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SCHLANGENWALD

Titel: SCHLANGENWALD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Mayer-Zach
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Paula.
    „Doch, genau den meine ich. Was wissen denn Sie darüber?“, fragte Blanco verdutzt.
    „Ich habe einen kurzen Artikel in einer österreichischen Zeitung darüber gelesen, einer der Verunglückten war ein Österreicher. Und mit einem Piloten hier habe ich auch über den Vorfall gesprochen.“
    „Roman Bartl, der Österreicher, war einer meiner wichtigsten Informanten.“ Blanco wischte sich die Schweißperlen ab, die auf seiner Stirn glänzten.
    „Er führte hier in der Gegend Bodenuntersuchungen durch und versprach mir, mich als einen der Ersten über die Ergebnisse zu informieren. Dazu kam es aber nicht mehr, weil er auf diesem Flug nach San José abstürzte. Ehrlich gesagt habe ich meine berechtigten Zweifel, dass es sich bei dem Absturz um ein Unglück handelte. Vielmehr habe ich Indizien gefunden, die darauf hinweisen, dass die Maschine absichtlich vom Himmel katapultiert wurde, weil sie die Passagiere zu einer Umweltkonferenz bringen sollte.“
    „Wollen Sie damit sagen, dass jemand eine Bombe angebracht hat?“
    „Nein, eine Bombe hätte man nachweisen können. Es gibt genügend andere Möglichkeiten, ein Flugzeug abstürzen zu lassen. Über den Piloten weiß man, dass er sehr verlässlich war und seine Maschine vor den Abflügen immer genauestens überprüfte. Die Wrackteile konnten zwar kürzlich aus dem Urwald geborgen werden, bei der Untersuchung des Unfallhergangs wurde jedoch nichts Verdächtiges gefunden.“
    Der Journalist war in Juan Blanco erwacht, seine Augen glänzten und er gestikulierte aufgeregt mit den Händen.
    „Aber wer sollte so etwas machen?“, fragte Paula, die gegenüber Verschwörungstheorien skeptisch war, wenn sie nicht von ihr stammten.
    „Ich denke, wir gehen jetzt in mein Büro zurück. Dort habe ich einige Unterlagen, die ich Ihnen gern zum Lesen geben möchte.“
    In der Redaktion herrschte mittlerweile reges Treiben. Die Hitze war unerträglich geworden. Es wurde auf Tastaturen eingehämmert, kopiert, telefoniert, quer durch das Zimmer geschrien. Ein junger Bursche betrat gleichzeitig mit ihnen das Büro. Einer der Journalisten stürzte sofort auf ihn zu, riss ihm das mitgebrachte Paket aus der Hand und zwei Sekunden später, als er den Inhalt begutachtet hatte, ließ er lautstark eine Schimpftirade los. Blanco schob Paula in sein Büro und schloss die Tür, sodass der Lärm weitgehend ausgesperrt war.
    „Wie ich schon sagte, unsere Zeitung hat heute Druckschluss und im letzten Moment ergeben sich immer unerwartete Probleme“, erklärte Blanco das Chaos und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
    „Ich werde Ihnen die Artikel kopieren, aber ich muss wohl nicht extra betonen, dass es besser für uns beide wäre, wenn niemand von Tico World diese Unterlagen zu sehen bekommt.“
    Paula nickte.
    „Es sind Artikel, die ich über die Anlage geschrieben habe und die auf Recherchen der später verunglückten Umweltexperten basieren. Des Weiteren gebe ich Ihnen Zeitungsausschnitte über den Flugzeugabsturz und über einen anderen dubiosen Todesfall in unmittelbarer Nähe der Anlage.“
    Kurze Zeit später kam Blanco mit den Kopien zurück und steckte sie in ein Kuvert, das er Paula reichte. „Bitte seien Sie vorsichtig. Ich habe den Eindruck, dass Sie die Situation nichternst genug nehmen. Sie werden mich besser verstehen, wenn Sie diese Artikel gelesen haben.“
    Paula bedankte sich herzlich. Sie hoffte, dass ihre Spanischkenntnisse ausreichen würden, um den Journalistenjargon in den Zeitungsartikeln zu verstehen. Dann lief sie los, um den Bus zu erreichen. Während der Rückfahrt versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen. Es war also doch mehr dahinter, als Kandin sie hatte glauben machen wollen. Er hatte nicht vergessen, Blancos Telefonnummer auf die Liste zu setzen, sondern wollte ganz offensichtlich nicht, dass Paula mit ihm in Kontakt trat.
    Es war bereits dunkel, als sie Tico World erreichte. Die Torposten standen am Schranken und unterhielten sich. Paula überlegte, ob sie warten sollte, bis sie wieder im Wachhaus verschwunden waren. Doch dann marschierte sie einfach an ihnen vorbei. Wie erwartet, interessierte sich keiner von ihnen, woher die Österreicherin kam.

     
    3.
    Paula packte die Unterlagen, die Blanco ihr mitgegeben hatte, in die Seitentasche ihres Laptops. Sie hatte Hunger, dennoch beschloss sie, noch vor dem Essen in Kandins Büro zu gehen und ihre E-Mails abzufragen. Obendrein war sie neugierig, ob er die Videokamera erneut montiert und

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