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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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Caithness der Herrschaft eines schottischen Earls unterstellt und Erengisl von Schweden fest als Earl der Orkneys etabliert war, hielt ihr Vater die Zeit wohl für günstig, sie wieder nach Hause zu holen. Wahrscheinlich tat er dies in der Absicht, sie zu verheiraten.
    Während Rurik ihr dabei zusah, wie sie fast vom Pferd stürzte und ihn trotzdem immer noch nicht um Hilfe bat, kam ihm der Verdacht, dass ihr Vater genauso erstaunt sein mochte wie er, wenn er erfuhr, dass Margriet sich dem Klosterleben verschrieben hatte. Als er dann merkte, dass sie gleich herunterfallen und im Schmutz landen würde, streckte er die Arme aus und packte ihre Taille. Sie vom Pferd zu heben, bedeutete für ihn nicht mehr, als ein Kind herunterzuheben. Sie zu heben war nicht das Problem.
    Als er ihre schmale Taille spürte und das Beben ihrer Hüften fühlte, wurde das Loslassen zu einem Problem für ihn.
    Nein, dachte er im nächsten Augenblick, der wirkliche Verdruss begann, als sie sich gegen seinen Griff wehrte. Dabei rutschte seine Hand nämlich hoch und landete auf ihrem vollen Busen. Margriet war es nicht entgangen. Das Aufblitzen ihrer hellen Augen und die Art, wie still sie danach wurde, verrieten es.
    Das Beste – nun, das Höflichste wäre gewesen, sie sofort loszulassen. Doch im Moment hatte er wirklich keine Lust, höflich zu sein. Sein Körper reagierte. Das Blut floss heiß durch seine Adern und weckte in ihm den Wunsch, das zu tun, wofür seine Vorfahren berühmt gewesen waren – sie zu nehmen und die Lust zu genießen.
    Bei Odin, er konnte die Sagen der Alten verstehen! Sein Körper verstand sie und war bereit. Und als Margriet ihm die Hand auf die Schulter legte, war er nahe daran, alles um sich herum zu vergessen.
    „Ich danke Euch für Eure Hilfe, Sir.“
    Ihre Stimme durchbrach den Malstrom in seinem Kopf und bremste seine wilden Gedanken. Doch sie änderte nichts an der Hitze, die in seinen Adern brannte.
    Rurik nickte und setzte Margriet auf den Boden. Er spürte, wie sie zitterte, und wartete noch etwas, damit sie ihr Gleichgewicht wiederfinden konnte. Er brauchte jetzt etwas Abstand. Deshalb wandte er sich ab, um der jüngeren Frau zu helfen. Unglücklicherweise wurde er von Magnus dieses Vorwands beraubt.
    Da er dicht neben Margriet stand, hörte er ihr schweres Atmen, während sie versuchte, den ersten Schritt zu tun. Ihr Eigensinn ließ sie taumelnd gegen ihn fallen, als ihre Beine nachgaben.
    „Bei Thor, My
    Schwester, lasst mich Euch doch helfen“, sagte er und packte sie an den Schultern, um sie aufzufangen.
    Sie hob den Kopf und zeigte mit einem Nicken ihr Einverständnis. Doch in ihren Augen flammte Zorn auf. Nach kurzer Zeit ließ er sie los und bot ihr den Arm, dann ging er an ihrer Seite.
    „Ich danke Euch, Sir“, sagte Margriet nach ein paar Schritten und löste ihre Hand von seinem Arm.
    Rurik sah ihr nach, wie sie davonging, zwar immer noch schwankenden Schritts, aber entschlossen. Als er sich umwandte, musste er feststellen, dass die Männer ihn mit dem gleichen Interesse beobachteten, mit dem er der Frau nachgeschaut hatte. Das war ganz und gar nicht gut.
    Mit einem Kopfnicken forderte er einen der Männer auf, den Frauen zu folgen, die gerade den Pfad verließen. Anscheinend wollten sie nach der stundenlangen Reise etwas Privatsphäre haben. Rurik war kein Mann, der je seine eigenen Schwächen geleugnet hätte. Schwächen konnten seinen und den Tod derer bedeuten, denen er die Treue geschworen hatte. Und deswegen dachte er jetzt darüber nach, warum er so auf eine Nonne reagierte.
    Erstens hatte er nicht erwartet, dass Gunnars Tochter schon in diesem Alter war. Die Briefe ihres Vaters hatten ihn glauben lassen, dass sie noch ein kleines Mädchen war.
    Zum Zweiten hatte er nicht damit gerechnet, auf eine Nonne zu treffen – denn die Tochter eines so hoch geachteten Mannes, von dem Rurik wusste, dass er ein immenses Vermögen besaß, stellte eine begehrte Partie dar und wurde nicht der Kirche geschenkt. Ihr Anblick in der Nonnentracht hatte ihn verblüfft.
    Doch darüber hinaus hätte er nie eine so energische, entschlossene, willensstarke und schöne Frau wie sie erwartet. Vom ersten Augenblick ihres Widerstands an hatte Margriet sich als stolze Tochter des Nordens erwiesen. Vom ersten Zusammentreffen bis zu ihrem letzten Befehl, den sie gab, als sie das Kloster verließ, war zu erkennen gewesen, dass sie es war, die das Kloster leitete. Mindestens fünfzig Nonnen und Laien hatte Rurik gezählt.

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