschten. Kurz bevor sie um eine Ecke bog, wagte sie einen Blick zurück. Sie waren zu zweit! Sie dachte, es könnten vielleicht zwei von den Fischern sein, die sie und Tony befragt hatten, aber dann konnte sie erkennen, dass beide Männer weiß waren, und es sah so aus, als hätte einer von ihnen

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