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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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gehört.«
    »Glaubst du, dass sie es gewusst hat … dass auch Jillian es gewusst hat?«
    »Was mit den Frauen passiert, die Flores mit ihrer Hilfe angeworben hat? Das bezweifle ich. Wahrscheinlich haben sie Hector einfach abgenommen, dass er nur Frauen und Männer mit besonderen Interessen zusammenbringen will und dass man für die Vermittlung eine ordentliche Provision bekommt. Natürlich kann ich das nicht mit Sicherheit sagen. Möglicherweise ist die ganze Geschichte eine einzige Falltür zur Hölle, und ich habe überhaupt keine Ahnung, was in Wirklichkeit läuft.«
    »Scheiße, Gurney. Deine Zuversicht macht einem richtig Mut. Was schlägst du als nächsten Schritt vor?«
    Darauf hatte Gurney keine Antwort, doch das Läuten des Telefons bewahrte ihn davor, dieses peinliche Geständnis ablegen zu müssen.
    Robin Wigg war dran. Wie üblich kam sie ohne jede Einleitung zur Sache. »Ich habe erste Ergebnisse von den Laboruntersuchungen an den Stiefeln, die in Listons Bungalow entdeckt wurden. Captain Rodriguez hat mir erlaubt, sie mit Ihnen zu besprechen, da Sie die Tests angeregt haben. Passt es Ihnen gerade?«
    »Auf jeden Fall. Was haben Sie rausgefunden?«
    »Viel, was man erwarten konnte, und eine völlig unerwartete Sache. Soll ich damit beginnen?« Wiggs ruhiger, geschäftsmäßiger Alt hatte etwas an sich, das Gurney von jeher gefiel. Unabhängig vom Inhalt ihrer Worte brachte der Ton zum Ausdruck, dass die Ordnung das Chaos besiegen konnte.
    »Gern. Meistens steckt die Lösung in einer Überraschung.«
    »Ja, da kann ich nur zustimmen. Die Überraschung war das Vorhandensein eines bestimmten Pheromons auf den Stiefeln: Methyl-p-hydroxybenzoat. Kennen Sie sich auf diesem Gebiet aus?«
    »Chemie habe ich an der Highschool ausgelassen. Fangen Sie lieber mit den Grundlagen an.«
    »Eigentlich alles ganz einfach. Pheromone sind Drüsenabsonderungen, die dazu dienen, Informationen von einem Tier zum anderen zu übertragen. Je nach Pheromon wird das Tier angezogen, gewarnt, beruhigt oder erregt. Methyl-p-hydroxybenzoat ist ein starkes Lockpheromon bei Hunden, und es wurde in hohen Konzentrationen auf beiden Stiefeln identifiziert.«
    »Und welche Wirkung hat dieses Pheromon?«
    »Jeder männliche Hund würde mühelos und voller Eifer einer Spur folgen, die ein Mensch mit solchen Stiefeln hinterlässt.«
    »Wie kommt man an das Zeug ran?«
    »Manche Hundepheromone sind käuflich zu erwerben für den Gebrauch in Tierheimen und bei Umerziehungsmaßnahmen. Möglicherweise stammt es auch direkt von einer Hündin im Östrus.«
    »Interessant. Kann so eine Chemikalie Ihrer Meinung nach auch zufällig auf die Stiefel geraten sein?«
    »In dieser Konzentration? Höchstens bei einer Expolosion in einer Pheromon-Abfüllfabrik. Ansonsten nicht.«
    »Sehr aufschlussreich. Vielen Dank, Sergeant. Ich gebe Sie an Jack Hardwick weiter. Schildern Sie ihm bitte das Gleiche wie mir, für den Fall, dass er auch noch was wissen will.«
    Tatsächlich stellte Hardwick eine Frage. »Mit einem Lockpheromon, das von einer Hündin im Östrus abgesondert wird, meinen Sie einen weiblichen Sexualgeruch, den kein männlicher Hund ignorieren kann, richtig?«
    Er lauschte der kurzen Antwort und beendete das Gespräch. Aufgeregt reichte er Gurney das Telefon. »Heilige Scheiße. Der unwiderstehliche Duft einer läufigen Hündin. Wie findest du das, Sherlock?«
    »Offensichtlich wollte Flores ganz sichergehen, dass der Suchhund der Spur folgt.«
    »Das heißt, ihm kam es darauf an, dass wir die Machete finden.«
    »Kein Zweifel«, pflichtete Gurney bei. »Und zwar schnell. Beide Male.«
    »Also, wie stellen wir uns das jetzt vor? Er säbelt ihnen den Kopf ab, steigt in die präparierten Stiefel, rennt hinaus in den Wald, schmeißt die Machete weg, kommt zurück zum Tatort, zieht die Stiefel aus … Und dann?«
    »In Savannahs Fall entfernt er sich einfach, zu Fuß oder mit dem Auto. Nur bei Jillian ist es nicht nachvollziehbar.«
    »Wegen dieser Videosache?«
    »Erstens das, und zweitens bleibt die Frage, wohin er nach der Rückkehr zum Cottage verschwunden ist.«
    »Neben der grundsätzlichen Frage, warum er überhaupt zurückgekommen ist.«
    Gurney lächelte. »Ich glaube, diese kleine Sache hab ich verstanden. Er ist zurückgekommen, um die Stiefel gut sichtbar zu hinterlassen, damit der Suchhund diesen Lockstoff riecht und ihm sofort zur Mordwaffe folgt.«
    »Damit wären wir wieder beim großen Warum.«
    »Und bei der Machete. Ich sag dir

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