Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
Vom Netzwerk:
Teppiche, nichts an den Wänden. Abgesehen von der beträchtlichen Menge Blut in der Umgebung der Leiche gab es nur ein paar Tropfen bei der Tür zum Schlafzimmer und ein paar weitere beim Schlafzimmerfenser, das weit offen stand.«
    »Der Fluchtweg?«
    »Kein Zweifel. Unvollständiger Fußabdruck auf der Erde vor dem Fenster.« Hardwick wandte sich um und bedachte Gurney mit seinem üblichen, unerträglich schlauen Grinsen. »Und jetzt wird’s interessant.«
    »Die Fakten, Jack, nur die Fakten, erspar mir das Getue.«
    »Luntz hat beim Sheriff’s Department angerufen, weil sie dort die nächste Suchhundestaffel haben. Sie waren ungefähr fünf Minuten nach mir bei Ashton. Der Hund nimmt an einem Paar Stiefel von Flores die Witterung auf und rennt direkt hinaus in den Wald, als wäre die Spur noch taufrisch. Doch hundertfünfzig Meter hinter dem Cottage stoppt er plötzlich – schnüffelt, schnüffelt, schnüffelt in einem relativ kleinen Bereich, und dann schlägt er genau über der Waffe an, einer rasiermesserscharfen Machete. Und das war’s. Nachdem er die Machete aufgestöbert hatte, hat er keine Spur mehr gefunden, die von dort wegführt. Der Hundeführer hat ihn erst in einem engen, dann in einem größeren Kreis herumgeführt – eine halbe Stunde lang, ohne Erfolg. Die einzige Spur, die der Hund entdeckt hat, war die vom Fenster des Cottages zur Machete. Sonst nichts.«
    »Und die Machete lag einfach auf dem Boden?«
    »Ein bisschen Laub und lose Erde waren auf der Klinge verstreut, als hätte jemand halbherzig versucht, das Ding zu verstecken.«
    Gurney grübelte nach. »Kein Zweifel, dass es die Mordwaffe ist?«
    Hardwick wirkte erstaunt. »Null. Das Blut des Opfers daran. Perfekte DNA -Übereinstimmung. Und in Einklang mit dem gerichtsmedizinischen Befund.« Die folgenden Angaben leierte Hardwick gelangweilt herunter, als hätte er sie schon zu oft zum Besten gegeben. »Todesursache: Durchtrennung beider Halsschlagadern und des Rückgrats zwischen den Wirbeln C1 und C2 nach einem kraftvoll geführten Schlag mit einer scharfen, schweren Klinge. Schädigung des Halsgewebes und der Wirbel passt zu der Machete, die in dem Waldstück beim Tatort entdeckt wurde. Also null Zweifel.« Hardwicks Stimme wurde wieder normal. » DNA ist DNA .«
    Gurney nickte bedächtig.
    In leicht provozierendem Ton fuhr Hardwick fort. »Die einzige Frage ist, warum die Spur an dieser Stelle geendet hat, so ähnlich wie damals im Fall Mellery, wo …«
    »Nun mach mal halblang, Jack. Es gibt doch einen Riesenunterschied zwischen den sichtbaren Stiefelspuren, die wir auf Mellerys Grundstück gefunden haben, und einer unsichtbaren Geruchsspur.«
    »Tatsache ist, dass sie beide auf unerklärliche Weise mitten im Nichts geendet haben.«
    »Nein, Jack.« Zum ersten Mal ließ sich Gurney etwas von seiner Wut anmerken. »Tatsache ist, dass es für die Stiefelabdrücke eine absolut einleuchtende Erklärung gab. Und für dieses Geruchsproblem wird es eine genauso einleuchtende, aber völlig andere Erklärung geben.«
    »Ach, Davey. Das hat mich schon immer an dir beeindruckt: diese Allwissenheit.«
    »Eigentlich dachte ich, dass du dich bloß immer blöd stellst und in Wirklichkeit schlauer bist. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.«
    Hardwicks Grinsen bekundete seine Zufriedenheit über Gurneys offenen Ärger. Auf einmal schlug er einen neuen Ton an, voller Unschuld und ernster Neugier. »Und was meinst du? Wie kann es sein, dass die Geruchsspur von Flores auf einmal abbricht?«
    Gurney zuckte die Achseln. »Schuhe gewechselt? Plastiktüten über die Füße gezogen?«
    »Warum sollte er das machen, verdammt?«
    »Vielleicht um den Hund vor ein Rätsel zu stellen? Um zu verhindern, dass er auf dem Weg zu seinem Versteck verfolgt wird?«
    »Auf dem Weg zu Kiki Mullers Haus?«
    »Den Namen habe ich in dem Film gehört. Ist das die, die …«
    »… Flores angeblich gevögelt hat. Genau. Nachbarin von Ashton. Frau von Carl Muller, einem Schiffsingenieur, der die Hälfte der Zeit auf dem Meer unterwegs ist. Kiki ist seit dem Tag von Flores’ Verschwinden nie wieder gesehen worden – vermutlich kein Zufall.«
    Gurney lehnte sich zurück und ließ sich das Gehörte durch den Kopf gehen. »Ich verstehe, warum Flores Vorkehrungen trifft, um nicht bis zum Haus einer Nachbarin oder an irgendeinen anderen Ort verfolgt zu werden. Aber warum macht er das nicht vor dem Verlassen des Cottage? Warum im Wald? Warum erst, nachdem er die Machete

Weitere Kostenlose Bücher