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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Polizeiakademie?«
    »Als Gastdozent, oder?«
    »Ja, von Zeit zu Zeit. Ein Seminar über verdeckte Ermittlungen.«
    »Ein Kurs übers Lügen«, warf Madeleine ein.
    Die Meekers lachten unsicher. George leerte sein Glas.
    »Ich bringe den Guten bei, wie sie die Bösen anlügen, damit die Bösen den Guten entscheidende Dinge verraten.«
    »So kann man es auch ausdrücken«, konstatierte Madeleine.
    »Du hast bestimmt tolle Geschichten auf Lager.« Wieder schien Peggy lebhaft interessiert.
    Madeleine schob sich zwischen Peggy und Gurney. »George, lass dir nachschenken.« Er reichte ihr das Glas, und sie ging zur Kücheninsel. »Sicher ein schönes Gefühl, dass deine Söhne in deine Fußstapfen treten.«
    »Na ja … so ganz trifft das nicht zu … Biologie, ja, so die allgemeine Richtung, aber bis jetzt hat sich noch keiner von ihnen für Entomologie erwärmt, und erst recht nicht für mein Spezialfach Arachnologie. Im Gegenteil …«
    »Hab ich das richtig im Kopf«, unterbrach ihn Peggy, »ihr habt doch auch einen Sohn?«
    »David hat einen Sohn.« Madeleine schenkte sich ein Glas Pinot Grigio ein.
    »Ah, genau. Sein Name liegt mir auf der Zunge – irgendwas mit L, oder nein, K?«
    »Kyle.« Gurney klang, als würde er das Wort nur selten aussprechen.
    »Er ist an der Wall Street, oder?«
    »War. Jetzt studiert er Jura.«
    »Opfer der geplatzten Blase?«, erkundigte sich George.
    »Mehr oder weniger.«
    »Klassische Katastrophe«, dozierte George in intellektuellem Tonfall. »Kartenhaus. Millionenkredite werden verteilt wie Lutscher an Dreijährige. Bonzen stürzen sich von den Türmen der Hochfinanz. Die verdammten Großbanker haben sich ihr eigenes Grab geschaufelt. Das Schlimme daran ist nur, dass unsere Regierung in ihrer unendlichen Weisheit beschlossen hat, die Scheißkerle zurückzuholen und ihnen mit unserem Steuergeld neues Leben einzuhauchen. Warum lassen sie diesen Abschaum nicht einfach in der Hölle schmoren!«
    »Bravo, George!« Madeleine erhob ihr Glas.
    Peggy warf ihm einen eisigen Blick zu. »Bestimmt zählt er deinen Sohn nicht zu den Übeltätern.«
    Madeleine lächelte George zu. »Wolltest du nicht was über die Biologielaufbahn deiner Söhne erzählen?«
    »Ach so. Nein, eigentlich wollte ich nur sagen, dass der Älteste nicht nur kein Interesse an Arachnologie hat, sondern sogar behauptet, unter Arachnophobie zu leiden.« Bei ihm klang es wie Apfelkuchenphobie. »Und das ist noch nicht alles, er …«
    »Um Gottes willen, bringt George nicht dazu, sich über Spinnen zu verbreiten.« Es war das zweite Mal, dass Peggy ihm das Wort abschnitt. »Mir ist klar, es sind die faszinierendsten Geschöpfe der Welt, ungemein nützlich und so weiter und so fort. Aber im Moment würde ich lieber was über Daves Mordfall hören als über die Peruanische Radnetzspinne.«
    »Ich würde für die Radnetzspinne plädieren. Aber das kann wohl noch warten.« Madeleine nahm einen langen Schluck. »Setzt euch doch alle inzwischen an den Kamin. Dort könnt ihr das Thema Enthauptungen erschöpfend behandeln, während ich letzte Hand ans Essen lege. Dauert nur noch ein paar Minuten.«
    »Kann ich helfen?« Peggy wirkte ein wenig verunsichert von Madeleines Ton.
    »Nein, alles schon fast fertig. Trotzdem danke.«
    »Bestimmt?«
    »Bestimmt.«
    Nach einem letzten fragenden Blick zog sich Peggy mit den beiden Männern zu den Polstersesseln auf der anderen Seite des Raums zurück. Nachdem sie sich niedergelassen hatten, wandte sie sich sofort an Gurney. »Okay, dann erzähl mal.«
    Als Madeleine sie zum Essen an den Tisch rief, war es schon fast sechs, und Gurney hatte den Fall samt seinen Merkwürdigkeiten und offenen Fragen ziemlich ausführlich dargelegt. Seine Schilderung hielt sich an die Fakten. Sie war dramatisch, aber nicht blutrünstig und deutete mögliche sexuelle Verwicklungen an, stellte sie aber nicht in den Mittelpunkt. Die Meekers hörten ihm aufmerksam zu, ohne etwas zu sagen.
    Am Tisch – als sie gerade in den Salat aus Spinat, Walnüssen und Stiltonkäse vertieft waren – kamen die ersten Kommentare und Fragen, vor allem von Peggy.
    »Wenn Flores schwul war, wäre das Motiv für den Mord an der Braut Eifersucht. Aber die Methode klingt psychotisch. Wie kann einer der führenden Psychiater der Welt nicht mitkriegen, dass der Mann, der auf seinem Grundstück lebt, vollkommen durchgeknallt ist – so durchgeknallt, dass er es fertigbringt, einer Frau den Kopf abzuhacken?«
    »Und wenn Flores hetero

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