Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
Vom Netzwerk:
Seitentür eintrat und »Ich bin da!« rief, erhielt er keine Antwort.
    Sofort ging er zu dem langen Tisch, der die große Küche vom Sitzbereich trennte – der Tisch, auf dem zu Madeleines Verdruss seine Kopien der Fallunterlagen ausgebreitet lagen. Unter den Mappen befanden sich mehrere DVD s.
    Die ganz oben hatte er sich mit Hardwick angesehen. Sie trug die Aufschrift: »Perry-Ashton-Empfang, Gesamtschnitt BCI .« Doch Gurney suchte nach einer der ungeschnittenen Original- DVD s. Insgesamt waren es fünf. Auf der ersten stand: »Hubschrauber, Luftaufnahmen und Anflug.« Die anderen enthielten das Material, das am Boden aufgenommen worden war, und waren nach der jeweiligen Ausrichtung der fest installierten Kameras beschriftet.
    Er nahm die vier DVD s mit ins Arbeitszimmer, klappte sein Notebook auf, ging auf Google Earth und tippte Badger Lane, Tambury ein. Dreißig Sekunden später betrachtete er ein Satellitenfoto von Ashtons Anwesen samt Daten zu Höhe und Himmelsrichtung. Sogar der Teetisch auf der Terrasse war zu erahnen.
    Er wählte die Stelle im Wald, wo er den sichtbaren Baumstamm vermutete. Anhand der Angaben von Google berechnete er die Richtung vom Tisch zum Baum. Sie lag bei fünfundachtzig Grad, also fast genau östlich.
    Er griff nach der DVD mit der Aufschrift »Ostnordost«. Hastig legte er sie in den Player vor der Couch und suchte den Zeitpunkt, als Jillian Perry das Cottage betrat. Dann ließ er sich nieder, um gebannt die nächsten vierzehn Minuten zu verfolgen.
    Mit wachsender Verblüffung schaute er es sich einmal und noch ein zweites Mal an. Dann noch einmal. Diesmal ließ er es laufen, bis Polizeichef Luntz den Tatort abgesichert hatte und die ersten Beamten eintrafen.
    Da stimmte etwas nicht. Nein, mehr als das. Es war unmöglich.
    Er rief Hardwick an.
    Der hatte es nicht eilig und meldete sich erst nach dem siebten Klingelton. »Was kann ich für dich tun, Kumpel?«
    »Wie sicher ist es, dass die Originalfilmaufnahmen vom Hochzeitsempfang komplett sind?«
    »Was meinst du mit komplett?«
    »Eine der vier festen Kameras war so aufgestellt, dass sie das Cottage und einen breiten Streifen Wald links davon im Blick hatte. Dieser Streifen enthält die ganze Strecke, die Flores zurücklegen musste, um die Mordwaffe dort abzuwerfen, wo sie gefunden wurde.«
    »Und?«
    »Ganz hinten in diesem Bereich ist ein Baumstamm, den man von der Terrasse aus durch Lücken im Laub erkennen kann. Die besagte Kamera hatte den gleichen Blickwinkel.«
    »Aha.«
    »Dieser Baumstamm, das sollte ich hinzufügen, befindet sich hinter der Route, die Flores nehmen musste, um die Machete dort abzulegen. Der Baumstamm ist auf dem hochauflösenden Bildmaterial, das die Kamera aufgenommen hat, deutlich und ununterbrochen zu erkennen.«
    »Und das heißt?«
    »Ich hab mir die DVD -Sequenz dreimal angesehen, um ganz sicher zu sein. Jack, vor dem Baum ist niemand vorbeigekommen.«
    Hardwick klang verdattert. »Kapier ich nicht.«
    »Ich auch nicht. Besteht irgendeine Möglichkeit, dass die Machete im Wald nicht die Mordwaffe war?«
    »Wir haben eine eindeutige DNA -Übereinstimmung. Das frische Blut an der Machete war von Jillian Perry. Potenzielle Fehlermöglichkeit eins zu einer Million. Ganz zu schweigen davon, dass der gerichtsmedizinische Bericht von einem heftigen Schlag mit einer schweren, scharfen Klinge spricht. Und was wäre denn die Alternative? Dass sich Flores heimlich einer zweiten blutigen Machete entledigt hat, der wahren Mordwaffe, nachdem er Blut davon auf die erste gewischt hat? Und selbst dann hätte er sie immer noch zu der Stelle bringen müssen, wo wir sie gefunden haben. Ich meine, worüber reden wir hier überhaupt? Wie kann die Machete nicht die Mordwaffe sein?«
    Gurney seufzte. »Wir stehen also vor einer unmöglichen Situation.«

48
Perfect Memories
    »Wenn sich die Tatsachen widersprechen, bedeutet das, dass einige davon keine Tatsachen sind.«
    Diese Feststellung hatte einer seiner Lehrer an der New Yorker Polizeiakademie eines Tages in einem Seminar getroffen. Gurney hatte das nie vergessen.
    Bevor er aus dem Bildmaterial irgendwelche Schlüsse ziehen konnte, musste er ganz sichergehen, dass es die Realität widerspiegelte. Auf der DVD -Hülle stand die Telefonnummer der Firma Perfect Memories, die die Filmaufnahmen gemacht hatte.
    Er rief an und hinterließ eine Nachricht, in der er die Namen Ashton und Perry erwähnte. Kaum hatte er geendet, als das Handy läutete und auf dem Display

Weitere Kostenlose Bücher