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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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berührte.
    »Ich spüre, dass du mehr von mir fühlen kannst, als du solltest, und weiß, dass du mich dennoch liebst«, flüsterte er.
    Ein zärtlicher Schauer durchzog mich, und ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihn innig zu küssen.
    Beim Abendessen, das wir bei Emilia zubereiteten, nahm sie mich beiseite.
    »Warum hast du nichts von ihm erzählt? Ich dachte, wir wären befreundet? Weißt du eigentlich, wie unglaublich gut er aussieht? Pass bloß auf, dass keine andere sich ihn krallt.«
    Ich seufzte. Auch Emilia hatte wohl inzwischen einen Crashkurs im Gedankenlesen absolviert.
    »Und du solltest lieber darüber nachdenken, was Stefano von deiner Begeisterung hält«, erwiderte ich zickig.
    »Ich habe keine Absichten, was deinen Freund betrifft«, konterte Emilia spitz. »Außerdem hat er nur Augen für dich, falls dir das nicht aufgefallen ist. Noch nie habe ich jemanden gesehen, der seine Freundin so ansieht wie er.«
    Ich war sprachlos. Bislang hatte ich geglaubt, dass nur ich Christopher anhimmelte.
    Der Montag war der letzte Tag vor meiner Abreise ins Internat. Deutlich spürte ich Christophers Anspannung, obwohl er versuchte, sie vor mir zu verbergen. Schließlich hielt ich es nicht länger aus.
    »Heute ist der Tag der Wahrheit. Was muss ich tun, damit du bei mir bleibst?«, scherzte ich.
    »Gönn mir noch ein paar Stunden, bevor du dich entscheidest.« Christopher ging nicht auf meinen unbesorgten Tonfall ein.
    »Warum?«
    »Vertraue mir und frag mich das heute Abend.«
    Ich nickte und lief schweigend neben ihm die Wiese entlang. Christopher hatte mich gebeten, meine Wanderstiefel anzuziehen.Und obwohl ich nicht gerade erpicht auf eine Klettertour war, tat ich ihm den Gefallen. Wir waren von unserem Haus aus gestartet, nachdem Christopher meinen Rucksack mit Wasser und viel zu viel Proviant gefüllt hatte.
    »Nicht dass ihr unterwegs hungrig werdet«, meinte meine Mutter und nötigte ihn, noch mehr mitzunehmen. Ich mischte mich nicht ein – solange ich das Ganze nicht tragen musste. Christopher würde die Last kaum merken – oder täuschte ich mich?
    Ich warf ihm einen verstohlenen Seitenblick zu. Er schien mit seinen Gedanken weit entfernt zu sein. Befürchtete er, ich würde versagen, wenn er mir erklärte, was ich opfern musste? Würde ich das? Ein weiterer Gedanke drängte sich mir auf angesichts Christophers Verschlossenheit. Musste auch er ein Opfer bringen? Seine Flügel? Oder seine Engelskräfte? Ein flaues Gefühl breitete sich in meiner Magengrube aus, zog weiter und legte sich wie Blei auf meine Beine. Langsam wurde ich nervös.
    Christopher spürte meine Unsicherheit und schenkte mir ein Lächeln.
    »Es ist nicht mehr weit. Ich habe nicht vor, den ganzen Weg nach oben zu klettern.«
    Wir verließen die fruchtbare Alm, auf der wir gerastet hatten, und folgten einem schmalen Taleinschnitt, dessen Rinnsal die Schneeschmelze in einen rauschenden Bach verwandelt hatte. Eigentlich kannte ich die Gegend, doch in diesem verlassenen Tal war ich noch niemals zuvor. Endlich blieb Christopher stehen. Seine warmen Smaragdaugen blickten mich erwartungsvoll an.
    »Vertraust du mir? Dann schließ die Augen.«
    Ich schluckte meinen Einwand hinunter. Es gab niemanden, dem ich mehr vertraute. Ich fühlte Christophers Körper an meinem Rücken, danach seine Hände: eine, die meine Taille umschloss,und die andere, die mir die Augen zuhielt. Kurz bevor ich den Halt unter meinen Füßen verlor, nahm ich sein Engelswesen wahr.
    »Es ist der letzte Flug, den ich dir schenken darf«, flüsterte er und gab meine Augen frei.
    Es war unglaublich. Mit schwindelerregendem Tempo glitten wir über üppig blühende Wiesen, karge Geröllfelder und schroffe Felskanten, bis hinauf zu den weißen Gipfeln. Der Wind rauschte in meinen Ohren und ließ mich alles andere vergessen. Nur der faszinierende Flug und Christophers Nähe waren noch von Bedeutung.
    Christopher steuerte auf einen der höchsten Bergrücken zu, nutzte den Aufwind und schraubte sich in die Höhe, bis die massiven Felswände den Blick auf das glitzernde Meer freigaben – atemberaubend schön. Schließlich landete er auf einer vorstehenden Felskante und hielt mich lange in seinen Armen.
    In der Nähe der Einsiedelei beendete Christopher unseren Ausflug. Die untergehende Sonne brachte die Bergspitzen zum Glühen, und ich wusste, dass nun eine Entscheidung anstand. Meine Nervosität war greifbar.
    »Lynn, du musst das nicht tun. Ich werde dich nicht

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