Schloss meiner Sehnsucht
nach Hawaii? Ist das nicht auch romantisch?“
Kerstin stieß einen kleinen Schrei aus. „Ist das dein Ernst?“
„Klar doch. Tickets sind für den 21. September reserviert. Weißt du noch?“
Wie könnte sie dieses Datum vergessen! An einem 21. September hatten sie sich kennengelernt und Hals über Kopf ineinander verliebt. Sie lachte leise vor sich hin. Dieses Datum hatte er sich also ausgeguckt – und wollte nichts von Romantik wissen! Männer!
„Ich müsste mal nachsehen, ob ich da keinen Termin habe.“
„Hast du – mit mir zusammen.“ Er zog sie fest an sich. „Und jetzt wird gefrühstückt. Ich hab einen Bärenhunger.“
„Dann los. Du holst Brötchen, ich bereite Obst und Eier vor.“
„Wie ein altes Ehepaar – sie kommandiert und er läuft los und befolgt die Befehle.“ Doch Tims Lachen zeugte davon, dass er diese „Bevormundung“ sehr genoss!
Auch Volker von Sternburg war an diesem Morgen sehr glücklich, denn endlich konnte er aus der Klinik entlassen werden. Die Abschlussuntersuchung hatte ergeben, dass alle Tumorzellen zerstört waren – und dass er beste Aussichten hatte, ganz gesund zu werden.
Melanie hätte ihn zu gern abgeholt, doch an diesem Tag schrieb sie an der Uni eine wichtige Klausur. Außerdem freute sich Gräfin Nora schon sehr darauf, ihren Einzigen nach Hause holen zu können.
„Du kommst aber, sobald es dir möglich ist“, hatte Volker gedrängt, und Melanie hatte es versprochen.
Jetzt lag der junge Mann auf der Terrasse und genoss die Sonne und die liebevolle Fürsorge seiner Mutter. Nora hatte darauf bestanden, dass er nach dem Mittagessen eine Stunde Siesta hielt.
„Ich würde viel lieber ausreiten“, hatte Volker zu seinem Vater gesagt. „Was macht Schneestern? Ihr Fohlen ist doch sicher schon groß. Und der Hengst aus Dubai... konntest du ihn zum Decken holen?“
„Aber ja. Willst du ihn dir ansehen? Er steht schon im neuen Stall. Wenigstens das kleinere Gebäude steht schon. Der zweite Teil wird aber auch noch vor Herbstbeginn fertig.“ Es freute Graf Joachim, dass sein Sohn Anteil am Gutsbetrieb nahm. Ihm persönlich lag die Pferdezucht sehr am Herzen, sie war viel mehr als ein Hobby. Wenn er bei den edlen Tieren war, konnte er hervorragend entspannen. Und oft hatte er während eines Ausritts auch gute Geschäftsideen. Ganz davon abgesehen, dass viele seiner Geschäftspartner sehr gern nach Sternburg kamen und sich in der privaten Atmosphäre hervorragende Abschlüsse tätigen ließen.
Nur kurz gingen Graf Joachims Gedanken zu seinem Bruder und seinem Verrat. Noch wollte er Volker damit nicht belasten, er würde noch früh genug erfahren, was Oliver getan hatte.
Wie es ihm wohl ging in der Kahlenbach-Klinik? Sie hatten nur zweimal miteinander telefoniert, und diese Gespräche waren alles andere als erfreulich gewesen. Auch hatte Joachim von Sternburg nicht erfahren, woran sein Bruder litt.
„Es tut mir sehr leid, Herr Graf, aber Ihr Bruder hat ausdrücklich erklärt, dass wir niemandem über seine Erkrankung Auskunft erteilen dürfen. Sie verstehen – ich bin an meine Schweigepflicht gebunden“, hatte der Professor erklärt.
„Es... es ist etwas Ernstes?“, hatte Joachim wissen wollen.
„Nun, sagen wir so... eine Bagatellerkrankung würde ich nicht mit einem Spezialisten aus Übersee besprechen“, hatte der Klinikchef erwidert und damit umschrieben, dass es sehr wohl ernst stand.
So schwankte Joachim von Sternburg also zwischen Sorge und Zorn, wenn er an seinen Bruder dachte. Heute aber konzentrierte er sich ganz auf Volker. Nach dem Kaffeetrinken machten sie eine Runde durch die Stallungen. „Wenn ich noch nicht reiten darf, dann will ich wenigstens mal sehen, was sich alles getan hat seit dem Brand.“
Er bewunderte die geleistete Arbeit und sah dann mit glänzenden Augen auf den Deckhengst Alladin, der mit samtig glänzendem Fell in einer großen Box stand und nervös mit den Ohren spielte. „Das ist ja ein Traumpferd“, meinte er. „Bist du ihn schon geritten?“
Sein Vater schüttelte den Kopf. „Der hat den Teufel im Leib. Da wagt sich nur unser Verwalter drauf.“
„Ich reite mindestens so gut wie Sebastian!“ Volker ging näher an die Box und redete leise auf den Hengst ein. Langsam, vorsichtig kam das Tier näher.
„Das kannst du noch nicht riskieren. Bitte sei vernünftig, Volker“, bat Joachim von Sternburg.
„Schon gut, ich warte noch ein paar tage. Außerdem kommt ja morgen Melanie, da hab ich Ablenkung
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