Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
Vom Netzwerk:
die über sie stolperte und auf sie fiel, Gäste, die Ashton aus dem Blumenbeet aufhalfen und ihn zur Rückseite des Haupthauses führten, Luntz, der die Tür zum Cottage blockierte und hektisch mit dem Handy telefonierte, ein Musiker mit seiner Geige in der Hand, ein anderer nur mit dem Bogen, drei uniformierte Polizisten aus Tambury, die zu Luntz stürmten, der Vorsitzende der British Heritage Society, der sich ins Gras erbrach.
    Nach dem letzten digitalen Flattern der Aufnahme ließ sich Gurney langsam zurücksinken und schaute Hardwick an. »Meine Güte.«
    »Und, was hältst du davon?«
    »Ich glaube, ich würde gern ein bisschen mehr erfahren.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Wann ist das BCI am Tatort eingetroffen, und was habt ihr im Cottage gefunden?«
    »Die ersten Uniformierten waren drei Minuten vor dem Abschalten der Kameras vor Ort, das heißt, neun Minuten nachdem Ashton die Leiche entdeckt hatte. Luntz hat seine eigenen Leute gerufen, und andere Gäste haben 911 gewählt, der Notruf wurde an die Bereitschaftspolizei weitergegeben. Die Uniformierten haben sofort das BCI verständigt, der Anruf wurde an mich weitergeleitet, und ich war fünfundzwanzig Minuten später am Tatort. Der übliche Heckmeck war also schon in vollem Gang.«
    »Und?«
    »Die vorherrschende Meinung war, dass dieser Wahnsinn so schnell wie möglich beim BCI abgeladen werden muss, also bei Senior Investigator Jack Hardwick. Dort ist er ungefähr eine Woche geblieben, bis ich dummerweise unseren geliebten Captain davon in Kenntnis gesetzt habe, dass sein Ermittlungsansatz, von dem er um keinen Preis abrücken wollte, gewisse logische Fehler aufweist.«
    Gurney grinste. »Du hast ihm gesagt, dass er ein Vollidiot ist?«
    »Sinngemäß.«
    »Und dann hat er den Fall Arlo Blatt gegeben?«
    »Genau, und der steckt jetzt seit fast vier Monaten fest – hat jede Menge Staub aufgewirbelt, ohne einen Zentimeter voranzukommen. Daher möchte die wunderschöne Mutter der wunderschönen Braut mögliche andere Ansätze ausloten.«
    Eine Auslotung, die statt Staub Scheiße aufwirbeln würde, wenn sich die Verantwortlichen veranlasst sahen, ihr Revier zu verteidigen, da war sich Gurney völlig sicher.
    Zieh dich zurück, bevor es zu spät ist , flüsterte die Stimme der Vernunft.
    Dann meldete sich eine andere Stimme mit unbekümmertem Selbstvertrauen: Zumindest solltest du rausfinden, was in dem Cottage entdeckt wurde. Wissen kann nie schaden.
    »Du bist also dort angekommen, und jemand hat dich zu der Toten geführt?«
    Um Hardwicks Mundwinkel zuckte es. »Ja, ich wurde zur Toten geführt. Die reichen Scheißer haben mich angeglotzt, als sie mich zur Tür gebracht haben. Ich erinnere mich, dass ich gedacht habe, die erwarten anscheinend eine heftige Reaktion, das heißt, da drinnen ist was Schlimmes.« Er stockte und bleckte kurz die Zähne. »Und ich hatte recht. Hundert Prozent.« Auf einmal wirkte er regelrecht verstört.
    »War die Leiche von der Tür aus sichtbar?«
    »O ja. Sehr gut sichtbar sogar.«

10
Nur so kann es sich abgespielt haben
    Hardwick wuchtete sich von der Couch hoch und rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht, wie jemand, der nach schweren Träumen richtig wach werden will. »Du hast nicht zufällig ein kaltes Bier im Haus?«
    »Im Moment nicht«, antwortete Gurney.
    »Im Moment nicht? Was soll das heißen? Jetzt nicht, aber vielleicht taucht in einer Minute ein eisgekühltes Heineken vor mir auf?« Offenbar war der flüchtige Moment von Verletzlichkeit, den Hardwick gerade erlebt hatte, schon wieder verflogen.
    Gurney ging nicht weiter auf die Bierablenkung ein. »Die Leiche war also von der Tür aus zu sehen?«
    Hardwick trat ans Fenster zur rückwärtigen Wiese. Der nördliche Himmel war von einem abendlichen Grau. Er spähte in Richtung des hohen Bergkamms, der zum alten Bluestone-Steinbruch führte. »Die Tote saß knapp zwei Meter von der Eingangstür entfernt auf einem Stuhl an einem kleinen quadratischen Tisch.« Er zog eine Grimasse, als wäre ihm der Geruch eines Stinktiers in die Nase gestiegen. »Wie gesagt, sie saß am Tisch. Bloß war der Kopf nicht auf dem Körper, sondern auf dem Tisch in einer Blutlache. Auf dem Tisch, dem Körper zugewandt, und das Diadem, das du in dem Film gesehen hast, noch im Haar.«
    Er hielt inne, wie um die Details zu sortieren. »Das Cottage hat drei Räume: das vordere Zimmer, eine kleine Küche und ein kleines Schlafzimmer, dazu ein winziges Bad und eine Kammer. Holzböden, keine

Weitere Kostenlose Bücher