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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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Alle wohnten sie innerhalb der Mauern. Und vom Kleinkind bis zum ältesten Mann schienen alle wohlgenährt und bei guter Gesundheit. Selbst für einen erfahrenen Verwalter wäre das keine einfache Aufgabe gewesen, geschweige denn für eine Nonne.
    Rurik musste schlucken, als er den Grund seiner Schwäche erkannte. Auch wenn er einer Nonne begegnet war, sein Körper und all seine Sinne reagierten auf die Frau unter der Schwesterntracht. Die Anziehungskraft, die er verspürte, und das Verlangen, das ihn erfüllte, konnten für ihn zu einer Gefahr werden.
    Während sein Blick ihre Gestalt suchte, die gerade hinter einigen Büschen verschwand, erkannte Rurik, dass dies eine Schwäche war, die er sich nicht leisten konnte.

4. KAPITEL
    Elspeths leises Schnarchen machte Margriet nur noch bewusster, dass sie selbst nicht schlafen konnte. Sie drehte der Frau neben sich den Rücken zu. Sie musste ein Stöhnen unterdrücken, als der harte Untergrund sie noch eine Stelle an ihrem Körper entdecken ließ, die ihr wegen des stundenlangen Ritts wehtat. Sie bekam einen Krampf und streckte das Bein aus, um den Schmerz zu lindern. Sosehr sie auch versucht war, sich durch einen Spaziergang Erleichterung zu verschaffen, das laute Schnarchen draußen vor dem kleinen Zelt kündete von der Unmöglichkeit ihres Vorhabens. Als sich jetzt aber auch noch Rückenschmerzen meldeten, beschloss Margriet, doch einen Versuch zu wagen.
    Das Zelt, nur wenige Fuß hoch und zwei Schritte breit, sollte ihnen ein wenig Abgeschlossenheit bieten. Vorsichtig, um Elspeth nicht zu stören, schlüpfte Margriet unter der gemeinsamen Decke hervor und kroch zum Zelteingang. Da sie in ihren Kleidern schliefen, war das Ankleiden kein Problem – aber ihr Haar.
    Margriet befürchtete, dass ihre Verkleidung wegen ihrer Eitelkeit noch zum Scheitern verurteilt sein würde. Besonders seitdem die Männer und ihr Anführer ihr Haar gesehen hatten, weil sie in Panik mit unbedecktem Kopf aus dem Kloster gelaufen war. Frauen, die ihr Gelübde ablegten, schnitten sich das Haar ab, bevor sie den Schleier nahmen. Dass sie ihr Haar noch besaß, weckte Zweifel an ihrer Ehrlichkeit. Und das konnte gefährlich werden. Nachdem sie sich das Haar geflochten und die Zöpfe hochgesteckt hatte, zog sie einen wollenen Schal aus ihrem Bündel. Sie legte ihn sich um den Kopf und spähte dann vorsichtig hinaus.
    Der Mann, der ihr Zelt bewachte, schlief sehr nahe am Eingang. Sie würde über ihn hinwegsteigen müssen, um hinauszukommen. Doch zusammen mit Elspeths sanftem Schnarchen übertönte sein lautes Sägen jedes Geräusch, das sie machte. Rücken, Hüften und Beine meldeten sich schmerzhaft, während sie über ihn hinwegkletterte. Sie machte einen unsicheren Schritt
    und taumelte gegen den Mann, den sie Sven nannten. Glücklicherweise packte er ihre Hände und half ihr, das Gleichgewicht zu halten, sonst wäre sie auf dem Boden gelandet.
    „Alles in Ordnung, Schwester?“, fragte er mit leiser Stimme. Er sah zum Zelt und dann wieder auf sie. „Es ist mitten in der Nacht. Ihr solltet Euch ausruhen, solange Ihr könnt.“
    Wenigstens er schien zu verstehen, wie ungewohnt und unbequem diese Reise für sie war. Ganz anders als diese Bestie, die ihre Gruppe anführte. Die trieb alle nur immerfort an, und das mit einer Sturheit, die Margriet entsetzte. Sie war es gewohnt, Verantwortung zu tragen. Wahrscheinlich war die veränderte Situation die Ursache für ihre schlechte Gemütsverfassung. Auch ihr körperlicher Zustand sorgte dafür, dass ihre Gedanken nicht zur Ruhe kamen und zerstörte jede Hoffnung auf Schlaf.
    Sven räusperte sich, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Sie nickte.
    „Wenn es erlaubt ist, so möchte ich ein wenig umhergehen, um die Steifheit aus meinen Beinen zu vertreiben“, flüsterte sie und versuchte, eine Sanftmut vorzutäuschen, die sie ganz und gar nicht verspürte. Sie hatte gelernt, dass Männer es gern sahen, wenn Frauen handelten, als gebe es in ihrem Kopf keinerlei Gedanke oder Plan.
    Sven ließ den Blick über das Lager schweifen und sah dann wieder auf sie. In einen dunklen Mantel gehüllt, den Rücken an einen Baum gelehnt, schlief ihr Anführer Rurik im Sitzen. Hätte Sven nicht in seine Richtung geschaut, Margriet hätte ihn gewiss nicht entdeckt.
    Vielleicht war das seine Absicht.
    Als ihr Sven die Hand reichte, stieg in Margriet der Verdacht auf, dass Rurik durch irgendein unsichtbares Zeichen Sven seine Erlaubnis dazu gegeben hatte. Sie stützte sich auf

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