Schloss meiner Sehnsucht
Joachim nicht willkommen zu sein. Volkers Liebe hüllte sie ein – was konnte es Schöneres geben?
Sie ging langsam von Box zu Box, sprach mit den Stuten, die jedoch ein bisschen unruhig wurden, als eine Fremde so nah an sie herankam.
„Na gut, dann lass ich euch wieder allein.“ Melanie wandte sich um Gehen – und stieß einen unterdrückten Schrei aus. „Oliver! Was machst du denn hier?“
„Ich bin hier daheim. Schon vergessen?“ Er lächelte, doch so charmant es früher auf Melanie gewirkt hatte, so abstoßend kam es ihr jetzt vor. „Und du? Musst du dich allein mit deinem zukünftigen Daheim bekannt machen? Hat mein lieber Neffe keine Zeit?“
„Das ist gar kein Problem. Ich komme gut zurecht.“ Sie wollte in Richtung Stalltür gehen, denn auf einmal hatte sie das Empfinden, in Olivers Nähe keine Luft zu bekommen. Sein Blick war wirklich unangenehm, er schien auf der Haut zu brennen.
„Bleib ruhig hier. Ich will nur kurz nachsehen, ob noch alles an seinem Platz ist. Dann hab ich Zeit für dich.“ Wieder dieses Lachen, das ihr schon fast irre zu sein schien. Sie machte ein paar Schritte in Richtung Tür, doch da war Oliver schon bei ihr und umklammerte ihren Arm. „Hier geblieben. Wir sind noch nicht fertig miteinander.“ Er zog sie rücksichtslos in eine Ecke des Stalls. Hier befand sich noch eine Tür, die Melanie bisher nicht gesehen hatte. Dahinter befand sich eine kleine alte Sattelkammer. Decken lagen auf zwei alten Truhen, an den Wänden hingen neben Zaumzeug auch noch zwei altersdunkle Kutschgeschirre.
„Los, setz dich dahin. Oder leg dich. Ist besser. Und dann zeig ich dir, was du vor einigen Wochen versäumt hast...“ Schon begann er an seinem Hosengürtel zu nesteln.
In Melanie stieg Panik auf. Das konnte doch nicht wahr sein! Er wollte sie doch nicht wirklich hier, in einer schmutzigen Sattelkammer, vergewaltigen! „Das kannst du nicht machen. Oliver, ich bitte dich... Denk dran, dass Volker und ich befreundet sind. Er will mich heiraten! Dann werden wir verwandt sein und...“
„Das, mein Täubchen, interessiert mich nicht die Bohne!“ Los, komm! Oder brauchst du wieder ein paar von Onkel Olivers kleinen Glücksbringern?“ Schon nestelte er an der Brusttasche seiner Jacke.
„Oliver, bitte...“ Melanie versuchte ruhig zu bleiben. Und vor allem, das war ihr klar, durfte sie den Mann nicht reizen. Was immer er genommen hatte – und dass er nicht ganz bei Sinnen war, stand für sie fest – er war gefährlich. Sie durfte ihn nicht provozieren.
„Nun komm schon, küss mich endlich. Eben, vor dem Pavillon, warst du ja auch nicht so prüde. Und ich sag dir eins: So gut wie Volker bin ich auch.“ Wieder dieses Lachen, das ihr Gänsehaut verursachte. „Ich verfüge schließlich über wesentlich mehr Erfahrung als er. Das solltest du dir nicht entgehen lassen.“
Er hatte Volker und sie beobachtet! Verrückt war das. Total verrückt!
„Bitte, Oliver, mach nicht alles kaputt, was uns verbindet. Wir waren ein paar Mal zusammen aus, haben uns gut verstanden... das ist aber auch alles. Ich liebe dich nicht. Mein ganzes Herz gehört Volker. Ich bin dir dankbar, dass du mich damals getröstet hast, als er so elend dran war und mich immer wieder von sich gewiesen hat. Du warst ein guter Freund und...“
„Das bin ich immer noch. Ein toller Freund. Ich zeig’s dir.“ Mit einem Satz war er bei ihr, und noch ehe sich Melanie wehren konnte, hatte er ihr die Bluse aufgerissen und versuchte sie zu küssen.
Noch ein einzelner erstickter Schrei kam über ihre Lippen. Sie schloss die Augen – und wartete auf das Entsetzliche, das gleich geschehen würde.
Auf einmal hörte sie einen dumpfen Schlag, einen unterdrückten Schrei.
„Du bist doch wirklich das Widerlichste, was man sich vorstellen kann. Hau ab. Geh mir aus den Augen!“
„Bruderherz! Spielst du jetzt den edlen Ritter? Oder willst du das Täubchen für dich haben?“ Er kicherte. „Wir können sie uns teilen. Sie ist so süß... Noch ein bisschen schüchtern, aber dagegen lässt sich ja was tun...“
Wieder machte er zwei Schritte auf Melanie zu, doch Graf Joachim war schon bei ihm. „Hau ab, Oliver. Schlaf deinen Rausch aus! Du bist ja total durchgeknallt! Willst du zu all dem, was du an Schuld auf dich geladen hast, jetzt auch noch eine junge Frau vergewaltigen?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich kann’s einfach nicht begreifen!“
„Das ist dein Problem, mein lieber Bruder. Aber wenn du willst, geh ich. Viel
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