Schließe deine Augen
richtige Bild davon haben, erkennen Sie es daran, dass Sie am liebsten kotzen würden.« Sein Ausbruch hinterließ verlegenes Schweigen in der Runde.
Das Gesicht zu einer Miene übertriebenen Ekels verzogen, räusperte sich Kline. »Ich denke beim Stichwort Sexhandel an thailändische Bauernmädchen, die zu fetten Arabern gekarrt werden. Müssen wir annehmen, dass so etwas auch mit den Mapleshade-Absolventinnen passiert? Irgendwie kann ich mir das nicht so recht vorstellen. Kann mir da jemand auf die Sprünge helfen? Dave, haben Sie eine Meinung dazu?«
»Keine Meinung. Aber zwei Fragen. Erstens, glauben wir an eine Verbindung zwischen Flores und den Skards? Und falls ja, da die Organisation der Skards ein Familienbetrieb ist, ist es möglich, dass Flores …?«
»… selbst ein Skard ist?« Kline schlug klatschend auf den Tisch. »Verdammt, warum nicht?«
In einer unbewussten Parodie von Ratlosigkeit kratzte sich Blatt am Kopf. »Was wollen Sie damit andeuten? Dass Hector Flores in Wirklichkeit einer von den Jungs ist, deren Mutter es ständig mit Koksdealern getrieben hat?«
»Wow!«, platzte es aus Kline hervor. »Das würde der ganzen Sache eine völlig neue Richtung geben.«
»Eher zwei Richtungen«, bemerkte Gurney.
»Zwei?«
»Geld und Sexualpathologie. Ich meine, wenn es nur um finanziellen Gewinn ginge, wozu dann dieses bizarre Edward-Vallory-Zeug?«
»Hmm. Gute Frage. Becca?«
Sie schaute Gurney an. »Sehen Sie da einen Widerspruch?«
»Keinen Widerspruch, nur die Frage, was von beidem Vorrang hat.«
Ihr Interesse schien erwacht. »Und was ist Ihre Schlussfolgerung?«
Er zuckte die Achseln. »Ich habe gelernt, dass man die Kraft des Pathologischen nie unterschätzen darf.«
Mit einem leisen Lächeln deutete sie ihr Einverständnis an. »Aus dem Bericht von Interpol geht hervor, dass Giotto Skard drei Söhne hatte: Tiziano, Raffaele, Leonardo. Wenn Hector Flores einer von ihnen ist, stellt sich die Frage, welcher.«
Kline fixierte sie. »Ihre Auffassung dazu?«
»Im Grunde kann ich da nur raten. Aber wenn wir der Sexualpathologie als Motiv in diesem Fall einen großen Stellenwert geben, dann würde ich am ehesten auf Leonardo tippen.«
»Warum?«
»Er ist derjenige, den die Mutter mitgenommen hat, nachdem Giotto sie endgültig rausgeschmissen hatte. Er war am längsten bei ihr.«
»Und dadurch soll man zu einem wahnsinnigen Mörder werden?«, fragte Blatt. »Wenn man bei der eigenen Mutter aufwächst?«
Holdenfield zuckte die Achseln. »Hängt ganz von der Mutter ab. Die Nähe zu einem normalen weiblichen Elternteil ist sicher was völlig anderes als der fortgesetzte Missbrauch durch eine drogen- und sexsüchtige Soziopathin wie Tirana Zog.«
»Das leuchtet mir ein«, warf Kline ein. »Aber wie würden die Auswirkungen so einer Jugend … Irrsinn, Wut, Labilität … wie würde das zu einem offensichtlich straff organisierten kriminellen Unternehmen passen?«
Holdenfield lächelte. »Geisteskrankheit muss das Erreichen der eigenen Ziele nicht immer behindern. Josef Stalin ist nicht der einzige paranoide Schizophrene, der es bis ganz nach oben geschafft hat. Manchmal kommt es zu einer bösartigen Synergie zwischen der Pathologie und dem Verfolgen praktischer Ziele. Vor allem in brutalen Branchen wie dem Sexgewerbe.«
Blatt wurde neugierig. »Aus Spinnern werden also die besten Gangster?«
»Nicht immer. Aber nehmen wir mal an, dass dieser Hector Flores tatsächlich Leonardo Skard ist. Und dass ihn das Aufwachsen bei einer psychotischen, promiskuitiven, inzestuösen Mutter zu einem Psychopathen gemacht hat. Und nehmen wir weiter an, dass die Skard-Organisation tatsächlich über Karnala ihr Geld mit High-End-Prostitution und Sexsklaverei verdient, wie es von Interpol behauptet und von Jordan Ballston bestätigt wird.«
»Ziemlich viele Annahmen.« Anderson versuchte, einen letzten Donutkrümel aus seiner Serviette zu zupfen.
»Aber gute Annahmen, wie ich finde«, bemerkte Kline.
»Und wenn diese Annahmen zutreffen«, sagte Gurney, »dann hat Leonardo wohl den perfekten Job für sich gefunden.«
»Was für einen perfekten Job?«, fragte Blatt.
»Einen Job, der das Familiengeschäft ideal mit seinem Frauenhass verbindet.«
Klines zunächst verwirrte Miene hellte sich auf. »Der Job eines Anwerbers!«
»Genau«, antwortete Gurney. »Spielen wir das Szenario mal durch. Skard – alias Flores – taucht in Mapleshade auf, um junge Frauen zu finden und anzuwerben, die bereit sind, die
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