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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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verwenden, sie in Stücke zu hacken.
    In dem Moment stellte Gurney die letzte Verbindung her: die einfache Gleichung, die alles erklärte.
    Gurney sprach so beiläufig, als hätten sie schon den ganzen Abend über dieses Thema geredet. »Tirana wird bestimmt auf niemanden mehr losgelassen.«
    Zuerst zeigte Ashton keine Reaktion, als hätte er Gurneys Worte gar nicht gehört.
    Hinter ihm auf dem dunklen Treppenabsatz nahm Gurney erneut eine Bewegung wahr – besser erkennbar jetzt als braun gekleideter Arm, an dessen Ende etwas Metallisches schimmerte. Dann zog er sich wieder in die schmale Nische hinter der Tür zurück.
    Bis dahin hatte Ashton den Kopf leicht nach links gehalten. Nun drehte er ihn unglaublich langsam zur anderen Seite. Er nahm die Pistole in die linke Hand. Dann hob er die rechte Hand, bis die Fingerspitzen leicht das Ohr und die Schläfe berührten und dort in einer Geste verharrten, die zugleich gebrechlich und gefährlich wirkte. Zusammen mit der Haltung des Kopfs entstand der Eindruck, als würde er auf eine ferne Melodie lauschen.
    Schließlich blickte er Gurney in die Augen und senkte den Arm auf die Stuhllehne. Zugleich hob er die Hand mit der Pistole. Auf seinem Gesicht erblühte und erlosch ein Lächeln wie eine groteske, kurzlebige Blume. »Sie sind so ein kluger Mann.«
    Das Stimmengewirr aus den Monitorlautsprechern hinter ihm wurde lauter, heftiger.
    Ashton schien es nicht zu registrieren. »So klug, so scharfsinnig, so eitel. Wen wollen Sie denn beeindrucken?«
    »Da brennt was«, rief Hardwick.
    »Sie sind wie ein Kind.« Ungerührt setzte Ashton seinen Gedankengang fort. »Ein Kind, das einen Kartentrick gelernt hat und ihn den Leuten immer wieder vorführt, um die gleiche Reaktion wie beim ersten Mal zu erleben.«
    Gurney beobachtete abwechselnd die Waffe und die täuschend gelassenen Augen des Mannes, der sie umklammerte. Was immer auch auf dem Monitor los war, es musste warten. Wichtig war, dass Ashton weiterredete.
    Erneut entstand auf dem Treppenabsatz Bewegung, und eine kleine Gestalt in einer braunen Strickjacke stahl sich leise in die Öffnung der Bürotür. Erst nach einer Sekunde erkannte Gurney in dem Mann Hobart Ashton.
    Gurney richtete den Blick bewusst auf die Waffe. Er fragte sich, wie viel der Vater von den Ereignissen verstand. Und was, wenn überhaupt, hatte er vor? Weshalb diese Heimlichkeit? Hatte ihn ein Verdacht dazu bewogen, behutsam die Stufen hinaufzuschleichen und sich oben in die Nische zu drücken? Wichtiger noch, konnte er von seiner Position aus die Pistole seines Sohns sehen? Begriff er die Situation überhaupt? Wie wahnhaft war seine Einschätzung der Realität? Und falls der Alte seinen Sohn absichtlich oder unabsichtlich einen Moment ablenkte, würde sich Gurney dadurch die Chance bieten, sich auf Ashton zu stürzen, bevor er schießen konnte?
    Plötzlich wurden diese verzweifelten Überlegungen von Hardwick unterbrochen. »Scheiße! Die Kapelle brennt!«
    Gurney schaute auf den Monitor, ohne jedoch Scott Ashton und seinen Vater ganz aus den Augen zu lassen. Die hochauflösenden Kamerabilder zeigten unmissverständlich, dass aus den Wandleuchtern in der Kapelle Rauch aufstieg. Die Schülerinnen stürzten hektisch von den Bänken, um sich im Mittelgang und auf der erhobenen Plattform zusammenzudrängen.
    Gurney sprang reflexartig auf, gefolgt von Hardwick.
    »Vorsicht, Detective.« Ashton ließ die Pistole in die rechte Hand gleiten und zielte auf Gurneys Brust.
    »Schließen Sie die Türen auf«, rief Gurney.
    »Noch nicht.«
    »Was treiben Sie da eigentlich, verdammt?«
    Aus dem Monitor drangen laute Schreie. Mit einem Blick über die Schulter erkannte Gurney gerade noch eine Schülerin mit einem Feuerlöscher, der sich in einen Flammenwerfer verwandelt hatte und eine Holzbank mit einem Schwall brennender Flüssigkeit überzog. Ein zweites Mädchen rannte mit einem anderen Feuerlöscher herbei – mit dem gleichen Ergebnis: ein flüssiger Strahl, der sich bei der Berührung mit dem Feuer sofort entzündete. Offenbar waren die Feuerlöscher präpariert worden, um ihre Wirkung ins Gegenteil zu verkehren. Gurney fühlte sich an einen Mordfall vor zwanzig Jahren in der Bronx erinnert, bei dem festgestellt wurde, dass ein Feuerlöscher in einer kleinen Eisenwarenhandlung geleert und mit geliertem Benzin – also selbst gemachtem Napalm – gefüllt worden war.
    Inzwischen war in der Kapelle Panik ausgebrochen.
    »Mach die verdammten Türen auf, du

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