Schlangenjagd
engagieren.«
»Söldner?«
»Ja. Sie gingen tatsächlich weiter, als nötig war. Susan ist zwar nicht tot, aber ich fürchte … ihr Zustand ist ernst.«
Merrick verriet durch nichts seine Absicht. Er schüttelte die Männer ab, die ihn nur locker festhielten, und stürmte quer durch den Raum. Er sprang auf den Schreibtisch und schaffte es, Singer sein Knie gegen das Kinn zu rammen, ehe die Wächter reagierten. Einer riss heftig genug am Ärmel seines Overalls, um den Industriellen zu Fall zu bringen. Mit den auf dem Rücken gefesselten Händen konnte er seinen Sturz nicht abfangen und landete auf dem Gesicht. Es gab kein kurzes Flackern, kein allmähliches Wegtreten. Sobald sein Kopf den Fußboden berührte, war er schlagartig bewusstlos.
»Es tut mir leid, Dan«, sagte einer der Wächter und trat hinter den Schreibtisch, um Singer auf die Füße zu helfen. Blut sickerte aus seinem Mundwinkel.
Er verwischte das Blut mit einem Finger und inspizierte die rote Flüssigkeit auf der Fingerkuppe, als könne er nicht glauben, dass sie aus seinem Körper stammte. »Lebt er?«
Der zweite Wächter überprüfte Merricks Pulsschlag am Handgelenk und am Hals. »Sein Herz schlägt gleichmäßig. Wahrscheinlich hat er eine Gehirnerschütterung, wenn er wieder aufwacht.«
»Gut.« Singer beugte sich über Merricks reglose Gestalt. »Geoff, ich hoffe, dieser lächerliche Versuch war es wert, denn das war der letzte Akt deines freien Willens, den du ausgeführt hast. Sperrt ihn wieder ein.«
Zwanzig Minuten später stieg die
Twin Otter
erneut in den Himmel und nahm Kurs auf die Provinz Cabinda in Angola.
15
Sobald der Hafenlotse über die Strickleiter zu seinem wartenden Tender hinuntergestiegen war, fuhren Max Hanley und Linda Ross mit dem geheimen Fahrstuhl vom Ruderhaus nach unten ins Operationszentrum. Es war, als wechselte man von einer Mülldeponie ins Kontrollzentrum der NASA über. Für den südafrikanischen Lotsen hatten sie die Rollen von Kapitän und Steuermann gespielt, aber Max hatte offiziell dienstfrei. Linda war für die Wache eingeteilt.
»Gehst du wieder in deine Kabine zurück?«, fragte sie, ließ sich im Kommandosessel nieder und setzte den Kopfhörer auf.
»Nein«, erwiderte Max säuerlich. »Unsere medizinische Koryphäe, Julia, macht sich immer noch Sorgen wegen meines Blutdrucks, deshalb wollen sie und ich ins Fitnesszentrum. Sie will mir ein sogenanntes Power-Yoga zeigen, was immer das sein mag.«
Linda kicherte. »Das würde ich mir gern ansehen.«
»Wenn sie versucht, mich zu einer Brezel zu verbiegen, werde ich Juan bitten, den Chefposten der Sanitätsstation neu zu besetzen.«
»Es wird bestimmt ganz gut für dich sein. Es reinigt deine Aura und so weiter.«
»Meine Aura ist okay«, sagte er betont barsch, aber immer noch freundlich, und schlug den Weg zu seiner Kabine ein.
Die Wache verlief ruhig, während sie die Schifffahrtsrouten hinter sich ließen und Tempo aufnahmen. Ein unerwarteter Sturm braute sich im Norden zusammen, würde aber höchstwahrscheinlich nach Westen abgezogen sein, sobald sie am Spätnachmittag des nächsten Tages Swakopmund erreichten. Linda nutzte die ereignislosen Stunden, um den Missionseinsatzplan durchzugehen, den Eddie und Lincoln zu ihrer bevorstehenden Attacke auf die
Oase des Teufels
zusammengestellt hatten.
»Linda«, machte sich Hali Kasim von seiner Funkstation aus bemerkbar. »Ich habe soeben etwas vom Funkservice erhalten. Du wirst es nicht glauben. Ich schick es dir aufs Display.«
Sie überflog die Meldung und ließ Max sofort schiffsweit ausrufen und bat ihn, sofort ins Op-Center zu kommen. Er erschien schon eine Minute später aus dem Maschinenraum, wo er eine völlig unnötige Inspektion durchgeführt hatte. Das Yogatraining hatte seinen Tribut von ihm gefordert. Sein Gang war ziemlich schwerfällig, nachdem die Yogaübungen Muskelgruppen in Mitleidenschaft gezogen hatten, die an derartige Dehn- und Streckaktionen nicht gewöhnt waren.
»Du wolltest mich sprechen?«
Linda drehte ihr Paneldisplay so herum, dass Max die Nachricht selbst lesen konnte. Die Spannung im Raum war merklich gestiegen, als wäre zwischen den beiden ein elektrischer Strom geflossen.
»Würde uns vielleicht jemand verraten, was geschehen ist?«, fragte Eric Stone vom Steuerstand.
»Benjamin Isaka wurde beschuldigt, den Umsturz zu planen«, erwiderte Linda. »Er wurde vor zwei Stunden verhaftet.«
»Isaka. Warum kommt mir der Name so bekannt vor?«
Max beantwortete
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