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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Polizei verständigt hat?«
    »Ich fürchte, darauf gibt es eine ganz einfache, traurige Antwort.« Der gedämpfte Ton Holdenfields, die erst nach längerem Schweigen sprach, ließ alle aufhorchen. »Nach der plausiblen Erklärung für den Abschied ihrer Tochter und der Forderung, keinen Kontakt zu ihr aufzunehmen, waren die Eltern wohl gar nicht so unglücklich. Viele Eltern von aggressiven Problemkindern haben eine furchtbare, uneingestandene Angst: dass sie die kleinen Ungeheuer für immer am Hals haben. Umso größer die Erleichterung, wenn die Ungeheuer schließlich doch ausziehen, egal, aus welchem Grund.«
    Mit aschefarbenem Gesicht erhob sich Rodriguez langsam von seinem Platz und steuerte auf die Tür zu. Holdenfields Worte hatten wohl Salz in eine Wunde gestreut, die immer tiefer aufgerissen war, seit sich der Schwerpunkt des Falls von der Jagd nach einem mexikanischen Gärtner verlagert hatte auf zerrüttete Familienverhältnisse und kranke junge Frauen. Angesichts der Ereignisse in der letzten Woche war es kein Wunder, wenn ein Mann von ohnehin begrenzter Flexibilität zum Nervenbündel wurde.
    Bevor der Captain die Tür erreichte, öffnete sie sich. Sichtlich alarmiert trat Gerson ein und versperrte ihm praktisch den Weg. »Entschuldigen Sie, Sir, ein dringender Anruf.«
    »Nicht jetzt«, murmelte er undeutlich. »Vielleicht Anderson … oder …«
    »Sir, es ist ein Notfall. Ein weiterer Mord im Zusammenhang mit Mapleshade.«
    Rodriguez starrte sie an. »Was?«
    »Ein Mord …«
    »Wer?«
    »Eine Frau namens Savannah Liston.«
    Es dauerte einige Sekunden, bis die Nachricht zu ihm durchdrang – als hätte er erst eine Übersetzung abwarten müssen. »Gehen wir.« Er folgte ihr hinaus.
    Als er fünf Minuten später zurückkehrte, verstummten die vagen Spekulationen um den Tisch, und gespannte Aufmerksamkeit stellte sich ein.
    »Okay. Alle, die es erfahren müssen, sind hier«, verkündete er. »Ich trage das nur einmal vor, also machen Sie sich vielleicht besser Notizen.«
    Anderson und Blatt zogen kleine identische Blöcke und Stifte heraus. Wiggs Finger schwebten über der Tastatur.
    »Das war Burt Luntz, der Polizeichef von Tambury. Er hat von dem Bungalow der Mapleshade-Mitarbeiterin Savannah Liston aus angerufen.« Kraft und Sicherheit lagen in der Stimme des Captains. Anscheinend hatte er dank der Aufgabe, Informationen weiterzugeben, zumindest vorübergehend wieder Boden unter den Füßen. »Ungefähr um fünf Uhr heute Morgen hat Chief Luntz zu Hause einen Anruf erhalten. Der Anrufer sagte mit einer Art spanischem Akzent: ›Achtundsiebzig Buena Vista, aus allen Gründen, die ich schrieb.‹ Als Luntz den Anrufer nach seinem Namen fragte, antwortete er: ›Edward Vallory nennt mich den spanischen Gärtner.‹ Dann hat der Anrufer das Gespräch beendet.«
    Stirnrunzelnd schielte Anderson auf seine Uhr. »Das war um fünf Uhr früh – vor zehn Stunden. Warum hören wir erst jetzt davon?«
    »Leider hat der Anruf Luntz nicht aufgeschreckt. Er ging davon aus, dass sich der Mann verwählt hatte oder betrunken war. Die Einzelheiten unserer Untersuchung sind ihm nicht bekannt, also hat ihm der Name Edward Vallory nichts gesagt. Vor ungefähr einer halben Stunde hat er aber einen Anruf von Dr. Lazarus in Mapleshade erhalten. Eine ansonsten absolut zuverlässige Angestellte war nicht zur Arbeit erschienen und ging nicht ans Telefon. Weil in letzter Zeit so viele merkwürdige Dinge vorgefallen waren, bat er Luntz, einen Streifenwagen hinzuschicken, um nach dem Rechten zu sehen. Als er die Adresse nennt – 78 Buena Vista Trail –, schrillen bei Luntz die Alarmglocken, also fährt er selber hin.«
    Kline lehnte sich nach vorn wie ein Sprinter vor dem Start. »Und findet die tote Savannah Liston?«
    »Die Hintertür ist unverschlossen, und Liston sitzt am Küchentisch. Gleiche Anordnung wie bei Jillian Perry.«
    »Exakt die Gleiche?«, warf Gurney ein.
    »Anscheinend.«
    »Wo ist Luntz jetzt?«
    »Dort in der Küche. Mehrere Polizisten aus Tambury sind unterwegs, um den Tatort abzusperren. Er ist bereits durchs Haus gegangen – vorsichtig natürlich –, um sich zu vergewissern, dass niemand da ist. Hat aber nichts angefasst.«
    »Ist ihm irgendwas Besonderes aufgefallen?«
    »Eine Sache. Ein Paar Stiefel an der Tür. Die Art, die man über die Schuhe zieht. Kommt uns das bekannt vor?«
    »Die Stiefel wieder, verdammt. Irgendwas ist mit diesen Stiefeln.« Gurneys Ton wurde fast beschwörend. »Captain, es

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