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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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reagierte mit einem unverständlichen, durch zusammengebissene Zähne gezischten Laut. (Gurney warf einen Blick auf das Protokoll, das aber keine Deutung anbot.)
    Als Ashton bei ihnen ankam, hatte sich das Gesicht des Chiefs wieder geglättet. »Na, Scott, alles in Ordnung?«
    »Ich hoffe schon«, erwiderte Ashton. »Ich meine, mir wäre es lieber, wenn Jillian einfach …« Er verstummte.
    »O Gott«, rief Carol Luntz sichtlich aufgeregt, »es ist doch nichts passiert, oder?«
    Ashton schüttelte den Kopf. »Jillian möchte unbedingt, dass Hector zum Hochzeitstoast herauskommt. Er hat uns vorher gesagt, dass er nicht will und … na ja, mehr ist es eigentlich nicht.« Unsicher lächelnd senkte er den Blick.
    »Was hat der überhaupt für ein Problem?« Carol beugte sich zu Ashton.
    Hardwick drückte auf Pause und ließ Carol in verschwörerischer Pose erstarren. Er wandte sich an Gurney. »Das ist eine von diesen Schlampen, die sich an Scherereien aufgeilen. Tut so, als würde sie vor Mitgefühl platzen, aber in Wirklichkeit will sie bloß jede Einzelheit auskosten. Weint über deinen Schmerz und hofft, dass du stirbst, damit sie der Welt ihr großes Herz zeigen kann.«
    Gurney ahnte zwar das Zutreffende an der Diagnose, aber Hardwicks Übertreibung ging ihm wie so oft gegen den Strich. Ungeduldig fixierte er den Bildschirm. »Was kommt als Nächstes?«
    »Ganz ruhig. Es wird noch besser.« Hardwick ließ die DVD weiterlaufen.
    Ashton machte ein verlegenes Gesicht. »Eigentlich albern, ich möchte Sie nicht langweilen.«
    »Aber irgendwas stimmt doch mit dem Mann nicht.«
    Mit müder Geste zuckte Ashton die Achseln. »Hector hat eine negative Einstellung zu Jillian. Aber Jillian ist entschlossen, das Missverständnis zwischen ihnen zu klären. Aus diesem Grund hat sie auch darauf bestanden, dass ich ihn zu unserem Empfang einlade, was ich zweimal getan habe – vor einer Woche und vorhin noch einmal. Beide Male hat er abgelehnt. Gerade eben hat mir Jillian mitgeteilt, dass sie ihn für den Hochzeitstoast aus seiner Klause herauslocken will. Meiner Meinung nach reine Zeitverschwendung, das hab ich ihr auch gesagt.«
    »Warum gibt sie sich denn überhaupt ab mit … mit … ihm?« Sie geriet ins Stottern, als wäre ihr kein passendes gehässiges Schimpfwort eingefallen.
    »Gute Frage, Carol. Aber die Antwort kenne ich auch nicht.«
    Seiner Bemerkung folgte ein Schnitt auf eine andere Kamera. Diese deckte denjenigen Teil des Grundstücks ab, zu dem das Cottage, der Rosengarten und die Hälfte des Haupthauses gehörten. Jillian, die Bilderbuchbraut, klopfte an die Cottagetür.
    Wieder stoppte Hardwick die DVD , und das Bild zerfiel zu einem mosaikartigen Muster. »Okay. Jetzt geht’s los. Die entscheidenden vierzehn Minuten. Die vierzehn Minuten, in denen Hector Flores Jillian Perry Ashton tötet. Die vierzehn Minuten, in denen er ihr mit einer Machete den Kopf abhackt, durchs hintere Fenster klettert und spurlos verschwindet. Es fängt an, wenn sie eintritt und hinter sich die Tür zumacht.«
    Hardwick drückte, und der Film lief weiter. Jillian öffnete die Cottagetür und zog sie hinter sich zu.
    »Das war’s.« Hardwick deutete auf den Bildschirm. »Hier sieht man sie zum letzten Mal lebend.«
    Die Kamera blieb auf dem Cottage.
    Gurney stellte sich vor, wie hinter den Blumenvorhängen gleich der Mord geschah. »Du hast gesagt, Flores klettert durchs hintere Fenster und verschwindet spurlos, nachdem er sie ermordet hat. Meinst du das wörtlich?«
    »Nun.« Hardwick legte eine dramatische Pause ein. »Wie soll ich sagen … ja und nein.«
    Gurney seufzte und wartete.
    »Das Verschwinden von Flores hat so was merkwürdig Vertrautes an sich.« Wieder eine Pause, akzentuiert durch ein listiges Lächeln. »Vom hinteren Fenster des Cottages führte eine Spur in den Wald.«
    »Worauf willst du hinaus, Jack?«
    »Die Spur in den Wald … Sie hört hundertfünfzig Meter hinter dem Cottage einfach auf.«
    »Und?«
    »Erinnert dich das nicht an was?«
    Gurney starrte ihn ungläubig an. »Du meinst den Fall Mellery?«
    »Ich kenne nicht so besonders viele Mordfälle mit Spuren im Wald, die ohne erfindlichen Grund einfach abbrechen.«
    »Und was willst du damit sagen?«
    »Nichts Bestimmtes. Ich frage mich nur, ob dir bei diesem Mellery-Wahnsinn unter Umständen ein loser Faden durch die Lappen gegangen ist.«
    »Was für ein loser Faden?«
    »Vielleicht ein Komplize?«
    »Ein … Komplize? Spinnst du? Du weißt genauso gut wie

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