Schlangenjagd
die Frage. »Er war am Kongo unser Kontaktmann für das Waffengeschäft.«
»Oh, Mann, das ist überhaupt nicht gut«, sagte Mark Murphy. Obwohl keine Notwendigkeit bestand, die Abwehrsysteme der
Oregon
zu überwachen, nahm er gewöhnlich seine Position immer dann ein, wenn die oberste Schiffsführung Wache hatte.
»Hali, gibt es irgendwelche Hinweise auf die Waffen, die wir geliefert haben?«, fragte Linda. Im Grunde interessierte sie sich nicht für die Innenpolitik des Kongo, aber die Corporation hatte doch eine gewisse Verantwortung für diese Waffen.
»Tut mir leid, das habe ich noch nicht überprüft. Diese Meldung kam erst vor ein paar Minuten vom Funkservice der AP.«
Linda sah Max fragend an. »Was hältst du davon?«
»Ich muss mich Mark anschließen. Das könnte ein potentielles Desaster werden. Wenn Isaka den Rebellen von den Minisendern erzählt hat und diese dann unschädlich gemacht wurden, dann haben wir soeben einer der gefährlichsten Verbrecherbanden Afrikas fünfhundert Sturmgewehre und zweihundert Granatwerfer geliefert.«
»Ich kann über irgendwelche beschlagnahmten Waffen nichts finden«, sagte Hali. »Die Meldung ist gerade erst eingegangen. Vielleicht kommen später noch weitere Einzelheiten.«
»Darauf würde ich mich nicht verlassen.« Max hatte seine Pfeife in der Hand und klopfte mit dem Mundstück gegen seine Zähne. »Isaka muss es ihnen erzählt haben. Hali, gibt es eine Möglichkeit, die Signale der Minisender zu überprüfen?«
Der aus dem Libanon stammende Amerikaner runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht. Ihre Reichweite ist ziemlich begrenzt. Der Gedanke hinter der Mission war
der,
dass die kongolesische Armee die Waffen mit Hilfe tragbarer Detektoren, die die Signale der Sender auffangen können, bis ins Lager der Rebellen verfolgen sollten. Die Sender brauchten nur eine Reichweite von drei bis vier Kilometern.«
»Dann sind wir geliefert«, sagte Linda, und der mühsam gebändigte Zorn verlieh ihrer Stimme einen harten Klang. »Die Waffen könnten demnach wer weiß wo geblieben sein, und wir haben keine Möglichkeit, sie zu finden.«
»Oh, ihr Ungläubigen«, sagte Murph mit einem breiten Grinsen.
Linda fuhr zu ihm herum. »Was hast du?«
»Werdet ihr jemals damit aufhören, Juans Raffinesse und Weitsicht zu unterschätzen? Ehe wir die Waffen verkauften, bat er mich und den Chef-Waffenmeister, ein paar Sender der CIA gegen Chips aus meiner Produktion auszutauschen. Deren Reichweite beträgt gut hundertfünfzig Kilometer.«
»Die Reichweite ist aber gar nicht der entscheidende Punkt«, sagte Hali. »Isaka wusste, wo an den Waffen wir die Sender versteckt haben. Er dürfte den Rebellen alles verraten haben, also konnten sie unsere genauso stilllegen wie diejenigen, die wir von der CIA erhalten haben.«
Marks Lächeln wollte nicht vergehen. »Die CIA-Sender waren in den Kolben und in den vorderen Griffen der RPGs versteckt. Ich habe unsere Sender in die Griffe der AKs eingesetzt und die Drehstützen der Granatwerfer entsprechend verändert, damit die Sender sich dort unterbringen ließen.«
»Oh, das ist geradezu genial«, sagte Linda mit aufrichtiger Bewunderung. »Sobald sie die CIA-Sender finden, suchen sie nicht weiter. Dann sind unsere aber immer noch an Ort und Stelle.«
»Und senden auf einer anderen Frequenz, wenn ich das noch hinzufügen darf.« Mark verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
»Warum hat uns Juan nichts davon erzählt?«, fragte Max.
»Er dachte, diese Idee würde ihn endgültig als Paranoiker abstempeln«, antwortete Murph. »Er wollte es nicht zur Sprache bringen, weil es mehr als nur wahrscheinlich war, dass unsere Sender gar nicht gebraucht würden.«
»Was meintest du, wie nahe wir heran müssen, um die Signale aufzufangen?«, fragte Linda.
»Etwa hundertfünfzig Kilometer.«
»Damit suchen wir immer noch nach der Nadel im Heuhaufen, solange wir nicht irgendeine Vorstellung haben, wohin die Rebellen verschwinden wollten.«
Mark wurde ernst. »Es gibt allerdings auch noch ein anderes Problem. Damit die Sender überhaupt eine solche Reichweite haben, musste ich die Batterien stärker anzapfen. Sie dürften in achtundvierzig bis zweiundsiebzig Stunden den Dienst quittieren. Danach gibt es praktisch keine Möglichkeit mehr, die Sender und damit die Waffen aufzuspüren.«
Linda sah Max Hanley an. »Die Entscheidung, diese Waffen zu suchen, muss von Juan kommen.«
»Du hast Recht«, sagte Max.
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