Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
Vom Netzwerk:
Blick. Jetzt stockte ihr wahrhaftig der Atem.
    Obwohl sie ihn nur einen kurzen Moment lang aus der Ferne betrachtet hatte, befürchtete Margriet, dass er es bemerkt haben könnte. Sie zwang sich, die Augen zu senken. Unruhig rutschte sie auf ihrem Pferd umher. Für eine Nonne war es ungebührlich, prüfende Blicke auf einen Mann zu werfen. Sie musste an ihre Verkleidung denken, sonst würde die Maskerade ihr oder Elspeth wenig nützen und ihnen keinen Schutz bieten.
    Als sie das nächste Mal den Blick zu heben wagte, beobachtete Rurik sie immer noch. Jetzt war es an ihm, den nun schon länger währenden Kontakt zu unterbrechen. Während er sich abwandte, sagte er etwas zu Magnus. Welche Bemerkung er auch gemacht haben mochte, sie schien sich auf Margriet bezogen zu haben, denn Magnus lenkte sein Pferd zur Seite und erlaubte dem Rest der Gruppe, an ihm vorbeizuziehen
    bis er auf gleicher Höhe mit ihr war.
    „Schwester“, begann er. Er schien dabei aber nicht über das Wort zu stolpern wie sein Anführer. „Rurik fragt, ob es Euch gut genug geht, um schneller zu reiten. Wir haben noch eine weite Strecke zurückzulegen, bevor das Tageslicht schwindet.“
    „Gut genug?“
    „Ihr wart doch krank
    vorhin.“ Wie viele Männer geriet Magnus ins Stammeln, wenn er es mit einem weiblichen Wesen und gewissen Leiden zu tun bekam. Margriet richtete sich im Sattel etwas auf und räusperte sich.
    „Sagt Rurik, er muss keine Angst haben. Ich werde mit ihm Schritt halten.“
    Jetzt lächelte Magnus und zeigte dabei ein angenehm männliches Gesicht mit hoher Stirn und energischem Kinn. Wenn sie sich nicht täuschte, lag ein fröhliches Leuchten in seinen Augen. Nach einem kurzen Nicken ritt er zu Rurik zurück. Als Margriet ihr Lachen hörte und die Blicke sah, die sie tauschten, war sie überzeugt, etwas falsch gemacht zu haben. Sie dachte über ihre Worte nach, konnte aber nichts Verkehrtes daran finden.
    Sie würde die Männer nie verstehen.
    Ein Teil dieses Problems war ihr Mangel an Erfahrung. Die einzige Erfahrung, die sie gemacht hatte, hatte sie völlig falsch eingeschätzt! Margriet hatte herausgefunden, dass sie die Fähigkeit besaß, sehr lernfähig zu sein, was neue Situationen und Umstände betraf. Der heutige Tag würde ihr Gelegenheit geben, etwas über Männer zu lernen und darüber, wie sie miteinander umgingen und sich Frauen gegenüber benahmen, die sie respektieren sollten. Wie sie die einfachen Frauen behandelten, die keinen Schutz besaßen, wusste sie schon.
    Elspeth ritt an ihrer Seite. Als die Männer vor ihnen schneller wurden, trieb auch Margriet ihr Pferd an. Vorsichtig, um das Tier nicht zu erschrecken und auch, um nicht herunterzufallen, setzte sie sich fester in den Sattel. Natürlich hatte sie auch schon zuvor auf einem Pferd gesessen. Aber noch nie war sie mit derart erfahrenen Soldaten unterwegs gewesen, deren unangestrengte Haltung den Anschein erweckte, als verbrächten sie ihr ganzes Leben im Sattel.
    Der Nachmittag verging quälend langsam. Margriet war nahe daran zu glauben, dass Rurik jetzt, wo sie unter seiner Aufsicht stand, kein Erbarmen mehr kannte. Ihr ganzer Körper schmerzte. Bald war sie bereit, Rurik um das zu bitten, was er ihr anscheinend nicht gewähren wollte. Oder nicht gewähren konnte.
    „Sir
    “, rief sie mit schwacher Stimme. „Sir!“
    Die Männer trugen ihre Botschaft weiter, bis sie hörte, wie Rurik einen Befehl rief. Jeder Muskel ihres Rückens und ihrer Beine schien aufzuschreien, während sie sich auf dem armseligen Kissen aufrichtete, das ihr Hinterteil vor den schlimmsten Folgen eines solchen Ritts schützen sollte. Es war dieser Aufgabe ganz und gar nicht gerecht geworden. Ihre früheren Reitübungen auf dem fast lahmen Pony des Klosters hatten sie nicht im Geringsten darauf vorbereitet, in solchem Tempo ein Pferd wie dieses zu reiten. Margriet wischte sich den Schweiß von der Stirn und sah, wie Rurik vom Kopf des Zuges her auf sie zuritt und an ihre Seite kam.
    „Ich muss gestehen, Sir
    “, begann sie und wischte sich wieder mit ihrem Ärmel über Stirn und Gesicht, „
    ich muss gestehen, ich bin nicht daran gewöhnt, so schnell zu reiten, und ich bitte Euch deshalb, mir
    uns
    eine kleine Rast zu erlauben.“
    Hätte sie in diesem Moment zur Seite geschaut, ihr wäre der triumphierende Ausdruck entgangen, der sich bei ihren Worten auf seinem Gesicht zeigte. Dann folgte ein Moment der Verwirrung, und schließlich nickte Rurik nur kurz. Was hatte er geglaubt, was sie ihm

Weitere Kostenlose Bücher