Schloss meiner Sehnsucht
Spaß mit dem Täubchen.“ Er griff in die Tasche, warf ein paar Kokainpäckchen und Tabletten in die Luft. „Hier, nehmt euch, was ihr braucht. Ich hab genug davon!“ Lachend ging er aus dem Stall.
Melanie brach in Tränen aus. Das war ein Albtraum, den sie da gerade erlebte! Leise schluchzte sie vor sich hin, das Gesicht in den Händen verborgen.
„Es ist vorbei. Liebes, beruhige dich... alles wird gut.“
„Volker!“
„Ja, ich bin ja da...“ Seine Arme hielten sie, sie spürte seine Lippen auf ihrem Haar, hörte ihn beruhigende Worte murmeln.
„Oliver muss total durchgeknallt sein“, stieß sie dann hervor und hob den Kopf. „Er hatte mit Sicherheit wieder was genommen.“
„Das denke ich auch. Vater ist hinter ihm her. Komm, wir gehen erst mal hier raus.“ Insgeheim dankte er der Vorsehung, die seinen Vater bewogen hatte, während einer Pause zwischen zwei Telefonkonferenzen kurz in den Stall zu gehen.
„Ich mache mir Sorgen um eine der trächtigen Stuten. Ruh dich kurz aus, Volker, ich sehe mal eben im Stall vorbei. Danach können wir dann in London anrufen“, hatte er gesagt.
Aber auch Volker hatte keine Ruhe gefunden in dem gediegen möblierten Büro des Vaters und war ihm gefolgt – gerade rechtzeitig, um Melanie beizustehen.
Während Volker und Melanie langsam zum Haus zurück gingen, folgte Graf Joachim seinem Bruder, der mit langen Schritten zum See hinunter lief. Dabei rief er irgendwelche wirren Dinge, die nicht zu verstehen waren. Dann, urplötzlich, strauchelte er, taumelte und sackte zu Boden. Ohne auf den Weg zu achten, war er an einer Baumgruppe vorbei gekommen, einer der tieferen Äste hatte ihn am Kopf getroffen und zu Boden gestreckt.
Als Joachim von Sternburg neben ihm niederkniete, war Oliver bewusstlos. Aus einer kleinen, nicht sehr großen Wunde an der Stirn sickerte Blut. Dass diese Wunde nicht der Grund für die tiefe Ohnmacht sein konnte, war klar. Besorgt alarmierte der Graf einen Krankenwagen, der den immer noch wie tot daliegenden Oliver von Sternburg eine Viertelstunde später in die Klinik Professor Kahlenbachs zurück brachte.
+ + +
„Ich bin ja so aufgeregt! Fast so sehr, als ginge ich zu meiner eigenen Hochzeit!“ Kerstin zupfte an ihrer Frisur herum, obwohl der schwarze Pagenschnitt wie immer perfekt war. „Bist du endlich fertig, Tim?“
„Schon lange.“ Lachend sah der Mann seine schöne junge Frau an. „Wundervoll siehst du aus. Du solltest immer Rot tragen. Das ist genau deine Farbe. Oder Weiß. Das hat in Las Vegas einfach klasse ausgesehen.“ Er grinste. „Vor allem, als das Kleid endlich wieder auf dem Boden lag.“
„Du bist einfach unmöglich, Tim Ahrens! Und so was hab ich geheiratet!“
„Gern, oder?“
„Na ja... was blieb mir anderes übrig? Du hattest die Flugkarten schon gekauft, das Hotel bestellt...“
„Die Hochzeitskapelle gebucht... Ich bin ebene in Organisationstalent.“ Er grinste. „Und weil du mich so sehr liebst, konntest du es gar nicht erwarten, mich zu heiraten.“
„Das ist schon lange her. Jetzt sind wir ja schon ein altes Ehepaar.“
„Uralt. Seit genau fünf Monaten und sechs Tagen verheiratet.“
„Du zählst noch die Tage – wie süß!“ Er bekam einen raschen Kuss, „Aber jetzt müssen wir los“, erklärte Kerstin dann ein wenig atemlos. „Sonst kommen wir zur Hochzeit noch zu spät.“
„Die können doch gar nicht ohne uns anfangen, schließlich bist du die Trauzeugin der Braut.“
„Das will ich Melanie auch geraten haben! Die beiden sind ja auch mit uns nach Las Vegas geflogen!“ Ein Lächeln ließ ihr Gesicht ganz weich werden. „Es war einfach herrlich! Und dass Volker das schon wieder konnte – wunderbar.“
„Er hat sich einfach blendend erholt. Sieht aus wie früher.“
„Er hat schließlich auch eine perfekte Krankenpflegerin an seiner Seite.“
„Hey, das lass Melanie nicht hören. Sie hat ihr erstes Staatexamen mit Auszeichnung bestanden – und das ein paar Wochen vor der Hochzeit. Das ist schon eine Leistung.“
Kerstin nickte. „Ich glaube, Gräfin Nora und Graf Joachim sind mindestens so stolz auf sie wie Volker. Nie hätte ich gedacht, dass sie Melanie so vorbehaltlos in die Familie aufnehmen würden.“
„Ich hab nichts anderes erwartet“, meinte Tim. „Und jetzt komm endlich!“
Wenig später waren sie am Ziel. Schloss Sternburg war festlich geschmückt, auf der Terrasse blühten Blumen in verschwenderischer Pracht, und auch entlang der Auffahrt waren
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