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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
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das. Sie heißen überhaupt nicht Nathaniel Charles. Das ist ein Pseudonym.“
    Der Maler rollte mit den Augen. „Eher ist der Name, den meine Mutter mir aufdrückte, inzwischen das Pseudonym. Und der Nac h name Charles ist so weit verbreitet, dass es nicht auffällt. Aber nenn es, wie du willst, Val.“
    Val? Igitt. „Entschuldigen Sie, mich ungefragt beim Vornamen zu nennen, ist Dreistigkeit genug für Sie. Auf den kompletten Vorn a men muss ich bestehen.“
    „ Exzentriker“, seufzte Nathaniel Charles.
     
    Als Cera und Valender sich etwas später verabschiedeten, war es nur eine Trennung auf Zeit. Am frühen Abend würden sie sich im Ke y man-Theatre treffen, um die Nachforschungen um Yasemines Ve r bleib auf eine neue Ebene zu heben, wie der magiebegabte Maler es genannt hatte. Er wollte tatsächlich sein Drittes Auge öffnen und sehen, ob es ihm etwas Neues zeigte. Valender bezweifelte den Nu t zen von Zaubertricks, aber Cera setzte nun, da sich das Missve r ständnis aufgeklärt hatte, wieder große Hoffnungen in Nathaniels Talent, und so beschloss er, einfach abzuwarten, was geschehen würde.
    Zuvor stand ein Treffen mit Melissa an, und die Aussicht, sie wi e der lachen zu sehen, versöhnte ihn mit dem Durcheinander, das Cera in seinen Gedanken geschaffen hatte. Valender ließ die Kutsche in einigen hundert Schritt Entfernung zum Haus seines Vaters halten, wo sich hinter einer Reihe gelb blühender Stechginstersträuche ein kleiner Park versteckte. Hummeln summten in den Zweigen, das Geräusch legte einen akustischen Weichzeichner über seine Anspa n nung.
    „ Cera, darf ich dich bitten …“
    Sie machte eine Geste, dass es schon okay sei, hier zu warten, aber er konnte spüren, dass es ihr schwer fiel. Es schmerzte sie, dass er nicht zu ihr stehen konnte. Aber sie konnte auch nicht ahnen, wie groß die Ablehnung seines Vaters den Magischen gegenüber wirklich war, und es ihr zu sagen, würde bedeuten, ihr noch weiter wehzutun.
    „ Ich bin bald zurück.“ Er beeilte sich, obgleich es ihm schwer fiel, in beschwingten Schritten auf das düstere Haus im neogotischen Stil zuzulaufen. Eigentlich entfernte er sich lieber von den dicken, erdr ü ckenden Mauern.
    Er hatte Glück und musste das Haus heute nicht betreten, sondern nur umrunden. Stimmen verrieten ihm, dass sein Vater und Melissa sich im Garten aufhielten, und als er diesen betrat, entdeckte er auch Dr. Harold bei ihnen. Die Männer betrachteten die in ihrem Rol l stuhl sitzende Melissa dabei, wie sie mit ungeschickten Händen Brotbröckchen für ein paar Tauben auf den Boden warf. Die ve r kniffene Miene Mr Beazeleys ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er sich über das Vogelvieh im Garten ärgerte.
    „ Valender, wie schön, Sie zu sehen“, begrüßte Dr. Harold ihn, während sein Vater nur ein Nicken für ihn übrig hatte. Valender ging bewusst nicht zu Melissa, um die Tauben nicht zu vertreiben.
    „ Gerade schlug ich Ihrem Vater vor, dass es doch eine schöne S a che wäre, wenn Melissa einen Hund bekäme“, sagte Dr. Harold. „Was meinen Sie dazu, Valender?“
    Valender kam nicht zu Wort. Sein Vater schnaufte missmutig. „Macht ein Hund sie wieder gesund, Doktor?“
    „ Vermutlich nicht, Mr Beazeley, aber …“
    „ Was soll sie dann damit? Ein Tier macht nichts als Dreck und z u sätzliche Arbeit für die Hausmädchen. Mit absolut keinem Ergebnis. Im schlimmsten Fall kann sie damit nicht umgehen und wird gebi s sen.“
    Phillip Beazeley sah ausdruckslos zu seiner Tochter, und Valender bemerkte, wie Dr. Harold die Augen verdrehte. Bald schon würde der Doktor resignieren und keine Vorschläge mehr machen. Melissa war zutiefst zu bedauern.
    „ Vater, Dr. Harold? Wenn Sie erlauben, nehme ich Melissa jetzt zu einem Spaziergang mit.“
    Die Männer nickten und verabschiedeten sich. Auf Dr. Harold warteten Patienten und auf Phillip Beazeley die Akten auf dem Tisch. Valender konnte ungestört Melissa begrüßen und ihr ins Ohr flü s tern, dass eine Überraschung auf sie wartete.
    Als er den Rollstuhl wenig später an den Ginsterhecken vorbei schob, hatte die Aufregung Melissas Wangen rot gefärbt, und als sie Cera entdeckte, quiekte sie vor Freude.
    Valender dagegen wurde still. In der Mitte des kleinen Gartens stand ein Zierbrunnen aus weißem Marmor. Auf der schlanken E n gelsfigur, die in der Mitte tanzte, ihre Flügel reckte und das Wasser durch ihre Hände laufen ließ, als sei es ein kostbares und mit Liebe überreichtes

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