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SCHLANGENWALD

Titel: SCHLANGENWALD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Mayer-Zach
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besagten Flugzeugabsturz. Anders als in früheren Reportagen erlaubte sich Blanco keine Mutmaßungen, sondern blieb bei den offiziellen Fakten, die sehr dürftig waren. Das einzig Neue für Paula war, dass die Konferenz, zu der sich die Umweltexperten begeben wollten, die Problematik des Verkaufs von Grund und Boden an ausländische Investoren behandelte.
    Nach der Lektüre war es für Paula offenkundig, wann Kandin in die Redaktion Blancos gekommen war und dem Journalisten die prekären Fotos übergeben hatte.

     
    3.
    Gerade als Paula die Unterlagen wegräumte, klopfte es erneut. Doch diesmal war es nicht Ricarda. Es war Kandin höchstpersönlich. Er warf Paula einen verärgerten Blick zu und betrat, ohne eine Einladung abzuwarten, den Bungalow. Paula war zu verdutzt, um ihn abzuwimmeln. Kandin setzte sich auf einen Stuhl und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Na, wie geht es Ihnen? Haben Sie sich schon eingelebt und Kontakte geknüpft?“
    Klang das schroff oder kam es Paula nur so vor? Sie sammelte hastig die herumliegenden Kopien der Artikel ein und stopfte sie zu den anderen in die Lade.
    „Danke, alles wunderbar. Heute habe ich mit Ricarda eine Jeeptour unternommen.“ Paula lächelte Kandin unsicher an.
    „Und am Freitag, was haben Sie da gemacht?“
    Paula wurde heiß, ihre Zunge fühlte sich trocken an. Sie war froh, dass ihre Ohren durch die Haare verdeckt waren, denn sie spürte, wie sie rot anliefen. „Da war ich auf eigene Faust unterwegs.“
    „Interessant. Und wenn ich fragen darf, wo genau waren Sie?“ Kandin hatte sich vorgebeugt und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Keine Spur mehr von dem Charme, den er bisher versprüht hatte.
    „Ich bin mit dem Bus nach Tamarindo gefahren und dort ein wenig herumgebummelt.“ Inständig hoffte Paula, dass Kandin sich damit zufrieden geben und nicht weiterfragen würde. Denn das Einzige, was sie von dem Ort gesehen hatte, waren der Busbahnhof und die Redaktion gewesen.
    Kandin sah sie eine Weile prüfend an. Dann veränderte sich seine Mimik und das übliche Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    „Nach Tamarindo ging der Ausflug? Sehr schön. Sie scheinen eine weitaus abenteuerlustigere Person zu sein, als ich dachte. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Sie mit dem Rucksack durch das Land ziehen würden. Sie müssen meine Besorgnis verstehen, aber ich bin für Ihre Sicherheit verantwortlich. Darum sage ich es jetzt nochmals in aller Deutlichkeit: Solange Sie für mich arbeiten, möchte ich weder, dass Sie Tico World verlassen und auf eigene Faust Exkursionen unternehmen, noch halte ich es für empfehlenswert, Kontakt zu Unbekannten aufzunehmen, ohne mich oder Ricarda vorher darüber zu informieren. Hier kann es für jemanden, der nicht mit den Gepflogenheiten vertraut ist, durchaus gefährlich werden.“
    Kandin stand auf und bewegte sich langsam Richtung Tür.
    „Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte Sie nicht kontrollieren. Doch solange ich für Ihre Sicherheit verantwortlich bin, kann ich Ihnen nicht erlauben, mutterseelenallein durch dieses Ihnen unbekannte Land zu ziehen.“
    Paula hütete sich, seinen Monolog zu unterbrechen, geschweige denn, ihm zu widersprechen. Sie wusste nicht, ob sie gerührt sein oder es als unverschämt empfinden sollte, dass er sie wie ein unmündiges Kind behandelte.
    „Ricarda und ich essen um acht Uhr bei Emilio zu Abend. Ich nehme an, wir sehen uns?“, fuhr er fort.
    Paula sagte zu. Sie beschloss jedoch, sich ab sofort besser zu organisieren. Sie hatte keine Lust, jede Mahlzeit in Kandins Gesellschaft einzunehmen. Nachdem er den Bungalow verlassen hatte, lehnte sie sich gegen die Tür und atmete tief durch. Der Mann irritierte sie zusehends. Sie schämte sich nun fast dafür, dass er damals in Wien einen so großen Eindruck auf sie gemacht hatte, mit seinem Charme und männlichen Gehabe.
    Zum Glück hatte er sich mit ihrer Ausrede zufrieden gegeben und nicht weiter gebohrt. Doch woher wusste er, dass sie mit einem Rucksack unterwegs gewesen war?

     
    4.
    Als Paula ins Vista Mar kam, saßen Kandin und Ricarda schon an einem Tisch. Ricarda begrüßte sie nicht fröhlich wie sonst, sondern senkte den Blick und schwieg betreten. Kandin machte ihre Wortkargheit wett, indem er Paula überschwänglich einlud, Platz zu nehmen, und ihr das tagesaktuelle Menü empfahl. Während er bei Emilio die Bestellung aufgab, versuchte Paula Blickkontakt mit Ricarda aufzunehmen. Doch die sah

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