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SCHLANGENWALD

Titel: SCHLANGENWALD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Mayer-Zach
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ausgiebiges Frühstück bei Emilio einzunehmen. Ihr Magen konnte nach dem dürftigen Abendsnack einiges vertragen. Ricarda begnügte sich mit einer Tasse Tee, während Paula eine große Portion Eierspeise mit Speck und mehrere Maisfladen in sich hineinstopfte. Danach holten sie den Jeep und fuhren in Richtung Ausgang.
    Das Tor war offen, doch der Schranken war geschlossen. Paula beschlich ein mulmiges Gefühl. Sie befürchtete, dass einer der Wachleute sie auf ihren gestrigen Ausflug ansprechen könnte. Aber nichts dergleichen geschah. Der Schranken hob sich, und schon fuhren sie über die holprige Straße in Richtung Liberia .

     
    2.
    Am Nachmittag kamen die beiden Frauen von ihrer Einkaufstour zurück. Paula hatte eine bunte Hängematte erstanden und zwei bestickte Polsterbezüge für Clea und Kurt.
    Trotz der kurzweiligen Tour hatte Paula immerzu an Blancos und Kurts Unterlagen denken müssen, die sie gestern vor lauter Müdigkeit nicht mehr alle lesen hatte können.
    Im Bungalow angekommen, fuhr sie mit der Lektüre fort. Der letzte Artikel, den Kurt ihr über die Firma Qualistant Ltd. geschickt hatte, befasste sich mit Aktivitäten der Firma in Übersee. Es ging darin um Grundstückkäufe unter anderem in Costa Rica. Naturschutzorganisationen hatten gegen den Ausverkauf des Landes protestiert, doch mit umweltfreundlichen und humanitären Maßnahmen konnte der Konzern schließlich grünes Licht erwirken und genoss nun das Ansehen eines menschen- und umweltfreundlichen Unternehmens im Land. Der Bericht klang für Paula wie ein PR-Artikel. Sie ordnete die Papiere und legte sie in die Schublade zurück. Als Nächstes nahm sie die Artikel, die Blanco für sie kopiert hatte, zur Hand und verstand allmählich, warum der Journalist eine ernste Gefahr für das Projekt Tico World gewesen war. Mit journalistischem Fingerspitzengefühl hatte er es verstanden, wissenschaftliche Fakten mit den Ängsten des kleinen Mannes zu verbinden. Es begann mit dem Verkauf des Landes, das laut Expertengutachten unmittelbar im Naturschutzgebiet lag. Kandin hatte immer behauptet, dass die Ferienanlage außerhalb erbaut werden würde. Blanco zeichnete in seinen Artikeln ein völlig anderes Bild. Er bezog sich auf Vermessungskarten, die zeigten, dass sie sehr wohl innerhalb des geschützten Areals errichtet werden sollte. Als dennoch mit den Bautätigkeiten begonnen wurde, verging kein Tag, an demUmweltaktivisten nicht ihre Proteste mediengerecht in Szene setzten. Den Bauarbeitern wurde die Zufahrt versperrt, Bäume, die gefällt werden sollten, wurden von Menschenketten umringt.
    Der Correo de Santa Cruz fungierte als Sprachrohr der Umweltschützer und sorgte dafür, dass die Bevölkerung über alle Aktionen und Zusammenhänge informiert wurde. Da der Unmut der Leute immer größer wurde, was in bitteren Leserbriefen ebenso wie in Protestmärschen zum Ausdruck kam, bezogen schließlich auch die lokalen Politiker Stellung, da sie den Verlust von Wählerstimmen fürchten mussten. Ein groß angekündigtes Wortduell zwischen Kandin und einem sozialdemokratischen Umweltpolitiker brachte hingegen wenig. Paula konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Mann sogar auf Kandins Seite stand. Vielleicht kam ihr das aber nur so vor, weil ihr Verständnis der spanischen Sprache für solche Inhalte nicht ausreichend war.
    Bald darauf nahmen die Aktionen der Aktivisten rapide ab. Zum einen, weil eine hohe Mauer um die Anlage gebaut worden war, zum anderen, weil einige Politiker für die Firma Qualistant Ltd. Partei ergriffen und die positiven Auswirkungen des Projekts hervorgehoben hatten. Es wurde die Müllentsorgungsmaschine vorgestellt und auf die finanziellen Einnahmen für das Land und die Region hingewiesen. Der Correo de Santa Cruz berichtete ebenso darüber, aber er sparte nicht mit Kritik.
    Einer der letzten Artikel handelte von einem Umweltaktivisten, der in unmittelbarer Nähe der Ferienanlage tot aufgefunden worden war. Der Mann war laut ärztlichem Attest an einem Schlangenbiss gestorben. Blanco stellte dennoch wilde Mord-Spekulationen an, da Hände und Beine des Toten Verletzungen aufwiesen, die von Fesseln herrühren konnten.
    Das Versprechen, in den nächsten Ausgaben weitere Details zu dem Fall zu bringen, löste Blanco nicht mehr ein. WenigeTage später teilte er in einer kurzen Meldung mit, dass die offizielle Todesursache Tod durch Schlangengift war.
    Paula nahm die letzte Kopie zur Hand. Es handelte sich bei dem Artikel um den

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