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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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verschwinden.«
    »Karnala Fashion gehört den Skards?«
    »Wahrscheinlich. So wie alles bei denen. Was Schriftliches gibt es von ihnen nicht.«
    »Aber worum geht es bei Karnala Fashion überhaupt?«
    »Das weiß niemand so genau. Wir finden keinen einzigen Stofflieferanten oder Textilhändler, der je mit denen Geschäfte gemacht hat. Sie veröffentlichen zwar Anzeigen für unglaublich teure Frauenmode, aber wir haben keine Beweise entdeckt, dass sie das Zeug auch wirklich verkaufen.«
    »Was sagen die Firmenverantwortlichen dazu?«
    »Wir können keine Verantwortlichen finden.«
    »Verdammt, Jack, wer gibt die Anzeigen auf? Wer bezahlt sie?«
    »Läuft alles über E-Mail.«
    »Woher kommen die E-Mails?«
    »Manchmal von den Kaimaninseln, manchmal aus Sardinien.«
    »Aber …«
    »Ich weiß. Alles ein einziges Rätsel. Wir sind an der Sache dran. Von Interpol erwarten wir noch Informationen. Auch von der italienischen Polizei. Und von den Kaimaninseln. Heikle Geschichte, weil niemand verurteilt worden ist und die verschwundenen Frauen nicht offiziell vermisst gemeldet sind. Und selbst wenn, würde ihre Verbindung zu Karnala nichts beweisen, und es gibt nichts Schriftliches, was den Zusammenhang zwischen Karnala und den Skards untermauert. Alles nur angeblich, besser wird es nicht. Rechtlich gesehen bewegen wir uns im Nebel durch ein Minenfeld. Dazu kommt, dass der ganze Fall nach deinem Plausch mit dem Bezirksstaatsanwalt gehandhabt wird wie eine Panikattacke.«
    »Das heißt?«
    »Statt zwei Typen haben wir jetzt gleich ein ganzes Dutzend Leute in diesem Minenfeld, die übereinander stolpern.«
    »Das macht dir doch Spaß, Jack, gib’s zu.«
    »Du kannst mich mal.«
    »Also gut. Dann ist jetzt wohl nicht die richtige Gelegenheit, dich um einen Gefallen zu bitten.«
    »Wieso, was schwebt dir vor?« Auf einmal klang er ganz friedlich. In dieser Hinsicht war Hardwick seltsam. Seine Reaktionen waren paradox wie bei einem hyperaktiven Kind, das durch ein Aufputschmittel beruhigt wird. Der beste Zeitpunkt, ihn um einen Gefallen zu bitten, war der, der unter normalen Umständen der schlechteste gewesen wäre, und umgekehrt. Dieses paradoxe Prinzip bestimmte auch sein Verhalten bei Gefahr. Tendenziell betrachtete er sie in jeder Situation eher als positiven Faktor. Im Gegensatz zu den meisten Polizisten, die hierarchisch und konservativ ausgerichtet waren, liebte Hardwick den Nervenkitzel. Er konnte von Glück sagen, dass er noch am Leben war.
    »Ein kleiner Regelverstoß.« Zum ersten Mal seit fast vierundzwanzig Stunden hatte Gurney das Gefühl, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Warum war er nicht schon früher auf Hardwick gekommen? »Man muss vielleicht ein bisschen tricksen.«
    »Worum geht es?« Er klang, als wäre ihm gerade ein Überraschungsdessert angeboten worden.
    »Sichern von Fingerabdrücken an einem Glas und ihr Abgleich mit der FBI -Datenbank.«
    »Aha, lass mich raten: Du willst, dass niemand den Grund für die Sache erfährt, dass keine offizielle Fallakte angelegt wird und dass die Anfrage nicht zu dir zurückverfolgt werden kann.«
    »So was in der Richtung.«
    »Wann und wo kriege ich das Glas?«
    »Wie wär’s in zehn Minuten bei Abelard’s?«
    »Gurney, du bist ein arroganter Mistkerl.«

47
Eine unmögliche Situation
    Nachdem er Hardwick auf der kleinen Parkfläche vor Abelard’s das Glas übergeben hatte, kam Gurney auf die Idee, nach Tambury weiterzufahren. Immerhin hatte er die halbe Strecke schon hinter sich, und am Tatort warteten vielleicht neue Erkenntnisse auf ihn. Außerdem wollte er in Bewegung bleiben, um nicht vollkommen von den Ängsten wegen der Jykynstyl-Sache zerfressen zu werden.
    Er dachte an die frischluftbegeisterte Aristokratin Marian Eliot und ihre Hündin Melpomene, die die Erde hinter Mullers Schuppen aufgewühlt hatte; an Kikis Hand, die wie ein schmuddeliger Gartenhandschuh aus dem Boden ragte, und an Carl, Weihnachts-Carl. Carl, der vielleicht schon bald wegen des Mordes an seiner Frau ins Visier der Fahnder geraten konnte. Natürlich deutete die Enthauptung eher auf Hector hin. Aber wenn Carl es geschickt angestellt hatte …
    Hatte er ihre Affäre mit Hector entdeckt und beschlossen, sie auf die gleiche Art zu töten wie Hector Jillian Perry? Denkbar, aber unwahrscheinlich. Zum einen führte diese Theorie weg vom Schwerpunkt Mapleshade. Zum anderen hätte Carl so wütend sein müssen, dass er seine Frau umbrachte, so schlau, dass er Hectors

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