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Schlangenjagd

Schlangenjagd

Titel: Schlangenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Jack Dubrul
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eine Pistole.
    Sie rannte um eine Ecke und beschleunigte ihre Schritte. Sie wusste, sie würden aufholen, aber wenn sie es nur bis in die Nähe des Hotels schaffte, würden die Männer sicherlich zurückbleiben. Mit pumpenden Armen und dem Wunsch im Hinterkopf, sich lieber für einen Sport-BH entschieden zu haben anstatt für dieses Seidending, das sie trug, jagte Sloane über eine Seitenstraße. Sie verlor die Männer für einen kurzen Moment aus den Augen, sodass sie in die nächste Gasse einbog, die sich neben ihr öffnete.
    Sie hatte schon fast ihr Ende erreicht, an dem sie in eine andere Straße mündete, als sie gegen eine Blechkanne trat, die sie in der Dunkelheit nicht gesehen hatte. Der Schmerz in ihrem gestauchten Zeh war nichts im Vergleich zu der Wut darüber, dass sie die Kanne nicht bemerkt hatte. Sie klang wie ein Glockenschlag, und während sie die Gasse hinter sich ließ, wusste sie, dass ihre Verfolger den Ton ebenfalls gehört haben mussten. Sie wandte sich wieder nach links und sah einen Wagen, der sich schnell näherte. Sloane rannte auf die Fahrbahn hinaus und ruderte wild mit den Armen. Der Wagen wurde langsamer. Sie konnte einen Mann und eine Frau darin erkennen. Auf dem Rücksitz saßen Kinder.
    Die Frau sagte etwas zu ihrem Mann, und er wandte schuldbewusst den Blick ab, während er Gas gab und vorbeifuhr. Sloane stieß einen Fluch aus. Sie hatte wertvolle Sekunden damit verloren, dass sie auf ihre Hilfe gehofft hatte. Nun rannte sie weiter, und ihre Lungen brannten.
    Der Knall eines Pistolenschusses und ein Regen von Zementsplittern vom Gebäude neben ihr trafen Sloane gleichzeitig. Der Schütze hatte ihren Kopf um weniger als dreißig Zentimeter verfehlt. Sie kämpfte gegen den Impuls an, sich zu ducken, wodurch ihr Lauf gebremst worden wäre, und sprintete weiter wie eine Gazelle, wobei sie Haken nach rechts und links schlug, um das Zielen auf sie zu erschweren.
    Sie sah ein Hinweisschild für die Wasserfall Street und wusste, dass sie nun nur noch einen halben Block von ihrem Hotel entfernt war. Sie beschleunigte ihre Schritte noch einmal, wozu sie sich niemals für fähig gehalten hätte, und gelangte auf die Bahnhof Street. Ihr Hotel stand praktisch genau vor ihr, und dichter Verkehr herrschte auf beiden Fahrspuren. Der Bereich um den alten umgebauten Bahnhof war hell erleuchtet. Sie schlängelte sich durch den Verkehr, ignorierte das aufgeregte Hupen und erreichte schließlich den Hoteleingang. Sie drehte sich um. Die beiden Männer standen auf der anderen Straßenseite und blickten wütend zu ihr hinüber. Der Schütze hatte die Pistole unter seiner Jacke verborgen. Er legte die Hände zu einem Trichter an den Mund und rief: »Das war eine Warnung! Verschwinden Sie aus Namibia, sonst schieße ich beim nächsten Mal nicht daneben!«
    Ein Anflug von Trotz weckte in Sloane den Wunsch, ihm den Finger zu zeigen, doch alles, was sie zustande brachte, war auf der Treppe zusammenzusinken, während sich ihre Augen mit Tränen füllten und ihre Brust sich unter heftigen Atemzügen hob und senkte. Ein Portier kam heran und beugte sich über sie.
    »Sind Sie okay, Miss?«
    »Es ist alles in Ordnung«, erwiderte Sloane, kam auf die Füße und klopfte sich den Staub vom Gesäß. Mit den Fingerknöcheln trocknete sie sich die Augen. Die Stelle, wo die Männer gestanden hatten, war leer. Obgleich ihre Lippen noch immer zitterten und ihre Beine sich anfühlten wie Wackelpudding, straffte Sloane die Schultern, hob den rechten Arm und streckte dann den Mittelfinger nach oben.

8
    Die dicken Steinmauern konnten ihre Schreie nicht verschlucken. Die Wände sogen die Sonnenhitze auf, bis die Steine zu heiß zum Anfassen waren, doch sie ließen Susan Donleavys gepeinigte Schreie durch das Gebäude hallen, als befände sie sich lediglich in der Zelle nebenan. Anfangs hatte sich Geoff Merrick gezwungen zuzuhören, als könnte die Tatsache, dass er Zeuge ihrer Leiden war, die Schmerzen der jungen Frau lindern. Unerschütterlich hatte er ihre durchdringenden Schreie eine Stunde lang ertragen und war jedes Mal zusammengezuckt, wenn sich ihre Stimme in derart gequälte Höhen hinaufschwang, dass es sich anfühlte, als würde sein Kopf davon jeden Moment zerspringen wie ein Kristall. Nun, während er auf dem Lehmfußboden seiner Zelle saß, presste er die Hände auf seine Ohren und summte laut vor sich hin, um ihre Schreie zu übertönen.
    Sie hatten sie kurz nach Tagesanbruch geholt, als das Gefängnis noch kein

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