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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Hinweise auf ein Verbrechen oder Ähnliches.«
    »Es sind mehr als drei.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Wie ich schon erklärt habe, wurde mir …«
    Ashton schnitt ihm das Wort ab. »Ja, ja, eine nicht genannte Person hat Ihnen mitgeteilt, dass sie bestimmte, ebenfalls nicht genannte ehemalige Schülerinnen nicht erreichen konnte. Das heißt noch gar nichts. Wir dürfen hier nicht Äpfel mit Birnen vermischen, irgendwelche furchtbaren Schlüsse ziehen und das als Vorwand nutzen, um die Vertrauensbasis der Schule zu zerstören.«
    »Doktor, Sie haben mich doch selbst angerufen. Sie klingen besorgt. Und jetzt wollen Sie mir weismachen, dass es keinen Anlass zur Sorge gibt. Das passt doch nicht zusammen.«
    Ashtons Atem ging ein wenig zittrig. Nach langen fünf Sekunden antwortete er in gedämpftem Ton. »Ich will bloß nicht das ganze System an unserer Schule zum Einsturz bringen. Hören Sie, ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich telefoniere weiter. Ich versuche es mit den Kontaktnummern aller Absolventinnen der letzten Jahrgänge. Auf diese Weise können wir rausfinden, ob ein bedrohliches Muster vorliegt, bevor wir Mapleshade einen nicht wiedergutzumachenden Schaden zufügen. Glauben Sie mir, das ist kein Hinhalte-Manöver. Wenn wir noch weitere Beispiele entdecken …«
    »Na schön, Doktor, dann telefonieren Sie. Aber ich mache Sie darauf aufmerksam, dass ich meine Informationen an das BCI weitergeben muss.«
    »Tun Sie das. Und vergessen Sie Ihrerseits nicht, wie wenig Sie im Grunde wissen. Sie dürfen nicht ausgehend von Vermutungen ein Vermächtnis des Vertrauens vernichten.«
    »Deutlich und eloquent ausgedrückt.« Tatsächlich ging Gurney die mühelose Redegewandtheit des Psychiaters allmählich auf die Nerven. »Aber da wir gerade von dem Vermächtnis, dem Auftrag oder dem Ruf der Einrichtung sprechen – ich habe gehört, dass Sie selbst vor einigen Jahren dramatische Änderungen in diesem Bereich vorgenommen haben – riskante Änderungen, wie manche vielleicht sagen würden.«
    Ashtons Erwiderung war schlicht. »Ja, das stimmt. Erzählen Sie mir, wie Ihnen die Änderungen beschrieben wurden, und ich sage Ihnen den Grund dafür.«
    »Ich paraphrasiere: ›Scott Ashton hat den Zweck der Schule auf den Kopf gestellt, er hat aus einer Einrichtung zur Behandlung Behandelbarer einen Käfig für unheilbare Monster gemacht.‹ Ich glaube, damit ist das Wesentliche erfasst.«
    Ashton stieß ein leises Seufzen aus. »Ich denke, so könnte es jemand ausdrücken, vor allem wenn seine Karriere von dem Wandel nicht profitiert hat.«
    Gurney ignorierte den klaren Seitenhieb gegen Simon Kale. »Und wie sehen Sie es?«
    »In diesem Land gibt es eine Fülle von therapeutischen Internaten für Neurotiker. Was fehlt, sind Wohneinrichtungen, wo die Probleme von sexuellem Missbrauch und destruktiven sexuellen Obsessionen auf kreative Weise angepackt werden. Mir kommt es darauf an, dieses Ungleichgewicht zu korrigieren.«
    »Sind Sie zufrieden mit den Erfolgen?«
    Ein längeres Seufzen. »Die Behandlung mancher geistiger Störungen stammt aus dem Mittelalter. Bei einer so niedrigen Vergleichsschwelle sind Verbesserungen viel leichter zu erzielen, als Sie vielleicht meinen. Wenn Sie mal ein, zwei Stunden Zeit haben, kann ich Ihnen die genaueren Einzelheiten schildern. Aber im Moment möchte ich mich lieber um diese Anrufe kümmern.«
    Gurney spähte auf die Armaturenbrett-Uhr. »Und ich komme fünf Minuten zu spät zu einer Besprechung. Bitte setzen Sie sich sobald wie möglich wieder mit mir in Verbindung. Ach, eine letzte Sache noch, Doktor. Wie ich annehme, haben Sie die Telefonnummern und Adressen von Alessandro und Karnala Fashion.«
    »Pardon?«
    Gurney schwieg.
    »Sie sprechen von der Anzeige? Wieso sollte ich da Telefonnummern haben?«
    »Ich dachte, dass Sie das Foto an der Wand entweder von dem Fotografen oder von der Firma bekommen haben, die es in Auftrag gegeben hat.«
    »Nein. Jillian hat es bekommen. Sie hat es mir zur Hochzeit geschenkt. Am Morgen. Am Morgen vor der Trauung.«

35
Eine Tonne mehr
    Das Bezirksamt hatte eine ungewöhnliche Geschichte. Vor 1935 war es als Bumblebee-Nervenheilanstalt bekannt gewesen – benannt nach dem exzentrischen britischen Einwanderer Sir George Bumblebee, der ihr mit dem Vermächtnis seines ganzen Vermögens zur Gründung verholfen hatte und der, wie seine enterbten Verwandten argumentierten, genauso verrückt war wie ihre künftigen Bewohner. Diese Geschichte bot

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