Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
Schulter am Fußende des Bettes vorbeikam.
    »Ganz recht, ich gehe. Du musst dich ja jetzt um dein Mädchen kümmern. Da bin ich fein raus.« Sie ging auf die Tür zu.
    »Sie ist nicht meine Freundin«, rief Tony. »Sie ist meine Mieterin, meine Kollegin und mit mir befreundet. Und sie ist eine Frau, kein Mädchen.«
    »Was auch immer«, entgegnete Vanessa. »Jetzt lasse ich dich ja nicht mehr im Stich. Du bist in guten Händen. Der Unterschied wird für die Schwestern offenkundig sein.« Sie deutete ein Winken an und verschwand.
    Carol starrte der Frau mit offenem Mund nach. »Verdammt noch mal«, meinte sie und wandte sich wieder Tony zu. »Ist sie immer so?«
    Er ließ den Kopf aufs Kissen zurückfallen und wich ihrem Blick aus. »Bei anderen Leuten wahrscheinlich nicht«, antwortete er matt. »Sie hat eine sehr erfolgreiche Personalagentur. Man kann es kaum glauben, aber sie wirkt bei Personalentscheidungen mit und organisiert die Ausbildung in einigen Spitzenunternehmen des Landes. Ich glaube, ich bewirke, dass sie ihre schlechteste Seite zeigt.«
    »Ich fange an zu verstehen, warum du nie über sie gesprochen hast.« Carol zog den Stuhl aus der Ecke und setzte sich neben das Bett.
    »Ich sehe sie fast nie. Nicht mal zu Weihnachten oder an Geburtstagen.« Er seufzte. »Ich hatte auch nicht viel von ihr, als ich aufwuchs.«
    »Und dein Vater? War sie auch zu ihm so unfreundlich?«
    »Gute Frage. Ich habe keine Ahnung, wer mein Vater ist. Sie hat sich immer geweigert, mir irgendetwas über ihn zu erzählen. Ich weiß nur, dass sie nicht verheiratet waren. Kannst du mir mal die Fernbedienung fürs Bett geben?« Er brachte ein richtiges Lächeln zustande. »Du hast mich vor einem weiteren Tag mit meiner Mutter gerettet. Das Mindeste, was ich dafür tun kann, ist, mich für dich aufzusetzen.«
    »Ich bin gekommen, sobald ich davon erfuhr. Es tut mir leid. Niemand hat mich angerufen.« Sie gab ihm die Fernbedienung, und er drückte auf die Knöpfe, bis er halb aufrecht saß und leicht zusammenzuckte, als er sich zurechtrückte. »Alle dachten, jemand anders hätte mir Bescheid gesagt. Ich wünschte, du hättest es mich wissen lassen.«
    »Ich wusste doch, wie sehr du ein freies Wochenende brauchtest«, erwiderte er. »Außerdem kann ich ja nicht endlos Gefälligkeiten von dir verlangen und dachte, ich würde mir das lieber für eine Gelegenheit aufsparen, wenn ich sie wirklich brauche.« Plötzlich blieb ihm der Mund offen stehen, und seine Augen weiteten sich. »Ach Mist«, rief er aus. »Bist du schon zu Hause gewesen oder direkt ins Büro gekommen?«
    Das schien eine merkwürdige Frage, aber sie war ihm wohl sehr wichtig. »Ich bin direkt ins Büro gefahren. Warum?«
    Er schlug die Hände vors Gesicht. »Es tut mir furchtbar leid. Ich habe Nelson ganz vergessen.«
    Carol brach in Lachen aus. »Ein Verrückter schlägt dir das Bein mit einer Feuerwehraxt kaputt, du wirst am Wochenende operiert, und da machst du dir Sorgen, dass du meinen Kater nicht gefüttert hast? Er hat eine Katzentür, er kann rausgehen und kleine Tiere fangen, wenn’s eng wird.« Sie nahm seine Hand und tätschelte sie. »Vergiss den Kater. Sag mir, wie es um dein Knie steht.«
    »Es ist verdrahtet, aber wegen der Wunde können sie noch keinen richtigen Gipsverband machen. Die Chirurgin sagt, sie müssen sichergehen, dass es richtig heilt und sich nicht entzündet. Dann können sie einen Gips anlegen, und vielleicht kann ich’s bis Ende der Woche mit einem Gehbock versuchen. Wenn ich brav bin«, fügte er spöttisch hinzu.
    »Wie lang wirst du also im Krankenhaus bleiben müssen?«
    »Mindestens eine Woche. Es kommt darauf an, wie gut ich mit dem Gehen klarkomme. Sie werden mich erst entlassen, wenn ich mich fortbewegen kann.« Er schwenkte seinen Arm. »Und wahrscheinlich auch, wenn ich ohne Morphiuminfusion auskomme.«
    Carol grinste verständnisvoll. »Das hast du jetzt davon, dass du den Helden gespielt hast.«
    »Da war nichts Heldenhaftes dran«, entgegnete Tony. »Die Typen, die versuchten, ihren Kollegen da rauszuschleppen, das waren die Helden. Ich hab ihn nur abgelenkt.« Seine Augenlider flatterten. »Aber das war das letzte Mal, dass ich noch so spät arbeite.«
    »Brauchst du etwas von zu Hause?«
    »Vielleicht T-Shirts. Das muss bequemer sein als diese Krankenhauskittel. Und ein paar Boxershorts. Es wird interessant sein zu sehen, ob wir sie über die Schiene kriegen.«
    »Wie wär’s mit etwas zum Lesen?«
    »Gute Idee. Ich

Weitere Kostenlose Bücher