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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
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geirrt, denn sie setzte sofort nach: „Und trotz solcher Einnahmen sind Sie so sehr auf einen Job bei der Zeitung angewiesen?“
    Nathaniel Charles erstarrte in der Bewegung. Ganz langsam drehte er sich um, die Augen schmal und eher auf Valender gerichtet, als auf Cera. Sie stemmte die Hände in die Hüften, und er korrigierte den Fehler und musterte sie mit äußerster Skepsis.
    „ Woher …?“
    Er kam nicht weiter, Cera zog einen der Artikel aus ihrem Klem m täschchen und reichte ihn ihm in die farbbeschmierte Hand.
    „ Du hast mich beklaut“, flüsterte er fassungslos.
    „ Du hast uns angelogen“, erwiderte sie postwendend.
    „ Du kleines Miststück.“ Der garstigen Worte zum Trotz lächelte Charles anerkennend. Er blickte zu Valender. „Der macht man nichts vor. Bist du ihr überhaupt gewachsen?“
    Valender entschied, sich für die Antwort zu schade zu sein. Zu seinem Bedauern spürte er sich leicht erröten, aber Charles merkte es nicht mehr, denn er wandte sich längst wieder seinem Bild zu, klatschte ein paar Kleckse Blau und Olivgrün über das Safrangelb, bis es nicht mehr zu sehen war und kratzte dann mit den Fingerkn ö cheln wirre Muster über die Farbschichten, dabei wüste Flüche durch zusammengebissene Zähne pressend.
    Cera und Valender sahen sich an. Valender war unschlüssig, ob sie besser wieder gehen sollten – dieser Maler war ein wenig … irre, und man wusste schließlich nie, wann der nächste harmlose Irre zum g e fährlichen Psychopathen mutierte. Doch kaum, dass er Cera den Vorschlag unterbreiten wollte, besser zu gehen, griff Nathaniel Charles ein beißend riechendes Tuch von einem Beistelltisch, wisc h te sich die Hände daran ab und schien im nächsten Moment wieder ansprechbar.
    „ Entschuldigt“, sagte er. „Es gehört dazu, animalische Geräusche zu machen und Fratzen zu ziehen. Der Kunde erwartet das.“
    Verrückten sollte man nicht widersprechen, dachte Valender. Cera deutete auf den Zeitungsartikel, der, gehalten von etwas Farbe, am Hemd des Malers klebte wie ein Handzettel an einer Li t faßsäule .
    „ Richtig!“, rief Charles, als freue er sich, daran erinnert zu werden. „Nun, ihr werdet das nicht auf Anhieb verstehen …“ Das klang, als würde Valender es gar nicht verstehen wollen. „Aber prinzipiell ist das eine einfache Sache. Ich fälsche diese Artikel.“
    „ Ah“, sagte Valender und nickte. „Und mit welcher Motivation?“
    Der Maler fuhr sich mit einem nervösen Lächeln über den Kopf und färbte sich damit ein paar blaue Strähnen in die schwarzen Ha a re. „Für meine Mutter.“
    Cera ließ die Stirn mit einem Seufzen in die Hand sinken. „Wir g e hen dann wohl besser“, sagte sie, „wir verschwenden hier unsere Zeit.“
    „ Nein, nein, bleibt.“ Mr Charles schien es plötzlich wichtig zu sein, dass sie ihn anhörten. „Ich kann es erklären. Erinnert ihr euch an das Attentat auf Gerald Hoppetoy, vor … hm, ungefähr sechs Jahren?“
    „ Der Cellist?“, fragte Valender. Man sagte ihm nach, ein Magischer zu sein. Der Mann war nach einem seiner Konzerte bestialisch abg e schlachtet worden. Man hatte ihm sein Herz aus der Brust geschni t ten und es in den Korpus seines Cellos gestopft. Cera biss sich auf die Unterlippe und legte sich die Hand auf die Brust; offenbar kan n te sie die tragische Geschichte ebenfalls.
    „ Ein heimlicher Verehrer soll ihn getötet haben“, sagte Valender. „Ein geisteskranker Fan.“
    Charles schüttelte den Kopf. Leuchtete da Abfälligkeit in seinem Gesicht? „Nein, mein lieber Valender“, sagte er. Nanu, seit wann so vertraulich? „Das waren ganz eindeutig extremistische Konservativ i s t e n . Man konnte ihnen nur nie etwas nachweisen. Aber wie auch, wenn in der Staatsanwaltschaft ebenfalls nur Konservativ isten si t zen.“
    „ Und deshalb fälschst du Zeitungsartikel.“ Cera klang alles andere als überzeugt.
    „ Um meine Mutter zu beruhigen. 355 Tage des Jahres lebt sie in einem Zwanzig -Seelen-Dorf in der Nähe von Inverness und züchtet dort ihre Beagle. Für Kunst und Kultur hat sie überhaupt nichts ü b rig. Sie weiß nicht, dass ich Künstler bin, und sie wird es nie erfa h ren.“
    „ Aber Ihren Namen kennt jeder im Land“, warf Valender ein. „Ansonsten würden Sie für ihre Bilder wohl kaum dreißigtausend Pfund bekommen.“
    „ N. Charles“, sagte Cera. „Unter den Zeitungsartikeln steht N. Charles, nicht Nathaniel.“
    Daraufhin fiel Valender die Lösung ein. „Ach so ist

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