Schleichendes Gift
Geburtstag war er nicht mehr dort gewesen. Damals hatte er sich aufgemacht und eine Arbeit auf dem Bau gesucht, bis er als Polizeischüler angenommen wurde. Aber nach dem, was in dem Brief des Rektors stand, gab es an der Schule jetzt eine Bestimmung, dass man, wo immer möglich, ehemalige Schüler beschäftigen wollte. Und als es darum ging, die Sicherheitsmaßnahmen während einer großen Benefizveranstaltung zu planen, dachte man zuallererst an Tom Cross.
Er war der Aufforderung gefolgt, die Nummer im Briefkopf anzurufen. Zu seiner Überraschung erreichte er nur einen Anrufbeantworter mit dem Text: »Hier ist Harriestown High School. Bitte hinterlassen Sie Ihren Namen und Ihre Telefonnummer, wir werden Sie so bald wie möglich zurückrufen.« Der Rückruf kam innerhalb von fünf Minuten vom Rektor persönlich. »Tut mir leid wegen des Anrufbeantworters«, entschuldigte er sich. »Sie ahnen gar nicht, wie viele drohende und beleidigende Anrufe wir von Eltern bekommen.«
Cross schnaufte. »Doch, das kann ich mir vorstellen. Wenn zu meiner Zeit die Schule oder Polizei sich an die Eltern wandte, konnte man sich auf etwas gefasst machen. Jetzt stellen sich die Eltern hinter ihre Kinder, und wir sind diejenigen, die Dresche kriegen.«
»Genau. Danke, dass Sie sich gemeldet haben. Wenn Sie an diesem Projekt Interesse haben, hielte ich es für das Beste, wenn Sie sich mit Jake Andrews treffen würden. Jake organisiert die ganze Sache. Er ist über alle Einzelheiten informiert. Es wird eine tolle Feier. Robbie Bishop hat schon seine Unterstützung zugesagt, er wird da sein und hat seine Exverlobte zu einem DJ-Auftritt überredet. Sie arbeitet für Radio One, wissen Sie«, fügte er verschwörerisch hinzu. »Ich werde Jake bitten, Sie anzurufen.«
Und Jake hatte sich im Laufe des gleichen Tages gemeldet. Sie trafen sich zu einer Vorbesprechung während eines Mittagessens in einem sehr feinen französischen Restaurant in der Stadt. Ein klasse Lokal, das Cross normalerweise allerdings nicht besucht hätte, aber er musste zugeben, dass man dort Steak und Pommes frites zuzubereiten wusste.
Heute würden sie sich die genauen Pläne anschauen, einschließlich der Skizze des Veranstaltungsorts, dem Herrensitz von Lord und Lady Pannal. Obwohl nur Gott wusste, wer sie eigentlich waren und warum sie gerade jetzt, nachdem Robbie Bishop abgekratzt war, dem Ereignis zu Schlagzeilen verhelfen sollten.
Cross klatschte sich Aftershave auf die Wangen, dass es brannte, aber ohne zusammenzuzucken. Er sah auf seine Uhr, die neben dem Spiegel hing. Er musste los, denn er sollte Jake in einem Lokal am Rand von Temple Fields treffen. Sie würden rasch ein Bier zusammen trinken und dann zu Jake gehen.
Der Junge hatte sich für die Umstände entschuldigt. »Sorry, dass wir uns im Pub treffen müssen. Aber meine Wohnung ist unheimlich schwer zu finden. Alle verfranzen sich dort. Inzwischen weiß ich, dass es einfacher ist, den Pub als Treffpunkt zu wählen. Alles, was wir brauchen, ist in meiner Wohnung, ich mach uns einen Lunch, und wir können beim Essen arbeiten. Ich bin Vegetarier, aber keine Sorge, für Besucher besorge ich Fleisch«, fügte er lächelnd hinzu.
Cross ging in seinen Ankleideraum und zog ein Paar warmer langer Unterhosen aus seiner Wäscheschublade. Von außen warm und ein gutes Mittagessen intus. Er würde den Nachmittag beim Fußballspiel problemlos überstehen.
Yousef schlug die Tür zu seiner Einzimmerwohnung zu und lehnte sich dagegen, die Augen fest zugedrückt; der Kloß in seiner Kehle erstickte ihn fast. Er hatte so hart daran gearbeitet, seinem Ziel treu zu bleiben. Schweigend hatte er sich seine Beweggründe vorgebetet wie ein Mantra, am Morgen, Mittag und Abend. Er hatte an seiner Überzeugung festgehalten, sein Herz und sein Verstand seien sich einig. Was er tun wollte, war nicht nur am besten, sondern auch der einzig mögliche Weg nach vorn.
Er hatte sich nicht vorzumachen versucht, dass es keine Folgen haben würde, sondern sogar die Vorstellung zugelassen, wie es für seine Familie sein würde. Vom Verstand her war ihm bewusst, dass sie schockiert und verzweifelt sein würden und die ganze Sache bestimmt nicht glauben könnten. Aber er hatte sich gesagt, sie würden darüber hinwegkommen, es hinter sich bringen und ihn aus ihrem Leben tilgen. Sie würden von der Gemeinschaft aufgefangen werden, und auf diese Weise würden sie es schaffen. Nicht alle würden begrüßen, was er getan hatte, deshalb aber
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