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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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beschaffen, und wenn man es aufgetrieben hat, hinterlässt es Spuren. Es bietet nur einen Vorteil, wenn es einem keinen Spaß macht zu töten.« Er nickte. »Das ist es, oder? Du magst das Töten selbst nicht, sondern nur die Tatsache, dass du getötet hast. Das Machtgefühl gefällt dir, aber die Drecksarbeit ist nicht nach deinem Geschmack. Es ist fast, als wolltest du Distanz wahren. Deine Unschuld behalten. Als du sie verlassen hast, ging es ihnen noch gut. Du brauchst dich nicht als perversen Killer zu betrachten.« Gedankenverloren hielt er einen Moment inne. »Du kannst dir fast einreden, du hättest ihnen eine Chance gegeben. Vielleicht können sie damit fertig werden, vielleicht auch nicht. Vielleicht haben sie Glück. Oder vielleicht läuft ihr Glück gerade aus … Apropos laufen, da sind sie ja, meine Jungs.« Auf dem Bildschirm kamen die vertrauten kanariengelben Trikots aus dem Tunnel hervor, alle Spieler trugen eine schwarze Armbinde am Oberarm. Es folgten mit gesenkten Köpfen die Spieler von Tottenham Hotspur, ebenfalls mit schwarzen Armbinden.
    Die beiden Mannschaften stellten sich einander gegenüber auf, und Tony drehte die Lautstärke gerade so früh hoch, dass er den Reporter sagen hörte: »… eine Schweigeminute zum Gedenken an Robbie Bishop, der diese Woche auf tragische Weise ums Leben kam.«
    Tony senkte den Kopf und schloss sich dem Schweigen an. Es ging fast zu schnell vorbei. Dann brüllte die Menge, die Spieler scharrten mit den Füßen und nahmen ihre Plätze ein. Robbie war offiziell der Erinnerung übergeben. Jetzt ging’s los!

    Die Straßen um den Victoria Park waren voller Fans, die auf das Stadion zustrebten. Autos waren nicht zugelassen, sie wurden von Polizisten in signalgelben Jacken angehalten und umgeleitet. Nur Fußgänger und Pferde, die berittene Abteilung genoss die Heimspiele als die friedliche Übung, die sie fast immer waren. Mitten durch die gelben Ströme heimischer Fans zog sich ein abgegrenzter weißer Streifen, die Anhänger der Spurs, die voller Trotz auf das feindliche Territorium marschierten.
    Noch ein kleinerer weißer Fleck bewegte sich inmitten des Meers von Gelb. Der Lieferwagen von A1 Electricals bahnte sich langsam einen Weg durch die Menge, die sich nur ungern teilte, egal für was oder wen. Am Steuer betete Yousef ununterbrochen, seine Lippen bewegten sich kaum dabei, aber seine Gedanken kreisten in rasendem Tempo. Wenn er sich auf die Einzelheiten konzentrierte, musste er sich nicht dem Horror stellen, den er gleich anrichten würde. Die Unterlagen hatten ihm am ersten Kontrollpunkt Zugang verschafft. Ein Polizist hatte den Verkehr angehalten, der sich auf das Stadion zubewegte, hatte einen Blick auf die zwei gefälschten Faxausdrucke und auf Yousefs ebenfalls gefälschten Ausweis geworfen und ihn ohne weiteren Kommentar durchgewinkt. Die nächste Kontrolle war die Feuerprobe.
    Er sah auf die Uhr. Er war pünktlich. Die Tribüne an der Grayson Street ragte vor ihm auf, die hohen gusseisernen Tore mit dem Clubwappen waren deutlich erkennbar. Der Eingang zum Parkplatz für Personal und Spieler lag zwölf Meter hinter den Toren. Aber der Weg war durch eine Barriere und eine Absperrkette von Sicherheitsleuten blockiert. Er zog seine Baseballmütze etwas tiefer ins Gesicht, damit seine Gesichtszüge von oben nicht so deutlich auszumachen waren.
    Yousef fuhr an den Toren vorbei und tippte auf seine Hupe, um sich einen Weg durch die Fans zu bahnen. Die Straße war noch verstopfter als sonst, weil der Gehweg vollständig von den Trauergaben für Robbie Bishop bedeckt war. Sein Foto lächelte Yousef immer wieder entgegen, das selbstbewusste Lächeln eines Mannes, der sieht, wie die Welt ihm alles ermöglicht. Wie er sich getäuscht hat, dachte Yousef.
    Er zog das Lenkrad herum und steuerte den Lieferwagen auf die Barriere zu. Als er näher kam, umgaben ihn Sicherheitsleute. Mit ihren schwarz-gelben Bomberjacken der Vics, schwarzen Jeans und geschorenen Köpfen sahen sie alle gleich bedrohlich aus. Er kurbelte das Fenster herunter und lächelte. »Dringende Elektroarbeiten«, erklärte er. »An der Stromversorgung unter der Vestey-Tribüne gibt es ein Problem.« Er zeigte die Faxkopien vor. »Wenn da was durchbrennt, gibt es keinen Strom im VIP-Bereich.«
    Der am nächsten stehende Security-Mann grinste höhnisch. »Die armen Kerle werden im Dunkeln ihre Krabbensandwichs nicht finden. Moment, ich zeig sie mal kurz dem Kollegen an der Barriere.« Er nahm die

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